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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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angeschlossen bin, können Sie
schlafen – nachdem Sie unsere Position gegengecheckt haben. Aber Sie
dürfen nicht fliegen, es sei denn, besondere Umstände erfordern Ihr
Eingreifen. Ich bestimme, wann Ihre nächste Schicht beginnt. Bis dahin
sorgen Sie lediglich dafür, dass wir stabil im Flux verankert sind,
nicht mehr. Haben Sie mich verstanden?«
    Jael nickte
unbehaglich. Sie bestätigte den Befehl, aber sie sah die Notwendigkeit
dieser unüblichen Instruktion nicht ein. Normalerweise setzte der
Rigger seine Flugroutine in eigener Verantwortung fest. Allerdings maß
sie dieser Schrulle ihres Captains keine große Bedeutung bei. Sie
schloss kurz die Augen, erinnerte sich an die wohlige Wärme des Pallisp
und seufzte leise. Als sie die Augen wieder aufschlug, sah sie, dass an
der gepolsterten Armstütze von Mogurns Sessel eine kleine holotronische
Einheit hing; über ein dünnes Kabel aus optischen Fasern war eine Art
Kopfset mit diesem Gerät verbunden.
    Mogurn folgte ihrem
Blick und nickte. Nach dem Kopfset greifend, erklärte er: »Ich muss Sie
bitten, mir beim Anlegen dieses Apparates zu helfen.« Er stülpte sich
das Kopfset über und zeigte ihr, wie sie die schmalen Kontaktarme an
den richtigen Stellen an seinen Schläfen und in seinem Nacken
befestigte. »Ja. Und jetzt müssen Sie das Gerät einschalten. Stellen
Sie es ein auf zwei Stunden mit der Intensitätsstufe vier. Beobachten
Sie einen Moment lang die Energiefluktuationen und nehmen Sie dann eine
Feinabstimmung vor. Haben Sie den Kontrollmechanismus gefunden?«
    Nachdem
sie seine Anweisungen befolgt hatte, trat sie misstrauisch einen
Schritt zurück. Mogurn schien ihre Gegenwart nicht mehr wahrzunehmen.
Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, seine Augenlider flatterten,
ein breites Lächeln überzog sein Gesicht und wuchs sich zu einem satten
Grinsen aus. Die Augen blieben offen, doch der Blick richtete sich ins
Leere. »Sind Sie … ist es richtig so?« Als er nicht antwortete, begriff
Jael, dass er nicht reagieren konnte – er würde erst wieder ansprechbar sein, wenn sich das Gerät in zwei Stunden abschaltete.
    Aber
was erlebte Mogurn unter dem Einfluss des synaptischen Verstärkers?
Funktionierte dieser Apparat ähnlich wie der Pallisp? Sie rückte noch
ein paar Schritte mehr ab und beobachtete ihn. Seine Hände begannen zu
zucken, wie wenn er träumte; sie entwickelten ein Eigenleben und
vollführten knetende und streichelnde Bewegungen. Jael wurde verlegen.
    Fasziniert
und angewidert zugleich ging sie zur Tür. Sah sie auch so aus, wenn sie
unter der Einwirkung des Pallisp stand? Sie entsann sich lediglich an
friedvolle Gefühle, an Licht und an Wärme. Was immer dieser Verstärker
bezwecken sollte, er schien wesentlich stärkere und gefährlichere Reize
auszuüben als der Pallisp. Was sie sah, erweckte in ihr nicht den
Wunsch, sich dieser Prozedur zu unterziehen.
    Mit einem
Gefühl der Erleichterung stahl sie sich hinaus in den Korridor. Hinter
ihr verdunkelte sich die Tür, und Mogurn blieb zurück in seiner
Einsamkeit; nun war sie allein mit dem Sternenschiff, vielleicht das
einzige wache menschliche Wesen auf der gesamten Strecke zum System
Lexis. Schaudernd umrundete sie einmal den Korridor und erforschte die
wenigen Bereiche, die sie auf diesem Deck noch nicht gesehen hatte:
eine weitere leere Kabine und einen Lagerraum. Viel mehr gab es nicht
zu erkunden. Doch es warteten andere Pflichten auf sie.
    Als
sie die Brücke betrat, fiel ihr wie zwangsläufig die wärmende Glut des
Pallisp wieder ein. Sie wünschte sich, das Erlebnis hätte ein wenig
länger gedauert; es wirkte so tröstlich, so beruhigend, so erholsam.
Ein kleines bisschen mehr von all dem hätte ihr gut getan … Sie atmete
tief durch und begab sich nach vorn zur Rigger-Station. Ein Blick auf
die Messdaten verriet ihr, dass sich im Netz nicht viel verändert
hatte; ein weiterer Blick auf die Brückendisplays bestätigte, dass
sämtliche Systeme einwandfrei funktionierten.
    Sollte
sie ins Netz hineinsteigen? Mogurn hatte ihr verboten zu fliegen, doch
er hatte ihr auch eingeschärft, sie solle sich überzeugen, ob alles
glatt liefe. Nach ihrem Verständnis bedeutete das, dass sie die
Situation durch eigene Anschauung prüfen musste. Außerdem war sie nicht
müde genug, um sich schlafen zu legen.
    Sie glitt in die
Station hinein

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