Im Hyperraum
Wochen allein zu sein. Doch im Laufe vieler Jahrzehnte,
in denen man das Riggen von Sternenschiffen praktizierte, hatte der
Verlust zahlreicher Schiffe eines bewiesen: die fragile Balance von
Sensitivität, Phantasie und Kontrolle, die einen Rigger befähigten,
durch den Flux zu navigieren, lieà sich allzu leicht zerstören.
Gleichgültig, wie schlecht man einen Rigger behandelte, der irgendwo
arbeitslos auf einem Planeten festsaÃ, das Wohlergehen eines Riggers
während eines Fluges war sakrosankt. Selbst die nicht lizensierten
Skipper nahmen darauf Rücksicht. Sogar Jaels eigener Vater hatte sich
an diese Regel gehalten.
Diese tröstlichen Gedanken
gingen ihr durch den Kopf, während sie die Checkliste für die
Rigger-Station durchging. Es war wichtig, dass sie nicht nur die
Station, sondern auch sich selbst auf den Flug vorbereitete. Sämtliche
Alltagssorgen, die Probleme in der Rigger-Halle und das Gerangel um
Aufträge am Raumhafen, mussten verdrängt werden. Je früher sich ihr
Geist von allem Profanen befreite, umso reibungsloser und sicherer
würde sich der Flug gestalten.
»Unser erster
Zwischenstopp wird auf Lexis sein«, bemerkte Mogurn, ohne sich
umzudrehen. »Natürlich umfliegen wir die Route, die durch das Gebirge
führt.«
»Aha«, sagte Jael und forschte in ihrem Gedächtnis, was sie im Training über diese Route erfahren hatte. Ach ja â¦
»Ich
halte nichts davon, wenn man sich leichtsinnig in Gefahr begibt. Auf
dieser Strecke kann so manches passieren, zum Beispiel wenn man auf â
unvorhersehbare Hindernisse stöÃt, nicht wahr?«, fügte Mogurn hinzu.
»Sie
haben sicher Recht«, murmelte Jael. Seit den Anfängen des
Sternenriggens vor mehreren Jahrzehnten rankten sich um diese Route
Legenden, doch vermutlich nicht mehr als um alle anderen ungewöhnlichen
Gegenden, Hunderte an der Zahl, welche die abenteuerlichsten
Geschichten hervorbrachten. Was war das doch noch gleich, was man sich
über die Berge erzählte â gab es hier nicht Drachen? Doch, jetzt
erinnerte sie sich wieder. Angeblich wohnten hier Drachen. Nichts,
worüber sie sich Gedanken zu machen brauchte.
»Besser,
man geht auf Nummer Sicher«, betonte Mogurn. Er hantierte immer noch im
vorderen Teil der Brücke herum, und ein Weilchen sagte keiner von ihnen
etwas. Jael machte mit ihrem Check weiter. Unvermittelt fragte er: »Sie
kennen diese Route doch, oder?«
Jael hielt einen Moment
lang inne. Sie war noch nie nach Lexis geflogen, aber mit den
Besonderheiten dieser Strecke war sie vertraut; in den Hypno-Briefings
in der Bibliothek hatte sie sich die unterschiedlichen Strömungen des
Flux eingeprägt. Das teilte sie Mogurn mit.
Er drehte
sich in seinem Sessel um und sah sie an. »Tja, ich bin diese Route
schon viele Male geflogen. Auch wenn Sie der Rigger sind und nicht ich,
nehmen Sie doch hoffentlich ein paar Ratschläge bezüglich der
Navigation an?«
Sie blinzelte verdutzt. »Selbstverständlich.«
»Gut.«
Mogurn widmete sich wieder seinen Kontrollpaneelen. »Nur damit Sie
Bescheid wissen â die Berge sind gefährlich. Ich erwarte von Ihnen,
dass sie mich ständig auf dem Laufenden halten.«
Als ob
sie das nicht ohnehin tun würde, dachte sie und prüfte die letzten
Instrumente an der AuÃenhülle der Station durch. Sie beugte sich in den
Alkoven und warf einen Blick auf die aktuellen Flugdaten. »Haben Sie
etwas dagegen, wenn ich �«
»Tun Sie sich keinen Zwang an. Das gehört schlieÃlich zu Ihrer Checkliste, nicht wahr?«
»Ja.«
Sie glitt in den Alkoven und legte sich rücklings auf die Liege.
Nachdem sie eine bequeme Position gefunden hatte, touchierte sie mit
dem Hinterkopf die neuralen Kontakte in der Nackenstütze und wartete
auf das Kribbeln, das ihr verriet, dass sie an die latenten
Netz-Kontrollen angeschlossen war. Sie richtete den Blick auf die
Instrumente über ihrem Kopf und legte Energie auf das Steuersystem.
Wenig später schloss sie die Augen und lieà das prickelnde Gefühl, das
von den Systemen ausging, in ihre GliedmaÃen und ihren Geist strömen.
Dunkelheit
hüllte sie ein. Mit imaginären Händen fasste sie in das sensorische
Netz und testete es, sondierte es bis an die Grenzen aus, um zu spüren,
wie es sich anfühlte. Noch blieb das Netz auf das Innere des
Raumschiffs beschränkt â erst wenn sie durch
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