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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Posch.
    »Wir werden natürlich die Abstriche auf Spermien untersuchen.«
    »Die Tote ist in der Leichenstarre an den Fundort gebracht worden. Und passte genau in die Sitzposition«, sagte Paula.
    »Sie haben recht, der Körper muss vor dem Eintritt der Leichenstarre gezielt positioniert worden sein, damit er dann so fixiert war.«
    »Sie meinen, der Täter hat sie vorher so hingesetzt, wie sie auf der Bank sitzen sollte?«, wollte Chris wissen.
    »Ich denke, ja.«
    Dr. Weinert und der Sektionsgehilfe legten die entnommenen Organe wieder zurück in die Brust- und Bauchhöhle. Der Leichnam würde zur kosmetischen Wiederherstellung wieder zugenäht werden. Auf dem Beistelltisch am Fußende des Sektionstisches waren vorher aus den Organen kleine Teile für die feingeweblichen Untersuchungen herausgeschnitten und in Formalin eingelegt worden.
    »Wie lange hat das Erstarren gedauert?«, fragte Paula.
    Posch warf einen Blick auf den Körper. »Neun Stunden. Als Richtwert.«
    »Welche Handlungen hat der Täter noch an ihr vorgenommen, wenn er sie nicht vergewaltigt hat?«, fragte Chris.
    Posch zog sich die Handschuhe von den Händen. »Ich nehme an, er hat sie psychisch gequält. Falls wir keine Spermien finden, haben wir keine Hinweise auf spezielle sexuelle Gelüste.«
    »Wie alt könnte der Täter sein?«
    Posch überlegte. »So, wie er die Nadel eingestochen hat, muss er genaue anatomische Kenntnisse haben. Ich würde sagen, er ist keinesfalls siebzehn oder achtzehn, eher Mitte zwanzig und älter.«
    »Hatten Sie schon einmal einen vergleichbaren Fall auf dem Tisch?«, fragte Paula.
    Posch zog ein Gesicht, aus dem Paula Bedauern herauslas. »So gut durchorganisiert, nein. Nicht andeutungsweise. Der Täter muss sich mit den Phasen der Leichenstarre genau auskennen, sonst hätte er sie nicht so auf die Bank setzen können, wie Hauptkommissar Justus es mir beschrieb und wie ich auf den Fotos sah.«
    »Ein Mediziner?«
    »Könnte sein. Ein normaler Mensch weiß nicht, dass die Leiche auf dem Transport abgepolstert werden muss. Es darf keine Erschütterungen geben, sonst erschlaffen die Muskeln in den Gelenken, und die Haltung verrutscht. Eigentlich geht das nur, wenn man die Tote in einen Rollstuhl setzt, den man vorsichtig über eine Rampe in einen Kleintransporter schiebt. Schlaglöcher müssen auf jeden Fall gemieden werden.«
    »In dem Rollstuhl hat er die Tote dann vom Auto zur Parkbank geschoben, dort hat er sie auf die Bank gehoben, hat Pappbecher und Tauben aufgestellt und den Rollstuhl wieder mitgenommen.«
    Posch nickte. »So könnte es gewesen sein.«
    Chris erinnerte sich, wie sie der Toten heute Morgen in die Augen geschaut hatte. »Wieso waren ihre Augen offen?«
    Posch musterte die Staatsanwältin. »Er hat vor dem Erstarren der Leiche dafür gesorgt, dass ihr die Lider nicht zufallen.«
    »Wie hat er das gemacht?«
    »Er könnte ihr Streichholzstückchen dazwischengeklemmt haben. Das muss er in den ersten drei Stunden gemacht haben, weil die Augenlider und das Kiefergelenk als Erstes erstarren. Deswegen muss er ihr auch die Kinnlade hochgebunden haben, damit sie nicht herunterklappt. Das Tuch konnte er dann nach drei oder vier Stunden abnehmen.«
    Paula konnte wieder einmal feststellen, wie ehrgeizig Chris war, denn so ein konkretes Interesse in diesem Stadium der Ermittlung hatte sie bislang noch bei keinem der Staatsanwälte erlebt. Natürlich war es okay, sie konnte so viel fragen, wie sie wollte, und Paula war es nur recht, wenn jeder, der mit diesem rätselhaften Verbrechen zu tun hatte, sich möglichst intensiv damit befasste.
    Dr. Weinert hatte inzwischen aufgeräumt und gesellte sich zu ihnen.
    Der Sektionsgehilfe hatte noch zu tun. Er musste die langen Schnitte an dem Leichnam wieder vernähen - beide Beine entlang von der Knöchelregion an aufwärts, von den Handgelenken bis zur Schulter, sowie die langen Schnitte auf der Vorderseite und dem Rücken. Dort war nichts gefunden worden, aber die Fett- und Muskelschichten hatten präpariert werden müssen, um zu sehen, ob es Verletzungen oder Druckstellen gab. Für das Zusammennähen würde der Gehilfe einige Meter Garn brauchen. Paula wusste aus Erfahrung, dass man der jungen Frau später im Totenhemd nicht mehr ansehen würde, wie zerlegt der Körper gewesen war. Die Totenstarre würde sich lösen, und die Frau würde friedlich daliegen - die Hände auf dem Körper gefaltet, als hätte sie sich mit ihren Schmerzen versöhnt.
    Scholli zwinkerte Dr.

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