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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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zapfte eine Art
strohfarbenes Ale in ein Glas und drehte sich zu ihr um. »Das Getränk
ist alkoholfrei. Möchten Sie es kosten, Jael?«
    Â»Ja,
bitte«, entgegnete sie und fragte sich, ob er eine andere Antwort
überhaupt akzeptiert hätte. Bis jetzt schien jede seiner Fragen eher
rhetorisch zu sein.
    Mogurn zapfte ein zweites Glas Ale
und stellte es vor ihr ab. Eine Minute später öffnete sich das
Nahrungsmittelfach mit einem leisen Zischen, und er holte zwei
dampfende Essteller heraus. »Bitte sehr. Ich denke, es wird Ihnen
munden.«
    Jael wartete, bis Mogurn einen Bissen von
seinem eigenen Teller gegessen hatte, ehe sie zögernd die Gabel hob und
einen Happen des Fisches probierte. Er sah eher aus wie ein knusprig
gebratener Käse und schmeckte wie fades Gemüse mit einer brotähnlichen
Konsistenz. Doch sie fand, das Gericht sei nicht schlechter als der
Fraß, den sie in der Rigger-Halle servierten. Und irgendetwas musste
sie schließlich essen.
    Mogurn aß schnell und ohne sich
um Konversation zu kümmern. Er summte leise vor sich hin und fasste
gelegentlich nach hinten, um seinen Nacken zu massieren. Wenn er in
Jaels Richtung blickte, schien er sie nicht wahrzunehmen; es war, als
betrachte er etwas hinter ihr, etwas, das sich außerhalb der Wände
dieses Raums befand. Nicht, dass sie das gestört hätte; es machte ihr
nichts aus, zu schweigen und sich in ihre eigenen Gedanken zu
vertiefen. Mogurn machte auf sie den Eindruck eines ziemlich
selbstgenügsamen Menschen – was sie keineswegs wunderte. Sie
bezweifelte, dass er ein guter Unterhalter war, selbst wenn er sich mal
zu einem Gespräch aufraffte.
    Sie hatte ihre Portion
erst zur Hälfte gegessen, als Mogurn aufstand, wobei er seinen Teller
und das Besteck auf dem Tisch ließ. Er zeigte auf ein schwarzes Paneel
und erklärte: »Das schmutzige Geschirr kommt da rein. Wenn Sie mit
Aufräumen fertig sind, kommen Sie in meine Kabine. Es ist die zweite
Tür nach Ihrem eigenen Quartier.« Als er ihre verblüffte Miene
bemerkte, fügte er hinzu: »Aber trödeln Sie bitte nicht zu lange.« Dann
drehte er sich mit wehenden Gewändern um und verließ die Messe.
    Jael
starrte ihm hinterher und blickte stirnrunzelnd auf ihr restliches
Essen; ihr war der Appetit vergangen. Sie setzte zu einer Erwiderung an
– dass sie als Rigger angeheuert hatte, nicht als Dienstmädchen – doch
dann verbiss sie sich ihren Protest. Es würde ihr nichts nützen, wenn
sie sich über diese Behandlung aufregte. Während dieser Reise musste
sie mit Mogurn auskommen, und Perfektion hatte sie von ihm gar nicht
erwartet.
    Vielleicht sollte sie dankbar für das sein,
was ihr beschert worden war, und den Aspekt des Fluges genießen, den
ihr niemand streitig machen konnte – das Riggen und die traumhafte
Freiheit im Netz. Der Gedanke tröstete sie so sehr, dass sie noch ein
paar Happen essen konnte, ehe sie fand, ihr Hunger sei gestillt. Sie
trank ein wenig Ale, dann stellte sie das benutzte Geschirr in das
Säuberungspaneel. Ein leises Näseln zeigte an, dass die Arbeitseinheit
in Aktion trat und die Sachen reinigte.
    Während sie im
Raum stand und sich umschaute, wünschte sie sich, sie könnte einfach
ins Netz zurückkehren und weiterhin fliegen. Doch sie entsann sich an
Mogurns Anweisung, nicht zu lange zu trödeln. Also gut. Sie würde sich
in die Kabine des Captains begeben und sich überraschen lassen, was es
mit diesem so genannten Pallisp auf sich hatte.
    Im
Korridor herrschte absolute Stille – bis auf das Flüstern des
Luftzirkulators. Sie fand die Tür zu Mogurns Kabine – das Schiff war so
klein, dass es zu sämtlichen Bereichen jeweils nur ein paar Schritte
waren. Ein paar Augenblicke verharrte sie vor der Tür und dachte nach.
Dann drückte sie auf die Sensortafel. Die Tür wurde transparent, und
sie betrat Mogurns Kabine.
    Sie war größer als die ihre
und luxuriös eingerichtet. Ein Gobelin aus Kristall schmückte eine
Wand; er glitzerte und funkelte im Widerschein der bunten
Lichtfragmente, die in den gläsernen Strukturen tanzten. Unter dem
Gobelin stand eine Sitzbank. Am hinteren Ende der Kabine saß Mogurn in
einem Plüschsessel und rauchte. Er sah sie nicht direkt an, doch sie
spürte, dass er sie beobachtete. Nachdem er eine stinkende Qualmwolke
ausgeblasen hatte, schwenkte er seine lange, rohrförmige Pfeife.

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