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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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den Weltraum flogen, würde
es sich gänzlich ausdehnen – aber die derzeitige Form reichte für einen
Probelauf aus.
    Sie streckte ihre imaginären Arme in die
Finsternis hinein, und ihr inneres Auge zeichnete perspektivische
Linien, die dem sie umgebenden Nichtraum Gestalt verliehen. Während sie
das Energiefeld mental erforschte, ruhte ihr stofflicher Körper
regungslos auf der Liege. Als sie sich davon überzeugt hatte, dass das
Kraftfeld angemessen auf ihre Gedanken reagierte, zog sie sich aus dem
Netz zurück und schlüpfte wieder in ihren physischen Körper hinein.
    Sie
schlug die Augen auf. Die Monitore an der Decke der Station zeigten
Messwerte bezüglich der Feldstärken an, die sie bei diesem simplen
Check eingesetzt hatte, sowie die Leistungsfähigkeit des Netzes unter
Probebedingungen. Sie spitzte die Lippen und nickte zufrieden. Alles
lag innerhalb der üblichen Parameter.
    Sie nahm draußen
eine Bewegung wahr und merkte dann, dass Mogurn neben der
Rigger-Station stand. Er bückte sich und spähte herein. Sein Blick
flackerte hin und her, und er fasste sie lauernd ins Auge. Was tat er
da – suchte er nach Fehlern, nach Anzeichen von Schwäche? Seine Augen,
die sich dicht vor ihrem Gesicht befanden, waren stark blutunterlaufen
und tränten. »Alles okay?«, erkundigte er sich.
    Â»Es
scheint so«, erwiderte sie und strich mit den Fingern über die
Monitore. Sie mochte es nicht, so angestarrt zu werden. Aber natürlich
gab es keinen Grund, weshalb er sie nicht beobachten sollte; er hatte
das Recht, sich davon zu überzeugen, ob sein Schiff in fähigen Händen
war.
    Â»Gut. Wir legen gleich ab. Müssen Sie noch irgendetwas erledigen, bevor ich den Schlepper anfordere?«, fragte Mogurn.
    Â»Kann ich kurz in meine Kabine gehen?«
    Mogurn
richtete sich auf. »Selbstverständlich. Ich gebe jetzt die Anforderung
durch. Vermutlich dauert es eine Weile, bis der Schlepper bei uns ist.«
    Als
sie aus der Rigger-Station hinausschlüpfte, saß er zurückgelehnt in
seinem Kommandosessel und schaute ihr zu. In seiner Mimik vermochte sie
nicht zu lesen, doch sie spürte seine Blicke in ihrem Rücken, als sie
die Brücke verließ.
    In ihrer Kabine verbrachte sie ein
paar Minuten damit, den Inhalt ihrer Reisetasche zu verstauen und in
den Schubladen und Fächern zu stöbern. Einmal hielt sie inne und
schaute in den winzigen Wandspiegel. Sie fand, ihr Gesicht sähe ein
bisschen gestresst aus, und ihr feines braunes Haar musste gekämmt
werden. Doch in ihren haselnussbraunen Augen lag ein klarer,
entschlossener Blick; jedenfalls kam es ihr so vor, als sie sich selbst
mit strenger Miene betrachtete und dachte: Du bist eine
Verpflichtung eingegangen. Es spielt keine Rolle, ob du klug gehandelt
hast oder nicht. Mach nur deine Arbeit und bau keinen Mist. Zeig, was
du kannst, dann wird am Ende alles gut werden. Sie versuchte zu lächeln. Doch das Ergebnis wirkte albern.
    Genug. Es wurde höchste Zeit, sich auf den Flug einzustimmen.
    â–ˆ
    Â»J AEL , IST I HRE S TATION BEREIT ?«, fragte Mogurn aus dem vorderen Teil der Brücke.
    Â»Bereit«,
bestätigte sie und prüfte noch einmal ihre Monitore. In dieser Phase
gab es für sie absolut nichts zu tun; sie durfte den Flug genießen und
musste nur die Systeme im Auge behalten, um die Daten später zu
verwerten.
    Â»Schlepper Juliette, hier ist die Cassandra. Wir sind so weit«, meldete Mogurn.
    Von
ihrer Liege in der Rigger-Station aus konnte sie ihn nicht sehen, doch
auf dem Monitor beobachtete sie, wie sich der Schlepper Mogurns Schiff
von oben näherte. Er glich einer dünnen, vierbeinigen Spinne, die sich
an einem unsichtbaren Seidenfaden niederließ. Bald versperrte er die
Sicht nach oben, als er mit einer kaum wahrnehmbaren Erschütterung auf
der Cassandra landete und sich einklinkte.
    Dann
spürte Jael eine Vibration unter ihrer Liege, während das Landedock das
Schiff freigab. Einen Augenblick später schien ein leichtes Gewicht sie
niederzudrücken, als sie den festen Untergrund hinter sich ließen und
zu steigen begannen. Auf einem Monitor sah sie, wie der Boden
wegsackte; auf einem anderen glühten die Kugeln, die sich am Ende der
Spinnenbeine befanden, zuerst in Rot, dann in Orange. Das waren die
Zirkadianischen Spazial-Induktoren, die sie in den Orbit schleusen und
so weit von der Massenanziehung des Planten fortbringen

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