Im Informationszeitalter
Waffensystem schaffen, das wie ein unsichtbares Gift wirken kann. Die feindlichen Parteien - aber auch die Mitglieder der Allianzen werden in der Regel ausspioniert - sind durch die ständige Beschleunigung der Fortschritte in der Informatik (nicht nur in Hinsicht auf die Geschwindigkeit und Rechenleistung, sondern auch auf die Effizienz im Einsatz der gesammelten Information) dazu gezwungen, ständig die progressive Entwicklung der gegnerischen “Kampfkräfte” zu simulieren. Panzer kann man abzählen, chemische Waffen können verboten werden - obwohl diese zur Wahrung des Friedens weniger sicher sind, und die Übergänge von therapeutischen Mitteln zu biologischen Waffen sind flüssig und werden es weiterhin sein -, aber die Bit-Arsenale und deren wachsenden “Komplikatorik” wird niemand ohne “Aufklärungsbits” oder ohne “virenähnlichen Geheimagenten” erkennen, zumindest wird dies nicht leicht sein.
Kurz gesagt, es herrschen zwar heute die Informatikunterhaltung und wirtschaftliche Entwicklungen in der Werbung vor, und es ist leicht zu verstehen, daß sich die militärischen Kräfte mit einem ähnlichem Ausposaunen der eigenen wachsenden
Stärke nach allen Seiten, also der Informationszunahme, nicht beschäftigen. Pater Dubarle, ein Dominikanermönch, hat im Jahre 1948, nach dem Erscheinen der Kybernetik von Norbert Wiener, in seinem Le Monde Artikel eine Maschine zur Staatsregierung für realisierbar angenommen. Impliziert war unter anderem die probabilistische Arbeitsweise einer solchen Maschine als ein “Superspieler”, der eine Partie nach der anderen mit einer Unmenge von menschlichen Gruppen spielt, die oft hinsichtlich der angestrebten Zielen, des “Gruppengeistes” und einfach des Selbstinteresses antagonistisch sind. Ein solcher “Superspieler” müßte, um Entscheidungen zu treffen, die wegen der Wahrscheinlichkeit immer parteilich sind, die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Gruppen gewichten. Die Annahme des Paters Dubarle begann sich, wie dies oft geschieht, in der Welt zu verwirklichen, die gleichzeitig in Staaten und in religiöse oder/und nationalistisch motivierte Mächte zerrissen ist. Deswegen aber über eine “Maschine für die Weltregierung” zu sprechen, ist nicht der Rede wert. Wohl aber läßt sich viel von den Zentren sagen, die um irgendeine Vorherrschaft konkurrieren. Diese Zentren sind nicht unbedingt mit politisch souveränen Staaten identisch, weil es auch über- oder außerstaatliche Unternehmen sein können, die über Großkapital verfügen, das auch “computerisiert” wird. In dieser sich zerstreuenden Form kann sich die Konzeption des Paters Dubarle erfüllen.
Selbstverständlich kann dies, muß es aber nicht, auch gleich nach Krieg riechen.
Die Angriffs- und Verteidigungshandlungen müssen, wie ich bereits, zum Beispiel im Buch “Imaginäre Größe”, schrieb, gar keinen offen eindeutigen Charakter des erklärten Krieges oder eines
Angriffskrieges ohne vorhergehenden Kriegserklärung haben, sondern es handelt sich eher um informatische Unterminierungen, “bitokratische Schutzfarben” oder “Infiltrierung der Programme durch Kontra- oder Antiprogramme”, die alle auf eher auf heimliche als auf offene Art und Weise ausgeführt werden. So scheint mir sich die Landschaft dieser Zukunft gegenwärtig darzustellen. Da ich keine fabulierende Märchenschemen für die Vorhersage der Zukunft verwenden will, glaube ich an keine Erzählungen über die langweilige Zeit des Friedens, die uns angeblich nach Francis Fukuyama erwartet (wer erinnert sich noch an seine “Prognosen”, die nicht einen Pfifferling wert sind, wie die mythischen Futurologien der selbsternannten politischen Prognostiker aus den sechziger Jahren?). Auf die Frage, wer mit wem informationstechnologisch kämpfen wird und welche staatlichen Gruppierungen an den “Infokämpfen” besonders interessiert sein können, kann ich allerdings keine Antwort geben, da dies nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums jetzt sehr schwierig ist. Bezüglich der Weltpolitik befinden wir uns auf einer “Drehscheibe”, wie Loks, die bereits unter dem Dampf stehen, aber sich noch nicht ganz eindeutig in Bewegung setzen. Was die hingegen Informatiktechnologien betrifft, so denke ich, daß sie sich immer größere Bereiche dessen bemächtigen werden, was seit undenklichen Zeiten ausschließlich als Feld der menschlichen Tätigkeiten gegolten hat. Daran zweifle ich
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