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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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und schlüpfte ins Netz. Ihre Sinne verdunkelten sich und
griffen über das Schiff hinaus in die leuchtenden Gefilde des Flux. Die
Umgebung sah noch genauso aus wie bei ihrem Verlassen des Netzes: ein
mandarinenfarbener Himmel und eine leise seufzende Brise, die das
Schiff wie eine majestätische, imposante Barke auf den Horizont mit all
seinen Überraschungen zutrieb. Sie erweiterte ihre Vision und versuchte
zu erkennen, was sie in der Ferne erwartete. War ihre Sensibilität nun
ausgeprägter? Sie vermochte es nicht zu entscheiden. Türmten sich vor
ihnen gewaltige Gebirgsketten auf? Sie spürte eine starke, massive
Präsenz, die von Bergen herrühren mochte. Es fühlte sich an wie ein
Lebewesen. Manchmal vermittelte die Landschaft des Flux diesen
Eindruck; als sei diese Dimension ein lebender, kreatürlicher
Organismus. Bald würden sie diese Region erreichen, und sie konnte
selbst feststellen, was es damit auf sich hatte.
    Doch
zuerst musste sie die Stabilisatoren neu ausrichten, das Netz einholen
und die Station verlassen. Sie seufzte, als sie sich zurückzog, als sie
blinzelnd die Augen öffnete und die harten, kalten Monitore über ihrem
Kopf studierte. Manchmal wünschte sie sich, sie könnte für immer im
Netz bleiben. Stirnrunzelnd kletterte sie aus der Station, schaute sich
ein letztes Mal auf der Brücke um und begab sich in ihre Kabine.
    Es
dauerte eine geraume Weile, bis sie endlich einschlief. Ihre Gedanken
huschten zwischen den Bildern aus dem Netz und den Erinnerungen an den
Pallisp hin und her; Hoffnung und Aufregung irrlichterten durch ihren
Geist, gestört von ihrem Misstrauen gegenüber Mogurn. Immer wieder sah
sie ihn vor sich, wie er sich stöhnend und zuckend den Reizen seines
synaptischen Verstärkers hingab.
    Schließlich döste sie ein, ließ sich von den Schwingen des Schlafs und der Träume davontragen.
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    S IE ERWACHTE , ALS M OGURNS S TIMME durch das Interkom dröhnte und sie aufforderte, zum Frühstück zu
erscheinen. Die Mahlzeit nahmen sie schweigend ein; Jael versuchte,
sich für das Fliegen fit zu machen, obwohl sie gern noch ein Weilchen
länger in dem schläfrigen Zustand verweilen wollte, der sie umhüllte.
Doch sowie Mogurn sein Frühstück vertilgt hatte, sprang er von seinem
Stuhl hoch und scheuchte sie auf die Brücke.
    Zu ihrer
Erleichterung schickte er sie direkt ins Netz, mit denselben Warnungen,
die er tags zuvor ausgesprochen hatte. Dann war sie allein. Es gab nur
noch Jael und das funkelnde Netz. Jael und die endlosen Strömungen des
Flux. Sie ergötzte sich an der Freiheit.
    Das Bild
änderte sich, als sie mit ihren halb bewussten Gedanken ein wenig
nachhalf. Ein orangegelber Himmel verwandelte sich in einen
farbenprächtigen herbstlichen Wald; goldene, karmesinrote und
rostbraune Blätter und Nadeln raschelten im Wind und tanzten im milden
Schein der Sonne. Jael und ihr Schiff mutierten zu einem großen,
fliegenden Wesen, das mit rasanter Geschwindigkeit über dem Wald
kreiste.
    Sie flog mehrere Stunden lang, folgte dem
Verlauf eines gewundenen bewaldeten Tales; sie orientierte sich an
einem schmalen, schimmernden Fluss, zog all die Mäander und Wirbel der
spazialen Dimension nach, welche paradoxerweise die Distanz zwischen
den Sternsystemen verkürzte. Sie flog in der festen Überzeugung, dass
ihr Kurs gerade war – im übertragenen Sinne – und er zu ihrem
angestrebten Ziel führte. Nach einer Weile ertappte sie sich dabei, wie
sie sich an ihr Erlebnis mit dem Pallisp erinnerte; obschon diese
Ablenkung ihren Flug nicht beeinträchtigte, konnte sie die nächste
Belohnung durch dieses Gerät kaum abwarten.
    Als es Zeit
wurde, das Netz zu verlassen, kletterte sie mit dem stolzen Gefühl,
sich bewährt zu haben, aus der Station. Wie sie es gehofft hatte,
lotste Mogurn sie in seine Kabine, wo sie den Kopf herunterbeugte –
dieses Mal mit mehr Vorfreude als Bedenken – und sich von der
liebkosenden Wärme des Pallisp verwöhnen ließ.
    Später,
als die Glut noch in ihrem Herzen nachdämmerte, assistierte sie Mogurn
mit einem Gefühl der Dankbarkeit und schloss ihn an seinen eigenen
synaptischen Verstärker an. Danach schlief sie, und als sie aufwachte,
fühlte sie sich erfrischt und brannte darauf, mit dem Fliegen
weiterzumachen.
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    N ACH IHRER VIERTEN B ELOHNUNG DURCH den Pallisp tauchte sie zum ersten Mal nur höchst

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