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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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könnte . Für mich war das überzeugend. Ein Geistesgestörter wäre nicht diszipliniert genug, beide Taten so durchzuorganisieren. Das ist doch evident. Wer das nicht einsieht, hat persönliche Ressentiments gegen Bach. Und du hättest nicht einmal was dagegenzusetzen!«
    Sie blickte aus dem Fenster. Hatte sie hier irgend so eine dubiose Männersolidarität vor sich? »Ich bin gerne bereit, mit dir die Dinge sachlich zu diskutieren, aber nicht in diesem Ton.«
    Marius wäre fast auf den bremsenden Mercedes aufgefahren. Paula war angeschnallt, bekam aber einen Schreck. »Pass doch auf!«, brüllte sie ihn an.
    »Entschuldigung. Vielleicht kannst du mir mal sagen, warum du verhindert hast, dass Bach uns begleitet. Mich jedenfalls hätte es interessiert, wie er mit einer ganz konkreten Situation umgeht.«
    »Mich nicht.«
    »Und? Gibt es dafür einen Grund?«
    »Gibt es.«
    »Und der wäre?«
    »Das Café, zu dem wir fahren, gehört einem Medienkünstler. Georg Valentin. Er malt und fotografiert. Jetzt macht er Videokunst. Er ist eine kleine Berühmtheit.«
    Sie hatte ihn erwischt.
    »Woher weißt du das?«, fragte er erstaunt.
    »Ich war schon eine halbe Stunde vor dir im Büro und habe ins Netz geschaut. Das Wichtigste für unsere Arbeit ist der Informationsvorsprung.«
    Er ärgerte sich über die Belehrung. »Ha ha.« Er musste sich auf die Straße konzentrieren, weil er in eine Parklücke zurücksetzte. Als er den Motor abgeschaltet hatte, fragte er: »Und warum sollte Bach nicht dabei sein?«
    »Ich akzeptiere seine These von einem Künstler als Täter. Aber bei den konkreten Ermittlungen möchte ich den Blick auch für andere Möglichkeiten frei haben.«
    Als sie auf das Café zugingen, hielt sie ihn am Arm fest. »Marius, wir machen hier jetzt Routinearbeit. Dafür brauchen wir keinen persönlichkeitspsychologischen Ansatz. Nur einen klaren, unvoreingenommenen Blick. Okay?«
    Er machte sich los und betrat das Lokal. Sie zog schnell noch den Reißverschluss ihrer schwarzen Windjacke hoch. Sie wollte nicht, dass die Gäste ihre Sig Sauer sähen, die sie am Gürtel trug. Früher hatte sie zu einer normalen Zeugenbefragung nie eine Pistole mitgenommen. Aber seit sie dabei einmal an die Wand gestellt und bedroht worden war, ging sie nicht mehr unbewaffnet. Damals hatte sie die Kerle schließlich beruhigen können, aber ihrem Begleiter waren sie an den Kragen gegangen. Als er blutend am Boden lag, forderten die Typen von ihr, dass sie die Bluse auszog. Das war hier zwar nicht zu erwarten, aber damals hatte sie es auch nicht erwartet.
    Sie gingen durch das schlichte Café mit den Glasfronten zur Haupt- und Seitenstraße. An der rechten Wand befanden sich große Monitore, davor eine Espressotheke. Auch in dem hinteren Raum hingen Monitore an den Wänden. Die schwarz gekleideten Kellner und Kellnerinnen trugen lange weiße Schürzen. Sie waren jung und balancierten ihre Tabletts gut gelaunt durch die Tische.
    Eine von ihnen war Johanna Frenzi gewesen. Im Gegensatz zu der zurückgezogen lebenden Silvia Arndt muss sie eine wache Frau mit Großstadterfahrung und wohl auch genügend Menschenkenntnis gewesen sein; so jemand würde sicher nicht in die erstbeste Falle tappen. Andrerseits hatte sie hier wie auf einer Bühne gearbeitet, sodass der Killer sie stundenlang beobachten und ihre Reaktionen studieren konnte. Vermutlich hatte sie ihn bedient und mit ihm gesprochen. Er hätte genügend erfahren können, um ihr aufzulauern, sie zu überfallen und in sein Versteck zu schleppen. Er wird sie morgens zwischen neun und zehn umgebracht haben, denn etwa neun Stunden brauchte es, bis die Leichenstarre genug ausgeprägt war, um sie in der beabsichtigten Haltung ins Kino zu befördern und dort hinzusetzen.
    »Wann haben Sie Johanna Frenzi das letzte Mal gesehen?«, fragte sie den Besitzer des Cafés. Der Videokünstler war ein ausgezehrter Mann um die fünfzig, der sie an einen Tisch führte und Mineralwasser für alle orderte, als sie keine anderen Wünsche äußerten. Mit dunklen Augen, die tief in den Höhlen lagen, sah er Paula an. »Donnerstag. Sie hat bis nachts um halb eins gearbeitet.«
    Im Kino war sie Sonntag tot aufgefunden worden - abends. »Haben Sie sie in den letzten Tagen gar nicht vermisst?«
    »Nein. Sie hatte drei Tage frei. Da drüben, die brünette Kellnerin, das ist Katharina, vielleicht weiß sie etwas. Heute Mittag hätte Johanna wieder Dienst gehabt. Und nun das.« Er hatte in der Zeitung schon von dem Mord

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