Im Informationszeitalter
außerhalb der Wissensbereiche anzusiedeln, die sich auf die menschlichen Technologien beziehen, nämlich dort, wo diese Technologien noch nicht (und vielleicht auch fast noch nicht) angekommen sind: in der Biologie.
Biologische Exformation
Die typischsten, notwendigsten und, da sie das Leben ermöglichen, hilfreichsten Explosionen geschehen überall um uns herum und - was noch merkwürdiger erscheint - in uns selbst, und, wenn jemand dies noch genauer sagen wollte, in der weiblichen Variante unserer Gattung. Das weibliche Ei hat einen Durchmesser von ungefähr 0,1 mm. Das ist ungefähr die Größe der kleinsten durchschnittlichen Zelle eines erwachsenen Körpers. Innerhalb von einigen Monaten “explodiert” die Eizelle zu einem Körper, der nach der Geburt innerlich gesteuert und geregelt die “Explosion” immer langsamer fortsetzt, um ein ungefähr neun milliardenmal größeres Volumen als das Startvolumen des befruchteten Eis zu erreichen. Wie wir bereits mit Sicherheit wissen, ist der ganze Plan des Organismus, also das Ergebnis dieser konstruktiven explosiven Expansion, bereits fertig im Eikern enthalten und aus Gründen, von denen ich hier nicht sprechen kann, weil sie unsere Ausführung sprengen würden, ist ein ähnliches, obwohl nicht ganz gleiches “Bauprojekt” im Kopf des männlichen
Samens enthalten, der noch dazu, außer daß er diesen Plan in sich trägt, ein “Zünder” der Bioexplosion ist, die ich gerne “Exformation” nennen würde, da es sich hier um biochemisch berechnete INSTRUKTIONEN zur Konstruktionsausführung handelt.
Außerdem muß man die Aufmerksamkeit auf eine besondere Tatsache richten, die den größten Unterschied zwischen unseren
Konstruktionstechnologien (z.B. von Autos, Computer) und Bautechnologien (z.B. von Brücken, Häusern) und der Technologie darstellt, die das Leben benutzt, wie es sich innerhalb von drei (fast vier) Milliarden Jahren des Bestehens des Planeten Erde ausgearbeitet hat.
Die biotechnologische Exformation, in der Biologie Ontogenese oder einfacher die Fötalentwicklung genannt, entwickelt sich scheinbar bedeutend langsamer als eine einfache Detonation unserer Sprengstoffe, aber wenn man sogar die der Vernichtung entgegengesetzte Wirkung der
Embryonenbildung außer Acht lässt, da sie schafft und nicht vernichtet, stehen die Phänomene der
Proliferation von lebendigen Organismen den blitzartigen Explosionen verschiedener Sprengstoffe im Verhältnis nicht nach. Das Endvolumen der Sprengstoffe ist, im Vergleich zum Anfangsvolumen, höchstens eine millionmal größer, bei uns aber und bei anderen Lebewesen, die sich aus einem Ei entwickeln, ist es mehrere MILLIARDENMAL größer. Das Volumen stellt einen millionenfachen Unterschied zugunsten des Lebens dar. Wenn man demnach die Verschiedenheit des Anfangs- vom Endzustand berücksichtigt, ist die Konstruktion in den Lebensprozessen nicht weniger “explosiv” als in den verschiedenartigen Techniken des “In-die-Luft-Sprengens”.
Unterschied zwischen technischer und biologischer Konstruktion
Das mag vielleicht für uns keine große Bedeutung haben, so daß die angeführten Vergleiche als ein wenig gekünstelt angesehen werden könnten. Dann wäre es tatsächlich eine belanglose Andersartigkeit der hier und dort verwendeten Beschreibungssprache. Aber es geht darum, daß wir in Zukunft diese exformative Technologie des Lebens übernehmen und nicht nur für biologische Zwecke einsetzen werden können.
Der Unterschied zwischen der Konstruktion eines Technikers und dem Aufbau eines Organismus beschränkt sich nämlich nicht nur auf die obige Differenz. Der wesentlichste Unterschied besteht nicht darin, daß wir einmal eine chaotische Explosion, welche die Entropie gewaltsam vergrößert, und einmal eine reproduktive Explosion beobachten, die durch eine für uns unerreichbaren Präzision gesteuert wird und die in der Leibesfrucht enthaltene Entropie auf Kosten ihres Wachstums an einer anderen Stelle verringert. Der für die Technologie wichtigste Unterschied besteht darin, daß wir in unseren Technologien immer mit Material und Werkzeug, mit dem, was bearbeitet wird, und dem, was bearbeitet, mit dem Baustoff und dem Bauherrn, mit dem Operierten und dem Operateur, mit dem Fahrzeug und dem Fahrer, mit dem Stoff und dem Werkzeug zu tun haben, während die Lebenserscheinungen diese grundlegende Dualität nicht zeigen. Das Lebendige “baut sich selbst auf”, gestaltet sich selbst,
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