Im Hyperraum
Die
Rigger-Kontrollen wollte sie vor dem Abflug selbst durchchecken.
Jael
begab sich zum Unterbau des Schiffes, der in den Andockschienen ruhte.
Die AuÃenluke der Einstiegsschleuse stand offen; eine kurze Rampe
führte hinauf. Sie betrat die Luftschleuse und suchte an der Tür nach
dem Kommunikationsschalter. »Jael LeBrae. Erbitte Erlaubnis, an Bord
kommen zu dürfen.«
Eine kurze Stille trat ein. Dann
antwortete eine von statischem Rauschen untermalte Stimme: »Kommen Sie
auf die Brücke, Jael. Oberstes Deck. Verriegeln Sie die Schleuse hinter
sich.«
Sie berührte die entsprechenden Schalter und
begab sich ins Schiff. Mit einem Zischen schlossen sich die AuÃen- und
die Innenluke. Auf dem Maschinendeck blickte sie sich um; die nach oben
führende Leiter wurde von einer Lichtquelle auf Deck zwei beleuchtet.
Sie schlang sich den Riemen ihrer Reisetasche über die Schulter und
kletterte hinauf.
Auf der nächsten Ebene befand sich
ein zweiter Maschinenraum. Nachdem sie noch eine Leiter hochgestiegen
war, landete sie in einem schmalen, ringförmigen Korridor. Sie
benötigte nur einen kurzen Moment, um sich zu orientieren. Im Zentrum
des Rings befand sich die Messe; mehrere Türen an der AuÃenwand des
Gangs führten in Wohnquartiere. An der rechten Seite lag der Eingang
zur Brücke.
Dort tauchte jetzt Mogurn auf und begrüÃte
sie. »Bringen Sie Ihre Tasche in die erste Kabine, dann kommen Sie zu
mir auf die Brücke. Wir checken aus für den Abflug.« Er drehte sich um
und verschwand wieder.
Jael drückte auf die Sensortafel
der Tür, die sich unmittelbar hinter der Brücke befand. Als der Eingang
transparent wurde, betrat sie die Kabine. Sie war klein und sparsam
eingerichtet: eine Koje, ein Klappstuhl und eine winzige Hygienezelle.
Alles streng nach Standard, absolut spartanisch. Dann begab sie sich in
den Korridor zurück, verdunkelte die Tür und eilte auf die Brücke.
Im
Raum herrschte ein schummeriges Licht, doch er strotzte vor hell
erleuchteten Displays. Mogurn saà vorn, mit dem Rücken zu ihr; er
inspizierte einen Dschungel aus Instrumenten, hauptsächlich Geräte für
den Normalraum und telemetrische Anzeigen aus den Rigger-Netzen. Sie
machte zwei Rigger-Stationen aus, Seiki-Modelle. Sie flankierten die
Brücke zu beiden Seiten: Liegen, die in enge, horizontale Alkoven
eingelassen waren.
Von dort aus würde sie das Schiff
lenken. Zwei Rigger-Stationen, ein Rigger. Die zweite Station diente
als Ersatz, falls eine ausfiel; womöglich war dies auch der Platz für
einen Co-Rigger, hätte es einen gegeben. Auf den ersten Blick konnte
man die exakte Funktion nur schwer feststellen; es gab nahezu unzählige
Designs für Schiffe und Rigger-Stationen. Manche Anlagen besaÃen eine
komplizierte Konstruktion, wie hochmastige Schiffe des Meeres, und
mussten von mehreren Riggern in absolutem Einklang bedient werden.
Andere waren kompakt und ohne Firlefanz, perfekt für einen einzelnen
Rigger. Flüchtig kam ihr der Gedanke, Mogurn könnte vielleicht aus Geiz
nur einen Rigger anheuern, wenn zwei optimal wären. So etwas kam vor,
besonders bei Irregulären â doch sie verwarf diesen Gedanken. Welcher
vernünftige Eigner würde schon ein teures Schiff mit einer wertvollen
Fracht gefährden, indem er den Lohn für einen Rigger einsparte?
»Nur
zu, machen Sie sich mit der Station vertraut«, forderte Mogurn sie auf,
während er in einen kleinen Spiegel blickte. »In ein paar Minuten bin
ich hier fertig.«
Jael nickte und begann sich mit den
Instrumenten an der Steuerbord-Rigger-Anlage zu beschäftigen, welche
als Primärstation gekennzeichnet war. Wenn es sein musste, vermochte
sie eine Station im Schlaf zu inspizieren, und das war gut so; denn
plötzlich vergegenwärtigte sie sich, dass sie im Begriff stand, in den
tiefen Weltraum vorzudringen, in Begleitung eines Mannes, den sie kaum
kannte, und der sich nur mit einem Minimum an Dokumenten auszuweisen
vermochte â wenn überhaupt. Gewiss, sie war schon früher solo geflogen,
doch niemals derart ungeschützt. Nicht, dass sie um ihre persönliche
Sicherheit besorgt gewesen wäre; in dieser Hinsicht gab es
stillschweigende Garantien, selbst bei einem Mann wie Mogurn.
Es
hatte Zeiten gegeben, da hätte ein weiblicher Rigger es nicht gewagt,
an Bord eines solchen Schiffes zu gehen, um mit einem wildfremden Mann
Tage oder gar
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