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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Zusammenstellungen zur Nachahmung des Verständnisses führen, das man von einem wirklichen Verstehen durch einen Laien nur schwer unterscheiden können wird. Auf diese Weise entsteht eine Art graue neblige Zone, hinter der ein Strahl der auf dem Gedanken gründenden Intelligenz zu leuchten beginnt. Das jedoch, was die Surrogate des Begreifens gewissermaßen umhüllt, umfasst immer noch nicht, wie uns scheint, die authentische Leistungsfähigkeit des menschlichen Intellekts. Man könnte sagen, dass wir uns im Netz oder Computer auch mit dem bestem linguistischen Programm immer noch in einem perfekten Wachsfigurenmuseum befinden, das eine ziemlich große Verhaltensautonomie besitzt. So also könnte uns der Prozess der Belebung von Galatea letztendlich möglicherweise gelingen. Wir sind allerdings momentan von dieser Krönung der allgemeinen Bemühungen der Spezialisten ziemlich weit entfernt.
    Es ist unvermeidlich, dass Internetgegner zum Vorschein kommen, die nicht unbedingt und nicht immer einfach rückschrittlich sind. Sicherlich kann man ohne Computer glücklich sein. Der beste Beweis ist, dass ich einige Dutzend Bücher auf einer einfachen mechanischen Schreibmaschine ohne jegliche Elektronik geschrieben habe.
    Der englische Dramatiker John Osborne erklärte: “Der Computer stellt eine logische Verlängerung der menschlichen Entwicklung dar:    Intelligenz ohne
    Moral”. Es ist wahr, dass die Computer nichts von Moral wissen, weil sie nichts verstehen und deswegen nicht unter moralische Prinzipien gestellt werden können. Lassen wir letztendlich die Worte von Brigitte Bardot zu, die sagte:    “Bei    Computern ist
    unsympathisch, dass sie nur ja oder nein sagen können, aber sie können nicht ‘vielleicht’ sagen”. Die Zeit geht aber unerbittlich weiter, und der Augenblick, in dem die Worte von Frau Bardot den Nachgeschmack eines besonnenen Aphorismus hatten, ist bereits vergangen.
    Computer, die Betriebsprogramme haben, die auf Wahrscheinlichkeitsrechnung gründen, gibt es bereits, aber ein Computer, der seinen Benutzer ausschließlich mit Probabilitätsaussagen versorgt, wird kaum jemanden glücklich machen.

Elend aus Überfluss
    Stanislaw Lem 07.12.2000
    Nähert sich der Computerboom dem Ende?
    Früher waren Geräte wie Lokomotiven, Autos, Nähmaschinen oder Kühlschränke so konstruiert, dass ein normaler Heimwerker sie bedienen und sogar reparieren konnte. Im Zuge der ausufernden Computermanie werden nun schon Dinge wie das einfache Gestänge, das die Gaspedale mit der Drosselklappe des Vergasers verbindet, durch eine Computerverbindung ersetzt. Und wir haben so viele weihevolle Lobeshymnen über Computer und ihre wundersamen Fähigkeiten über uns ergehen lassen, dass es höchste Zeit wird für eine handfeste Beschwerde.
    Selbst die besten und teuersten Computer haben Pannen. Wo die Informationsverarbeitung über Leben und Tod entscheidet, in amerikanischen Spaceshuttles zum Beispiel, wird die gesamte Bordelektronik nie von einem Supercomputer, sondern von mindestens vier oder fünf unabhängigen Einheiten gesteuert. Dem Phänomen eines Computerabsturzes wohnt ein stumpfer Starrsinn inne, ein Starrsinn, im Vergleich zu dem die Bockigkeit eines Esels von nahezu Einsteinscher Weisheit zu sein scheint. Den sturen Widerwillen, bestimmte Befehle auszuführen, und immer wieder auftretende Funktionsverzögerungen kennt jeder, der mit dem normalen Computeralltag vertraut sind.
    Als Verlage mit ihren Autoren noch über Buchhalter
    - die oft nicht einmal eine mechanische Rechenmaschine mit Kurbel hatten - abrechneten, kam das Geld in der Regel schneller als heute, obwohl die angeblich so ultraschnellen elektronischen Systeme den Prozess ja eigentlich beschleunigen sollten. Im Endeffekt ist es immer ein solider literarischer Agent, der Fehler in den Verlagsabrechnungen entdeckt. Weil Rechner nach - fast überall - herrschender Meinung Unfehlbarkeit erreicht haben, werden alle Entgleisungen aber stets den am Computer sitzenden Menschen angelastet.
    John von Neumann nannte das menschliche Gehirn ein System, das aus unsicheren Faktoren besteht. Ich weiß nicht, wo man bei Computern die Schwächen suchen kann und soll. Ich weiß aber, dass die Notwendigkeit, Funktionen möglichst störungsfrei zu halten, in den verschiedensten Bereichen eine wahrhafte Computermanie ausgelöst hat. Wie Frauen oder, gerechter gesagt, Menschen nicht durch und durch schlecht sind, weil jeder seine Vorzüge hat, so ist es

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