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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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   auch “Softwar”    - als
    Bezeichnung für die Kämpfe geprägt hatte, die mit dem    Einsatz    von    Information als    Waffe
    ausgetragen werden würden.
    Wenn jemand, der chaotisch die Dachböden seines alten Hauses durchsucht, endlich auf den Hinterlader seines Urgroßvaters stößt, bedeutet das noch nicht, daß ihm auch gleich der Titel eines Pioniers für ein neues Abschußsystem von Marschflugkörpern aus einem untergetauchten U-Boot zusteht. So habe auch ich nicht vor, mich als Bahnbrecher zu rühmen, weil ich weiß, wie einfach ein unbeabsichtigtes Humoristikum auf Grund von Gewaltakten an der polnischen Sprache entsteht, wenn man beispielsweise das häßliche “Interface” in irgendeine “Zwischenschnauze” umändert. “Zwischengesicht” gefällt mir auch nicht. Das Problem liegt darin, daß es sehr schwierig ist, der Sprache durch eine nationale Bewegung ausgedachte Namen “einzureden”. Zum Beispiel gab es vor dem Krieg Versuche, das seiner Zeit so trendige “Autogiro” in “Windmühlenflugzeug” umzutaufen, aber daraus ist nichts geworden. Falls sich, nebenbei gesagt, das Internet, das von mir nicht besonders gemocht wird, ausbreiten wird, dann ist es erforderlich, Englisch zu lernen, denn die ethnischen Sprachen sind aufgrund der englischen Aggression stark erodierende kleine Inseln.
    Das ziemlich laut als Jahrhundert der Informatik -die ich in einem der vorhergehenden Essays in “Exformation” umgewandelt habe - angekündigte 21. Jahrhundert wird ohne Einführung der Bits und Bytes oder der alphanumerischen Reihen in die unzähligen Schlachten nicht auskommen können. Zur Zeit werden die Gefechte, wie man lesen kann, so geführt, daß die Hacker oder Cracker, die meistens Jugendliche sind (die Alten passen in diesen Kampf irgendwie nicht), ihre geduldige Kreativität bemühen um über die Netzmäander dort einzudringen, wo sich dies am wenigstens gebührt, weil es nicht erlaubt ist und einem aufgespürten Infoeinbrecher Gefängnis und schwere Geldstrafen drohen. Das reizt natürlich die Scharen dieser smarten Frechlinge um so mehr.
    “Computercrime”, also eine Straftat mit elektronischen Dietrichen, ist zur Zeit noch nicht allzu sehr verbreitet und führt angeblich nicht zu allzu großen Verlusten bei den Banken, den Militärs oder dem Kapital.
    Ich denke mir, daß jetzt die Gelegenheit ist, meiner vielleicht zu viel nachgegangenen Lust, mich selbst zu zitieren, zu folgen. Ich schrieb nämlich in dem zur “Kyberiade” gehörenden Stück “Edukation Cyfrania”, als es noch kein Internet gab, im zweiten Teil “Die Erzählung des zweiten Auftauers” folgende Fiktion: Auf dem Planet “Arde” sammelten die “Ardbewohner” die Informationen in “Computer-Deponien”, bis es so viel gab, daß sie damit anfingen, sie im Inneren des eigenen Planeten unterzubringen. Dann brach der Infokrieg zwischen dem souverän gewordenem Lager, genannt “Verstern” - von “Kern” -, und den Ardbewohnern aus.
    “Der Weltkrieg mit dem im Untergrund ausgedehnten Usurpator erinnerte auf keine Weise an frühere Kriege. Beide Parteien, die sich gegeneinander innerhalb von wenigen Sekunden vernichten könnten, haben sich gerade dadurch, weil sie mit der Information kämpften, physisch gar nicht berührt. Es ging darum, wer wen mit den lügnerischen Fetzen der gefälschten Bits schlägt, über den Kopf mit dem Seemannsgarn haut, in die Gedanken wie in eine Festung eindringt und alle Stabsmoleküle des Feindes darin durcheinander bringt, so daß er von der informatischen Paralyse befallen wird. Die operative Oberhand gewann sofort der Verstern, da er der Hauptbuchhalter und Quartiermeister der Arde war: er hat also die Ardbewohner falsch über die Stationierung der Armeen, der Vorräte, der Schiffe, der Raketen und der Kopfschmerztabletten informiert; er hat sogar die Anzahl der Nägel in den Schuhsohlen
    der Führung verdreht, um durch das ozeanische Übermaß der Lügen jeglichen Gegenangriff im Keime zu lähmen. Deswegen war die einzige zuverlässige Information, die durch Verstern an die Oberfläche der Arde verschickt wurde, an die Fabrik- und Arsenalcomputer gerichtet, damit sie ihre gesamten Speicher vollständig löschen - was auch passierte. Als ob das noch nicht genug wäre, beendete der Verstern diesen Angriff auf der globalen Front, indem er die Personalien des Gegners vom Befehlshaber bis zum letzten Troßknecht wie Kraut und Rüben durcheinandermischte.
    Die

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