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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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mit flüchtigen Amouren, Zigaretten, Alkohol, frei von jeglichen Bindungen. »Sie wollten heiraten, Sie wollten Kinder, Sie bauten schon das Haus - und dann erklärt Ihnen Johanna, sie ist nicht die, für die Sie sie halten, und zwei Tage später ist sie weg - habe ich das richtig verstanden?«
    »Ja, so ist es gewesen.«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Donnerstagnacht, als sie aus dem Café kam. Ich bin dann schnell zu ihr nach Hause gefahren, um sie dort vor der Tür zu erwarten. Ich hoffte, in Ruhe mit ihr reden zu können. Ich wollte ihr sagen, dass ich abreise. Aber sie ist nicht gekommen. Bis sechs Uhr habe ich im Auto gewartet.«
    »Aber dann sind Sie doch nicht abgefahren.«
    »Nein. Ich wollte wenigstens noch mal in Ruhe mit ihr sprechen.«
    »Haben Sie sie in den nächsten Tagen im Lindencafé nicht vermisst?«
    »Ich hatte dort Lokalverbot.« Er klang bitter. »Aber ich bin vorbeigegangen und habe durch die Scheibe gesehen, dass sie nicht da war. Ich dachte, sie hatte frei. Ihr Handy war ausgestellt, und zu Hause hat sie nicht geöffnet.«
    »Wie war sie in den letzten Tagen in Stuttgart, nachdem sie gesagt hatte, sie ist nicht die, für die Sie sie halten?«
    »Verändert. Ernst und schweigsam, und ich hatte das Gefühl, dass sie mich meidet. Der absolute Ausdruck für schlechtes Gewissen.«
    Seine Enttäuschung und Verletztheit, die er mit Härte zu zügeln versuchte, klang aus jedem seiner Worte und all seinen Bewegungen. Seine starre Mimik, die auf Paula böse wirkte, ließ das spüren. Sie glaubte ihm, dass er nicht fernsah, keine Zeitungen las und sich hier vollkommen hinter seinem technischen Kram verschanzt hatte. Er klang nicht wie jemand, der sich diese Liebesgeschichte ausgedacht hatte.
    »Sie meinen, dass sie einen anderen hatte?«
    »Das ist die einzige Erklärung.«
    Paula fiel das Tagebuch ein, das Max in der Wohnung gefunden hatte. Es war neu, und es stand nur ein einziger Satz darin. Hatte sie es für eine neue Lebensphase angefangen? Sie musste einen Grund gehabt haben, dass sie nicht weitergeschrieben hatte. Wie war der Satz noch? Irgendeine Liebesbeteuerung. ›Ich liebe ihn und kann ihm dieses Schreckliche nicht mitteilen …‹ oder so ähnlich. »Haben Sie einen Verdacht gehabt, wer der andere sein könnte? Jemand aus Berlin?«
    Kemper wehrte ab. »Nein, ausgeschlossen, in Berlin kannte sie niemanden. Ich kenne sie seit ihrer Schulzeit.
    Es war auch niemand aus Stuttgart, das war ja das Verrückte, es musste irgendein Durchreisender gewesen sein, wahrscheinlich dieses blöde Klischee von der Liebe auf den ersten Blick: Sie sitzt im Café und sieht ihn, oder im Supermarkt, oder er hat sie auf der Straße angesprochen. Anders kann ich mir das nicht erklären.«
    Sie warf Marius einen Blick zu. Solch eine Kränkung konnte einen Mann wie Kemper durchaus in mörderische Rage bringen.
    Er schien Paula von Finsternis umgeben.
    »Johanna war nicht mehr wiederzuerkennen. Ein Flittchen, eine Hure.« Voll Widerwillen stieß er die Worte hervor.
    War es das Geständnis eines Mörders? »Wussten Sie, dass Johanna nicht mehr lange leben würde?«
    Er blieb in Abwehr. »Meinen Sie, weil ich sie umbringen wollte?«
    »Wollten Sie das?«
    »Ich habe sie geliebt. Ich war enttäuscht, aber ich hätte ihr nie etwas angetan.« Sein Gesicht war versteinert.
    »Donnerstagnacht haben Sie bis sechs Uhr morgens im Auto vor ihrer Haustür gewartet. Hat Sie da jemand gesehen?«
    »Es gingen ein paar Leute vorbei. Und ein Betrunkener hat auf das Autodach gehauen, er wollte, dass ich rauskomme.«
    Marius machte sich eine Notiz.
    »Sie haben gesehen, wie Johanna aus dem Café kam. Erinnern Sie sich, was sie anhatte?«
    »Sie trug eine weiße Bluse und schwarze Jeans.«
    »Das hatte sie nicht an. Sie hatte sich umgezogen, bevor sie das Café verließ.«
    »Das habe ich nicht mehr gesehen. Es waren schon alle gegangen, sie war mit ihrer Kollegin die Letzte. Ich wusste, dass sie gleich mit ihr zusammen rauskommen würde, und wollte den beiden nicht begegnen. Ich wollte sie allein sprechen und fuhr deshalb schon vor zu ihr nach Hause.«
    »Wussten Sie, wo der Wagen von Johanna stand?«
    »Er stand fast direkt davor, nicht ganz, etwa dreißig Meter entfernt.«
    »Was für einen Wagen haben Sie?«
    »Ich habe ein Mietauto von Budget, einen Audi. Es steht unten in der Garage.«
    »Ein Personenwagen?«
    »Ja, ein normaler Audi.«
    »Was haben Sie nach sechs gemacht?«
    »Ich bin ins Hotel, habe bis

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