Im Informationszeitalter
über, sagen wir, eine Verarbeitungs- und Empfangsleistung in der Größenordnung von beispielsweise fiktiven 109 Bit/sek verfügen, werden wir den Absender versenken, wenn wir ihm 1015 Bits/sek schicken, insbesondere wenn er nicht von vornherein wissen kann, welche Bits tatsächlich eine kohärente Information und welche eine rein zufällige Pulpe enthalten. Das obige Zitat enthält verschiedene der aufgeführten Möglichkeiten und stellt offensichtlich eine phantasmagorische und humoristische Posse dar, in der sich jedoch Spuren von Taktik, wie sich gezeigt hat, entdecken lassen.
Ob es zu solchen konfliktgeladenen Ereignissen kommt, die nicht mehr an die Duelle der Hacker mit den Safes oder Militärs oder mit den Datensammlungen der Banken erinnern, sondern bei denen in beiden gegnerischen Lagern informatisch ausgerüstete Armeen tätig werden, ist nur schwer mit Gewißheit zu sagen. Doch unangenehme Erfahrungen der letzten Jahre und Jahrhunderte weisen darauf hin, daß dann, wenn sich etwas - angefangen vom Atom bis hin Meteoren - ich hatte bereits in der “Summa Technologiae”, sozusagen in Fahrt gekommen, über den “Astrozid”, also das “ Sternentöten” geschrieben -zum Kriegseinsatz als Waffe eignet, dies auch so eingesetzt wird. Selbstverständlich gibt es womöglich in der Epoche eine andere strategische Variante, in der die allzusehr erlebnissüchtigen “Bitsurfer” massenhaft von der “Informationitis” genannten Krankheit angesteckt werden. Es ist nämlich auch ein Krieg vorstellbar, der als “Infokrieg” vortäuscht, daß er kein “Infokrieg” sei. In der Meteorologie, also einem anschaulichen Gebiet, würde das einem Krieg entsprechen, der den Frieden vortäuscht: die Steuerung des Klimas über den Ländern der Feinde, die nicht nur das Wetter nicht beeinflussen können, sondern auch nicht wissen, daß derartiges überhaupt möglich ist.
Man muß auch bemerken, daß der neue Typus des Krieges ohne Fronten und Hinterland, die man auf den Stabskarten kennzeichnen könnte, ohne Konzentrierung der Kampfmittel, ohne taktischen
Reserven und so weiter gewissermaßen bruchstückhaft, partiell sein kann: Man kann, sagen wir, die Wirtschaft des Gegners informatisch ein wenig verderben (amerikanische Publizisten schreiben bereits jetzt offen, daß man, jenseits jeder Informatisierung der Kämpfe, die Macht des Saddam Hussein schlagen kann, indem man den Irak mit gut gefälschten irakischen Valuta überflutet).
Je größer die Menge der Kampfmittel mit deren Überwachung ist, je mehr militärische Mittel es gibt und je größer die Abhängigkeit aller möglichen Produktionsstätten, Banken oder Börsen vom Computer und vom globalen Netz ist, desto größer wird der den Maschinen zur Speicherung, Distribution und Verarbeitung Bereich sein. Je mehr Gehirne also, kurz gesagt, von der Last der Entscheidung zugunsten der Prozessoren befreit sind, desto attraktiver wird die Verlegung des Angriffs und der Verteidigung auf die “außermenschlichen” Fronten sein.
Ich glaube nicht, daß man die Tendenzen dieser Verlegung des Wissens und der Macht über die materielle, aber auch geistige Wirklichkeit, die bisher historisch die Exklusivität der Menschen darstellte, auf Silikon, Metalle und andere, immer noch keine Vernunft besitzenden Geräte noch abbremsen kann. Die offensichtliche Wahrheit ist, daß das Großkapital seine angeblich attraktive Präsenz vor allem im Bereich der breit verstandenen Unterhaltung offenbart. Es ist auch leicht verständlich, daß sich im Gegensatz zu solchen mächtigen “Computerkraten” wie Microsoft oder Nintendo verschiedene kleinere und größere Armeen mit dem Ausbau ihrer elektronischen Güter, ihrer operativen Alarmbereitschaft und ihren Simulations-, aber auch Entscheidungsressourcen nicht brüsten. Außerdem es ist beispielsweise leichter, von den Umlaufbahnen der Satelliten die feindliche Kräfte in Form der Abschußrampen, Antiraketensysteme und Flugabwehr-Radarstellungen aufzuzählen. Allgemein und summarisch gesagt: Es ist einfacher, sich an dem Zustand, der Lokalisierung und der Anzahl der Waffen, deren einfache Perzeption trivial möglich ist, zu orientieren - als an der “bithaltigen”, nicht unbedingt im Inneren des Felsengebirges versteckten “Computerbrutstätte”.
Die Informatik kann im 21. Jahrhundert aus allen Generalstabstätigkeiten, allen Mobilmachungsplänen und allen falschen, echten, kodierten oder chiffrierten Informationen ein weiteres
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