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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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21 Uhr observiert und ein Taxi mit einem Polizeibeamten in Zivil vorfahren würde, sobald sie das Restaurant verließe. Ein anderer Wagen würde außerdem ihrem Taxi hinterherfahren.
    Paula war noch nicht im »Wirtshaus der Republik« gewesen, wie das Borchardt genannt wurde, weil da Prominente aus Wirtschaft, Politik und Kultur aßen. Aber Chris konnte Paula beruhigen: Der Raum war geräumig und übersichtlich.
    »Ich sorge dafür, dass du drinnen wie draußen unter Beobachtung bist«, sagte Paula.
    Chris versprach, noch nachts anzurufen, wie der Abend verlaufen war.
    Für einen Moment war ihr wohler. Hubertus Bach erreichte sie ebenfalls zu Hause. Sie entwarf ein kurzes Bild von Heiliger - sein Auftritt als Jogger, sein Verhalten bei der Vernissage, das ertrinkende Liebespaar, seine makabren Theorien über Provokation und Angriff, ihr anschließender Kinobesuch, bei dem Heiliger ihr gefolgt sein könnte, und sie erinnerte ihn daran, dass das zweite Opfer auf demselben Platz wie sie gesessen hatte. Sie erzählte ihm auch von der letzten Entdeckung, die ihm noch nicht mitgeteilt worden war: ihrem Gesicht auf dem Foto im Medaillon der Barbiepuppe.
    Bach hörte sich alles ruhig an und sagte dann in seinem typisch wissenschaftlichen Ton: »Das deckt sich alles mit meinem Täterprofil.«
    »Ja, ich weiß. Aber bisher reicht es nicht einmal für eine Hausdurchsuchung.«
    »Sonst könntet ihr dort nach dem Nagellack suchen«, sagte er.
    »Ja, genau. So aber brauchen wir Material für einen DNA-Vergleich mit den Haaren an der Baseballkappe aus Johanna Frenzis Wagen. Vielleicht werden diesmal sogar Spermien gefunden - sie wurde ja auch gefoltert.«
    Bach fand ihre Verabredung im Borchardt mit den Sicherheitsmaßnahmen in Ordnung. »Ich kann dir nur den Tipp geben, ganz entspannt zu bleiben. Dann bist du spielerisch und flexibel genug, um jede Gelegenheit zu nutzen. Du könntest zum Beispiel Zigaretten mitnehmen und so tun, als ob du rauchst, vielleicht raucht er auch. Und Kaugummi. Vielleicht nimmt er eins.«
    »Und wie krieg ich das Kaugummi wieder?«, lachte Chris.
    »Versuch, locker zu sein, dann wird sich schon eine Gelegenheit ergeben.«
    »Okay, vielen Dank.« Sie war so nervös, dass sie aufhören musste.
    »Also toi, toi, toi. Ich wünsche dir Glück.«
    »Danke, Hubertus. Das ist nett.«
    Sie ging zurück ins Bad. Jetzt duschen, anziehen und schminken. Sie zog sich bewusst geschäftsmäßig an, das schwarz-blaue Kostüm, das ihre Haare noch heller strahlen ließ, und als weiblichen Akzent das schwarze Seidenhemdchen drunter mit der Spitze im Ausschnitt. Sie tupfte Chanel N° 5 auf die Handgelenke und hinter die Ohrläppchen.
    Das Überwachungsteam hatte ihr schon für die Hinfahrt ein Taxi geschickt, damit sie den Undercover-Beamten kennenlernte, einen jungen Kerl mit Dreitagebart. Er erzählte ihr, dass er vorher bei einer Nahkampfeinheit der Bundeswehr gewesen sei. Das sollte sie beruhigen.
    Als sie ausstieg, sah sie keinen Zivilbeamten. Vielleicht waren sie gar nicht da? Sie atmete tief ein und betrat das Restaurant.
    Der Empfangschef begrüßte sie herzlich. Heiliger kam ihr quer durch das Lokal entgegen und gab ihr einen Handkuss. Natürlich hatte er einen der begehrten Tische in der Mitte des Raumes. Er bot ihr galant den Platz mit Blick auf die anderen Gäste an und setzte sich ihr gegenüber.
    Sie schaute sich um, als lasse sie die Atmosphäre auf sich wirken. Zu allen anderen Gelegenheiten mochte sie dieses Lokal: den hohen Raum mit Stuck an der Decke, Ornamentfliesen auf dem Boden und vier Marmorsäulen mit korinthischen Kapitellen. Sie saß auf einer der roten Plüschbänke mit Handläufen aus Messing. Alles echt und historisch, nichts nachgemacht.
    »Waren Sie schon mal hier?«, fragte Heiliger.
    »Nein«, log sie.
    Er hatte schon eine Flasche Dom Perignon bestellt. »Mögen Sie Austern? Die sind im September besonders gut.«
    »Ich liebe Austern, besonders zu Saisonbeginn.«
    Er schien sich zu freuen und bestellte doppelte Portionen.
    Dann bestand er darauf, dass sie als Hauptgang das Wiener Schnitzel, für das das Borchardt berühmt war, mit dem ebenfalls berühmten lauwarmen Kartoffelsalat und dem köstlichen Gurkensalat nähme.
    Sie mochte kein paniertes Fleisch, gab Heiligers Überredungskünsten aber nach, weil sie hoffte, es würde der Sache nützen.
    Er kam gleich auf das zentrale Thema seines Lebens, das er selbst war. Josef Heiliger. Alles drehte sich um ihn.
    »Bei meiner Ankunft in Berlin vor

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