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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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würden, bis sie
die Reise aus eigener Kraft beginnen konnten.
    Wenige
Sekunden nach dem Ablegen schaltete die Bordenergie die
Gravitationsfelder des Schiffs ein, und der Druck auf ihrer Brust ließ
nach. Die Monitore bestätigten indessen, dass die Beschleunigung
zunahm. Der Himmel verfärbte sich schwarz, derweil der gekrümmte
Horizont von Gaston's Landing sichtbar wurde; in Gedanken
verabschiedete sich Jael von ihrer Heimatwelt.
    Minuten
später erschien der Planet als gigantische Kugel im All, die rasch
zusammenschrumpfte, als sie den Orbit hinter sich ließen. Jael merkte,
wie eine Art Euphorie von ihr Besitz ergriff, während das Schiff und
der Schlepper durch die leere Weite des Planetensystems rasten, den
hell funkelnden, lockenden Sternen entgegen. Es war ein gutes Gefühl,
ein echtes Rigger-Gefühl, diese beinahe urtümliche Begeisterung, wenn
man die Fesseln des planetengebundenen Lebens sprengte, sich nach außen
richtete, immer weiter dehnte und streckte.
    Während sie
die Ereignisse auf ihren Monitoren verfolgte, begann sie, die
Fluxindikatoren zu beobachten. Sie suchte nach Anzeichen, die ihr
verrieten, wann sie das Schiff gefahrlos eintauchen und auf die richtige Reise schicken konnte. Und sie fing an, sich den bevorstehenden
Eintritt in den Flux in ihrer Phantasie vorzustellen, ihren Geist auf
das Kommende vorzubereiten.

Kapitel 5
    C APTAIN H OGURN
    Â»S IE SIND AUF SICH ALLEIN GESTELLT , Cassandra. Wir wünschen Ihnen einen sicheren Flug.«
    Â»Alles klar bei uns, Juliette. Vielen Dank.«
    Jael
hörte Mogurns Stimme über den Kommunikator; sie bekam mit, wie die
Spazial-Induktoren des Schleppers die Farbe wechselten, als das Boot
abdrehte und davondüste; und sie beobachtete, wie die Juliette kleiner wurde und in der Nacht verschwand, genau wie der Planet. Doch
in erster Linie konzentrierte sie sich auf das schlummernde
Energiefeld, welches sie mit einem sanften Prickeln einhüllte, während
sie Mogurns Kommando entgegenfieberte. Ihr Geist war angefüllt mit
Bildern und Landschaften, die nur darauf warteten, entfaltet zu werden.
    Â»Jael, sind Sie bereit?«, tönte Mogurns Stimme direkt in ihrem Ohr.
    Â»Wann immer Sie mir das Signal geben.«
    Â»Haben Sie sich mit dem Kurs vertraut gemacht?«
    Stirnrunzelnd
blickte sie auf den Monitor, über den sie die Navigationsdaten aus der
Bibliothek abgerufen hatte. »So vertraut, wie es nur geht, ohne ihn
tatsächlich geflogen zu sein.«
    Sie spürte in ihrer Nähe
eine Bewegung, und sie merkte, dass Mogurn zurückgekommen war und nun
in die Rigger-Station hereinschaute. Sie gönnte ihm nur einen
flüchtigen Seitenblick. Es war ihr wichtiger, das seelische
Gleichgewicht zu behalten, als auf seine Gegenwart zu reagieren. Dann
spürte sie, wie Mogurn seinen Platz im Bug wieder einnahm.
    Â»Na schön«, hörte sie. »Setzen Sie einen Kurs nach Lexis. Nach Ihrem eigenen Ermessen, Rigger.«
    Sie
schloss lächelnd die Augen. Rings um sie her erwachte das Sensornetz
zum Leben und durchströmte sie mit Energie. Sie entspannte sich,
derweil sich ihre physischen Empfindungen ausblendeten. Ihre inneren
Sinne suchten sich einen Weg ins Netz, dehnten es aus und streckten
sich in den Weltraum hinein. Indem sie die Form des Netzes mit mentalen
Befehlen veränderte, grub sie ihre Fingernägel in das Gewebe des Raums
und zog das Schiff ohne viel Aufhebens in die Zone, die sie zu den
Sternen bringen würde.
    Natürlich leistete die Energie
des Fluxkerns die eigentliche Arbeit, doch sie lenkte diese Kräfte.
Leise, hurtig, wie ein Schwimmer, der kopfüber in die Tiefen eines
Ozeans abtaucht, verließ sie die kalte Leere das Normalraums und
schwamm durch die ruhelosen, multidimensionalen Schichten der Raumzeit,
hinunter in die Strömungen des Flux. Und das Sternenschiff zog sie
hinter sich her.
    Was sie dann sah, war eine Synthese
ihrer eigenen Intuition und der Realität der Raumzeit-Topographie, in
welche sie soeben eindrang. Sie und das Sternenschiff schwebten in
einem Meer aus türkisgrünem Nebel, durchsichtigen, kühlen Schwaden.
Diese Farbe symbolisierte, dass sie sich unter Wasser befanden, doch
die Dunstschleier kreisten in transparenten Wirbeln und glichen bald
von einem Jetstrom gesträhnten, hohen Zirruswolken.
    Jael
streckte die Arme aus wie Flügel – kräftige Gliedmaßen, die imaginär
und real zugleich waren – und ließ sie

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