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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Codierungssystem, entdeckt hatten. Diese Prognose hat in Polen das Licht der Welt nicht erblicken können, da sie in die stürmischen Zeiten der (ersten) Solidarnosc samt ihrem Kriegszustand gefallen ist. Ich habe diese Prognose dann in Deutschland in einer SF-Anthologie veröffentlicht (vielleicht, sogar mit Sicherheit, war dies dumm) und festgestellt, was ich später und an einem anderen Ort veröffentlicht habe, daß man eine Information (hier: die Prognose), wenn man sie vor der ganzen Welt so verbergen will, daß sie auf eine vollkommene Weise allen aus den Augen verschwindet, nicht in Tresoren, nicht in Verliesen, nicht hinter Chiffren und nicht durch das Vergraben um Mitternacht auf einem Friedhof zu verstecken braucht: es reicht, sie in einer sogar millionenfachen Auflage als Science Fiction zu veröffentlichen. Dann wird auch der Teufel sie nicht entdecken, und auf diese hervorragende Weise wird sie verborgen bleiben.
    Von der zis- und transbiologischen Technologie
    In der Prognose hatte ich also ungefähr das geschrieben, was ich zuvor zusammengefaßt habe, nur war es fachlicher ausgedrückt, weil ich beim Schreiben Fachempfänger im Sinne hatte. Überdies fügte ich hinzu, daß sich aus der technologisch oder auch biotechnisch durchschnittlichen Biologie sowohl die zis- als auch die transbiologische Domäne entwickeln wird. Dies sollte bedeuten: Wir werden zuerst den Erkenntnisstand des durchschnittlichen oder einfach durch die Nachahmung des Lebens erworbenen Wissens erlangen, und erst später, wie ich meinte, nach 2060, werden wir in den “transbiologischen” Bereich übergehen.
    Die Unterschiede sah ich, um es ganz einfach auszudrücken, folgendermaßen: die Zisbiotechnologie ist das, was das Leben einfach zugunsten der Prokreation macht (daraus kann z.B. das mikrochemische Konstruieren von allerlei Arzneimitteln entstehen, die so auf die Ursache der Krankheiten ausgerichtet sind wie ein Geschoß auf sein Ziel. Heutzutage betreten diesen Weg solche, vor allem amerikanische Konzerne wie GENTECH, obwohl die Ergebnisse zur Zeit noch bescheiden sind). Als Transbiologie habe ich hingegen die Produktionstechniken bezeichnet, die überhaupt nichts unmittelbar mit den Lebensprozessen gemeinsam haben, abgesehen davon, daß sie aus den Methoden hergeleitet werden, mit denen das Leben arbeitet, d.h. welche es für den Bau der Genome verwendet, um die spezifischen Arten der Pflanzen und Tiere festzulegen,
    was heutzutage den Projekt- und Montagebestimmungen der    Fernsehapparat und
    Fahrzeugtypen entsprechen    würde, um diese
    Gattungen für den Fall    einer Beschädigung
    beispielsweise mit der Fähigkeit zur Selbstreparatur zu versorgen (d.h. mit einer Selbstheilungspotenz, wie zum Beispiel der Vernarbung bei Verletzungen). Kurz, ich habe vorgeschlagen, daß wir uns innerhalb des biologischen Bereichs konstruktiv wie zu Hause fühlen werden, und später auch jenseits von ihm. Mit einem höherem Kenntnisstand werden wir in die höchste Klasse der “Plagiatoren” eintreten (daraus sind diese “Zis” und “Trans” als bestimmende Zusätze entstanden). Eine solche Reihenfolge der kreativen Arbeiten schien grundsätzlich wahrscheinlich zu sein. Ich nehme an, der scharfsinnige Leser weiß Bescheid, warum ich in meiner Summa technologiae , die einer breit verstandenen Informationspraxis gewidmet ist, das hier ausgeführte Thema erwähnt habe. Es geht um die Aneignung der kostbarsten und raffiniertesten INFORMATION (in diesem Text Exformation genannt), die man sich überhaupt vorstellen kann. Und man kann sich diese vorstellen, weil sie in der irdischen Biosphäre allgemein existiert und seit Milliarden von Jahren funktioniert.
    Aneignung der biologischen Exformation
    Ich habe jedoch folgende Aufteilung hinzugefügt. Wie man heute in der Wissenschaft allgemein annimmt, weist der Lebensprozeß Leistungsfähigkeit in mindestens zwei Bereichen auf. Er hat sich selbst entwickelt. Man nimmt im allgemeinen nicht an, daß irgendwelche freundliche Urastronauten auf die Erde Lebenskeime gebracht und eingepflanzt haben. Und deswegen hat sich herausgestellt, daß das Leben spontan auf der Erde entstanden ist. Es hat sich zuerst in ihren Ozeanen vermehrt, ist nach Millionen von Jahren auf die Kontinente gekommen, hat die Atmosphäre verändert, sie mit Sauerstoff für die zukünftigen Tiere aufbereitet und innerhalb der Umhüllung des Planeten mit einem riesigem Evolutionsbaum an Gattungen so gefüllt, daß sie

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