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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nicht, auf das sie stieß. Nach dem Steinstaub zu schließen, war es der direkte Durchgang für die Arbeitstrupps zum Palast.
    »Hallo, Süße, hast du auch was für mich in deinem Korb?« rief ein Arbeiter aus der Nähe.
    »Nein, nur mein eigenes Essen.«
    »Bist du sicher? Ein so hübsches Ding wie du sollte hier nicht allein essen.«
    Da verstand Illyra seine Absicht und errötete tief. Er lachte herzhaft, und sie rannte durch das namenlose Tor in ein Gewirr roter Sandsteinhaufen. Ärger übermannte sie, und sie wünschte dem Arbeiter alle möglichen kleinen Katastrophen an den Hals, weil er nicht erkannt hatte, daß sie eine glücklich verheiratete Frau war, und weil er Anträge hatte durchblicken lassen, die man einer S’danzoseherin einfach nicht machte!
    Sie aß den Käse, ohne ihn zu genießen. Das Feuer ihrer Schmach loderte nun in ihr und beleuchtete die Verständnislosigkeit, mit der die Welt sie behandelte. Es war ja nun wirklich nicht, als verlange sie so viel. Es war pure Selbstsucht und Eigensinn, daß jene, die behaupteten, sie zu lieben, nicht verstanden, daß ihre Welt mit Lillis’ Tod geendet hatte. Wenn sie sie wirklich liebten, würden sie mit ihr trauern und ihre sinnlosen Versuche aufgeben, sie aufzuheitern.
    Ihr Leben war eine Tragödie, ein endloser Leichenzug von Lillis’ Tod bis zu ihrem eigenen. Sie war zur Märtyrerin geworden und fühlte sich in dieser Rolle wohl.
    »Du solltest kein so finsteres Gesicht machen.«
    Illyra ließ vor Schreck den Korb fallen und starrte in die Sonne, erkannte jedoch den Mann nicht, der so vertraulich zu ihr sprach.
    »Und du solltest etwas vorsichtiger sein, wo und wie du deinem Groll Luft machst!«
    Sie konnte nicht dulden, daß ein Fremder sie schalt, und hatte Lust, ihn mit einem starken S’danzofluch zu verwünschen. Aber etwas, das sie nicht verstand, hielt sie zurück. Statt dessen kletterte sie von ihrem Platz auf einem Steinhaufen hinunter und sammelte ihr aus dem Korb gefallenes Picknick wieder ein.
    Aus diesem Winkel, wo ihr die Sonne nicht in die Augen schien, war der Mann leichter zu sehen, doch deshalb auch nicht besser zu erkennen. Es gab jetzt unzählige Fremde, die für den Mauerbau angeworben worden waren - doch dieser Mann war bestimmt kein einfacher Arbeiter. Nicht einmal Tempus, wenn seine Umrisse sich von einer blutrot untergehenden Sonne abhoben, wirkte so zeitlos. Außerdem konnte sie ihn nicht sehen, ebensowenig seinen Schatten.
    Das war kein gutes Zeichen, nun da Freistatt frei von Magie war.
    »Ich bin eine freie Frau«, erklärte sie mürrisch und setzte sich auf einen anderen Stein, wo das Licht besser war und sie dem Fremden in die Augen zu sehen vermochte.
    »Hier nicht!«
    Das war keine Drohung, lediglich die Feststellung einer Tatsache, als hätte sie etwas übersehen. Aber was könnte man übersehen, wenn man auf einem Steinhaufen saß?
    »Schau hinunter«, forderte er sie auf nachdenkliche, väterliche Weise auf.
    Hinunter. Der Staub war rot, wo die Unwetter von Jahren mit dem Sandstein gespielt hatten. Nichts wuchs hier. Nichts war hier vergraben. Sie konnte auch nichts sehen.
    »Wo du sitzt. Wo du schon eine ganze Stunde gesessen hast.«
    Ach das. Es waren Trümmer, die einst ein Bauwerk gewesen waren. Auf einigen Steinen prangten Buchstaben einer vergessenen Sprache. Bei den Göttern, es könnte Rankene sein, aber wie sollte sie das wissen.
    Zornig biß sie von ihrer Frucht ab. »Na und?«
    »Bist du denn blind?«
    Dieser Fremde in der gehämmerten, bronzefarbenen Rüstung und mit den forschenden dunklen Augen verdiente einen S’danzofluch, entschied Illyra. Sein Blick war schlimmer als das Starren der Beysiber! Sie lenkte ihre Gedanken in die alten Formen, dann langte sie tief in ihr Gedächtnis nach den Worten des Ritus, der ihre Wünsche mit der Sicht verschmelzen würde.
    Er sprang auf sie zu, obwohl sie ihren Fluch stumm vorbereitete, und zerrte sie mit einer Hand von dem Stein, während er ihr mit der anderen den Mund verschloß.
    »Törichte!« Er ließ sie auf den Boden fallen. »Du blinde, hoffnungslose Törin! Wie oft wurde Freistatt durch kleinliche Verwünschungen verdammt, von unbedeutenden Narren, die Heiligkeit nicht erkennen, wenn sie ihr gegenüberstehen?«
    Illyra stand auf und bürstete den Staub von ihrem Rock. Der Ärger des Mannes war zu ehrlich, um ihn einfach abzutun. »Wer seid Ihr, daß Ihr mich scheltet?« murmelte sie, ohne vom Boden aufzublicken. »Wer hat Euch zum Hüter von Freistatt

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