Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
Vom Netzwerk:
der mit diesen Mordwerken den Schritt in das Scheinwerferlicht der Medien macht. Der neue Leonardo da Vinci.«

23
    »Nehmen Sie an, dass er weitermorden wird, um seinen Ruhm zu vergrößern?«, fragte Marius.
    Bach zog die Augenbrauen hoch. »Ich sehe keinen Grund, weshalb er aufhören sollte. Wer Erfolg hat, will mehr.«
    Paula warf Chris einen Blick zu. »Was hat ein Künstler - und noch dazu ein pathologisch ehrgeiziger Künstler - davon, wenn sein Werk berühmt wird, er aber anonym bleiben muss?«, fragte sie.
    Bach nickte. »Genau das ist sein Problem. Trotzdem will er erkannt werden, egal wie widersprüchlich das ist. Ich rechne damit, dass er Signale sendet. Er wird uns Zeichen setzen.«
    Vielleicht war es diese Formulierung, vielleicht seine sanfte Rechthaberei, vielleicht aber auch die mit gewagten Prognosen gepaarte Selbstsicherheit - jedenfalls war Paulas Ungeduld so gewachsen, dass sie inzwischen ganz kribbelig war. Bachs Thesen schwebten in der Luft. Auf feste Befunde war er nicht eingegangen, Professor Poschs Feststellung, der Täter müsse fundierte medizinische Kenntnisse haben, hatte er gar nicht erwähnt. Ihr reichte es.
    Sie stand auf und sagte, es sei für sie jetzt Zeit, zum Arbeitsplatz von Johanna Frenzi zu fahren, und bat Marius, sie zu begleiten.
    Bach wollte mitkommen. Darauf war sie nicht gefasst. »Wollen Sie nicht auch die Wohnung des Opfers ansehen?«
    »Sehr gern.«
    Sie beauftragte Tommi, Professor Bach in die Wohnung zu bringen, wo die Spurensicherung immer noch tätig war. So konnte sie mit Marius ohne ihn in das Café fahren.
     
    Als sie dann mit Marius alleine war, spürte sie seine Anspannung, und sie ahnte, dass er nur zu gerne wieder ein sehr privates Gespräch begonnen hätte. Also bat sie ihn, das Steuer zu übernehmen. Das Autofahren würde ihn vielleicht ein bisschen ablenken. Sie brauchte ein wenig Zeit für sich, um ihre Gedanken zu sammeln. Sie wollte sich Bach gegenüber zukünftig anders verhalten - direkter, vielleicht auch aggressiver. In der Sitzung hatte sie bemerkt, wie schwer es ihr tatsächlich fiel, sich auf die Zusammenarbeit mit dem externen Gutachter einzulassen.
    »Du findest bei Männern immer ein Haar in der Suppe«, fing Marius an.
    Sie wandte sich ihm zu. Das klang nach dem Auftakt zu einem umfassenderen Vorwurf.
    »Also?«, fragte sie herausfordernd.
    Er ließ sich nicht provozieren, sondern blieb bei diesem therapeutischen Ton, den Paula überhaupt nicht ertragen konnte. »Du kontrollierst von Anfang an jede Art von Beziehung - aus Angst, dir könnte jemand zu nahe kommen.«
    Das hatte sie doch schon einmal gehört. Früher waren es die Männer, die keine Nähe wollten, heute anscheinend die Frauen. Dabei hatte sie die kurze sexuelle Beziehung mit Marius vor einigen Jahren nicht beendet, weil sie keine Nähe ertrug, sondern weil sie seine Chefin geworden war. Von dem Moment an hatte er sich ihren Anweisungen unterordnen müssen, da konnte sie nicht mit ihm ins Bett gehen. Wie recht sie hatte, zeigte sich jetzt, denn ohne ihr damaliges Intermezzo würde er jetzt nicht diesen Ton anschlagen.
    Kaum hatte sie das gedacht, da kam die volle Breitseite: »Du bist voller Sehnsucht danach, geliebt zu werden.«
    Das konnte sie nicht durchgehen lassen! »Deine tiefen Einsichten haben doch nicht etwa was mit der Sitzung eben zu tun?«
    »Doch. Aber dein Sarkasmus nutzt dir nichts. Du bist von diesem Bach zwar angetan, nur spielst du die Tour andersrum.« Er sah kurz zu ihr hinüber. »Auch wenn die Kollegen das nicht merken.«
    Er war eifersüchtig auf Bach - das konnte nicht wahr sein! Sie durfte auf den Unsinn unter keinen Umständen eingehen, doch sie wollte auch nicht streiten; das konnten sie sich jetzt bei den Ermittlungen nicht leisten. »Ich verstehe, was du meinst, aber ich würde das Thema gerne erst einmal zurückstellen. Ich habe eine Frage, die mir im Moment wichtiger ist.«
    »Und die wäre?«
    »Mich interessiert, was du zu seinen Theorien sagst.«
    »Das meine ich ja! Das ist es ja gerade, was ich sagen will!« Sie wandte sich verblüfft zu ihm um. Ereiferte er sich? »Sie sind beeindruckend, und du blockst gegen ihn!«
    Sie fragte ihn nicht, ob er einen Knall habe, sondern sagte beschwichtigend: »Ich habe ihn in Ruhe seine Ausführungen machen lassen. Meinst du nicht auch, seine
    Theorie vom Künstler als Täter ist ein bisschen weit hergeholt?«
    »Er sagt nicht, dass der Täter mit Sicherheit ein Künstler ist, er sagt, dass es so sein

Weitere Kostenlose Bücher