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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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möchte.
    Die Absicht meiner Überlegungen ist, daß eine scharfe Abgrenzung zwischen den technisch und technobiotisch möglichen Errungenschaften und den irrealen Ideen für immer schwierig bleiben wird, weil sich die “graue Zone” zwischen beiden nur mit großer Mühe feststellen läßt, zumal in einer Epoche so schneller Fortschritte wie der unseren. Noch kein Lebender trägt im Brustkorb ein Schweineherz, aber diese Errungenschaft scheint bereits möglich zu sein und kann als Eingriff, durch den das Leben einer Sau für die Rettung des menschlichen Lebens geopfert wird, auch legalisiert werden (wir schweigen zynisch über Schinken und Wurst aus dem Schweineleichnam). Es gibt sogar Wissenschaftler - und nicht nur dilettantische Journalisten-Sensationsjäger -, die uns eine baldige Vernichtung von krankheitserregenden Viren versprechen, während wir immer noch mit den von den Menschen konstruierten Computerviren nicht fertig werden können. Sie versprechen auch die Energiegewinnung aus den “schwarzen Löchern” oder Zeitreisen über diese Löcher, während jeder etwas wachsamere Physiker versichert, daß die “Technologien der Schwarzen Löcher” heute Märchen über den eisernen Wolf darstellen - und auch wenn sich so ein Wolf konstruieren ließe, dann wird das immer noch zum Umbau von “schwarzen Löchern” und deren Verwendung als in der Zeit und Raum gebohrten Tunnel ziemlich weit entfernt sein.
    Weil die Menschen, wie man weiß, jedoch anderen Menschen schreckliche und auch mörderische Dinge antun, sollte man trotz aller Vorbehalte annehmen, daß es zu Experimenten mit dem und am menschlichen Gehirn kommen wird. Zu denen, die durch Leichtsinnigkeit gesündigt haben, gehöre auch ich selbst (siehe meine DIALOGE, die vor mehr als dreißig Jahren geschrieben wurdem). Mich hat jedoch damals nicht so sehr die moralische und neurotechnische Seite jener Eingriffe beschäftigt, die ich in den DIALOGEN beschrieben habe, sondern die Konsequenzen philosophischer Natur als den Folgen eines schrecklichen Eindringens in das, was endgültig über die persönliche Identität und Einzigartigkeit eines jeden lebenden Menschen entscheidet.
    Da wir jedoch bereits einen Teil der ausschließlich menschlichen geistigen Arbeiten an eine Technologie, die sich dem Menschen entfremdet hat, übertragen haben, wenn z.B. der Schachweltmeister eine Partie gegen den Computer verlieren kann, hat man oberflächlich den Eindruck gewonnen, daß uns das Wasser schon bis zu den Knien reicht, zum menschlichen Verstand ein gerader Weg führt und wir die Hürden ziemlich einfach beseitigen werden. So ist es nicht, denn das Gehirn stellt ein so komplexes und geschlossenes System dar, daß man es sogar verletzen kann und wegen des großen neuronalen Parallelismus keine daraus entstehenden Folgen bemerken wird. Diesen Parallelismus verdanken wir der anthropogenischen Evolution. Die technische Invasion in das Gehirn ist meiner Meinung nach das schwierigste aller schwierigen Probleme, wenn wir optimistisch oder vielleicht eher pessimistisch annehmen dürfen, daß uns eine nicht geringfügige Cerebromatik als Ergebnis der Eingriffe in bereits ausgereifte Gehirne und nicht als eine Variante der zukünftigen genetisch-eugenischen Arbeit bevorsteht.
    Onomastische Cyberkriege
    Stanislaw Lem 06.02.1999
    Vom Beschießen mit    der Wahrheit    und
    Lügenkanonen
    In letzter Zeit sind wieder Diskussionen über eine notwendige, angeblich von Souveränität Zeugnis ablegende Übertragung von Begriffen aus dem Bereich der Informatik, der Computerwissenschaft und der angewandten Kybernetik in die polnische Sprache und deren hauptsächlich aus    dem
    Englischen stammende Wortbildung ausgebrochen. Es geht darum, daß weder ein Landsmann noch ein Ausländer, der auf den Straßen einer Stadt wie z.B. Krakau spazieren geht, bei der Unmenge an Schildern, Werbungen    und Aufschriften    den
    Eindruck gewinnen sollte, er befinde sich in New Yorks Manhattan.
    Die    Namen, die ich    mir für meine    quasiphantastischen Werke    ausgedacht hatte,    sind
    bereits auf die Spalten und Seiten der Informatik-und Computerwörterbücher sowie der entsprechenden Fachzeitschriften gewandert. Man spricht über das, was “Infowar”, “Cybersquads” oder “Infokämpfe” genannt wird. Zu jener Zeit hatte ich, wenn man so will, “umgekehrt” gewirkt, als    ich die    englischen Bezeichnungen wie
    “Hardwar” -    oder

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