Im Heu oder im Bett
der Theke abzugeben. Er musste Lauren unbedingt einholen und sich entschuldigen.
Glücklicherweise war es nur ein kurzer Weg bis zu ihrem Haus. Zunächst war keine Spur von ihr zu sehen, deshalb beschleunigte Cole seine Schritte. Erst als er in die Straße zu Laurens Haus einbog, konnte er sie im Lichtschein der Veranda die Einfahrt hinauflaufen sehen.
„Lauren”, rief er laut.
Sie sah nicht einmal über die Schulter und lief stattdessen schneller.
„Lauren, warte”, rief er wieder. Doch sie stürmte bereits entschlossen die Stufen zur Veranda hinauf, um Cole zu entkommen.
Sie musste schnellstens in ihr Haus gelangen, um vor Cole Schutz zu finden, der sie auf alle möglichen Arten schier verrückt machte. Natürlich war das Haus auch keine Zuflucht mehr, denn sie hatte ihn ja dorthin eingeladen. Aber heute, in ihrer Hochzeitsnacht, würde sie es nicht ertragen, dass er so anmaßend über sie urteilte.
Obwohl es unmöglich schien - er musste einen Riesensatz gemacht haben — stand er plötzlich zerknirscht vor ihr auf der Veranda.
„Es tut mit Leid”, sagte er leise in weichem Ton. Die Nacht war warm und sehr still. „Es tut mir sehr Leid.”
„Es spielt keine Rolle, Cole”, sagte sie schnell, aber sie wusste, dass das nicht stimmte.
„Doch, das tut es”, flüsterte er. „Mir macht es etwas aus.”
Sie senkte den Blick und erwiderte mit fester Stimme: „Wie auch immer, Cole, ich bin schon seit sehr langer Zeit auf mich allein gestellt. Ich habe gelernt, mich nicht darum zu kümmern, was andere über mich denken. Auf diese Weise habe ich überlebt.”
„Lauren, Schatz”, sagte er genauso wie vorhin beim Bowling, und sie spürte wegen der Vertrautheit einen Stich in ihrem Herzen. „Das war nicht meine Meinung, was ich eben in diesem Lokal gesagt habe. Ich bin niemand, der über andere zu Gericht sitzt.”
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie wollte ihm glauben, ihm trauen, weil … nun, verdammt, sie ihn so mochte. „Was willst du von mir, Cole?” Angespannt wappnete sie sich gegen den nächsten Angriff.
„Ich will dir zuhören. Und ich will wissen, wer du bist.”
Wenn sie ihm nur diese einfache Bitte erfüllen könnte! Aber sie war sicher, dass er sie nicht mögen würde, wenn er wüsste, wer sie wirklich war. Und was noch schlimmer war, er würde sie nicht wollen — bestimmt nicht auf die Weise, wie sie ihn wollte.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht …”, aber er stoppte sie, indem er ihre Wange berührte. Liebevoll sah er sie an. „Kannst du mir nicht eine zweite Chance geben?”
Was geschieht mit mir? fragte sie sich, als sie instinktiv ihre Wange in seiner Handfläche barg, während ihr eine Träne über die Wange rollte. Wenn nur sein wohlhabendes und glückliches Elternhaus ihn nicht so vollkommen ungeeignet erscheinen ließen, ihre einsame Kindheit in den zerrütteten Pflegefamilien zu verstehen, ja, dann vielleicht …
Mit einem Finger tupfte Cole ihr die nächste Träne ab. Er lächelte und sah Lauren so betroffen an, dass sie gegen ihren Willen plötzlich vor Sehnsucht erschauerte. „Geh einfach davon aus, dass ich ein Idiot bin - das sollte ja einfach sein”, sagte er, wofür er mit einem kleinen Lächeln belohnt wurde.” Er nahm sie in die Arme, streichelte ihren Rücken und küsste sie auf die Stirn. „Erzähl es mir noch einmal, damit ich das Band zurückspulen und es diesmal richtig machen kann.”
Sein Mitgefühl ist mein Verderben, dachte sie alarmiert, als sein würziger, verführerischer Duft sie einhüllte und dafür sorgte, dass sie in seinen Armen nachgiebig wurde. Der Mann hatte eine fatale Wirkung auf sie. Sie war im Begriff, den Kopf zu verlieren.
Sie machte sich los, sah ihm in die Augen und wusste, dass sie keineswegs sicher sein konnte, dass er nicht wieder über sie urteilen und sie ohne jede Beschönigung akzeptieren würde, aber sie musste es versuchen. Denn wirklich sicher war sie sich im Augenblick nur darüber, dass sie bereits angefangen hatte, sich in ihn zu verlieben. „Meine Eltern haben mich weggegeben, als ich ein Baby war.” Sie schaute ihn herausfordernd an. „Genauer gesagt, sie haben mich einfach in einem Bahnhof liegen gelassen wie Müll.”
Sein Gesicht verdüsterte sich erneut unheilvoll, aber diesmal wusste sie instinktiv, dass er nicht auf sie ärgerlich war. „Liebes”, begann er voller Mitgefühl.
Sie hob zitternd die Hand, um ihn zu stoppen. „Ich stamme nicht aus einer reichen Familie, Cole. Aber ich
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