Im Informationszeitalter
diesen Städte und in keiner davon. Es wäre nämlich schwer, über es zu sagen, dass es sich wie die Weichsel von der Tatra bis zum Ostsee ausstreckt. Übrigens zeigt das menschliche Gehirn ein ähnliches, wenn auch nicht so extremes Problem, weil die Blutgefäße, die Proteinmoleküle und das Bindgewebe (Gliagewebe) sich im Gehirninneren befinden, aber nicht im Inneren des Bewusstseins, und man daher nicht sagen kann, dass sich das Bewusstsein unter der Kalotte des Schädels befindet oder dass es eher tiefer, über den Ohren, an beiden Seiten des Kopfes liegt. Es ist über den gesamten Homöostaten, über sein Funktionsnetz “verteilt”. Es lässt sich in dieser Materie nichts urteilen, falls wir die Vernunft mit Umsicht verbinden möchten.”
Heute lässt sich natürlich dem, was ich früher geschrieben habe, noch etwas hinzufügen. Das Bewusstsein ist, wie man denken muss, keine “Sache”, da es einen Prozess darstellt, der durch die Zusammenarbeit von anderen unbewussten Prozesse entsteht. Unser Bewusstsein, das heißt unser Nichtwissen, auf welchen “mitwirkenden und mitschaffenden Stützen” unser Bewusstsein gründet, stellt einen Effekt der Tätigkeit des Evolutionsprozesses dar, der aus unserem Erkenntnisvermögen all das in den körperlichen Funktionen beseitigte, was nicht effektiv dem Überleben (und natürlich dem Leben) diente. Wir verdauen, obwohl wir, wenn wir ungebildet sind, nicht wissen, wie wir dies machen. Man könnte eventuell sagen, dass das Bewusstsein wie ein Wind ist, von dem man zwar erkennen kann, dass er weht, es aber keinen Sinn macht, danach zu fragen, wo der Wind ist, wenn er nicht weht. Das Bewusstsein kann man also genauso wenig wie den Wind in ein Becherglas geben. Eine Funktion mit der ihr entsprechenden Dynamik und Komplexität stellt einen Prozess und kein Objekt dar. Damit können wir endlich zur eigentlichen Sache übergehen.
Das Gehirn besteht aus ca. 12 Milliarden Neuronen, von denen jedes Hunderte von Verbindungen mit anderen besitzt. So also ist die “Gesamtheit” des Gehirns ein System aus Billionen von Neuronenverbindungen, die übrigens funktionell unterschiedlich ausgerichtet sind, wobei die Hauptunterscheidung die zwischen motorischen und sensorischen Funktionen ist. Die Mehrheit der Neuronen beschäftigt sich nicht mit “Denken”, sondern mit körperlichen Prozessen. Wenn wir beispielsweise von einem Stuhl aufstehen wollen, lassen ungefähr 200 Millisekunden zuvor im Gehirn entsprechende “Befehle” entdecken. Wir können unter anderem dadurch aufstehen, dass eine gleichzeitige Zusammenarbeit von ca. 220 Muskelgruppen im Körper erfolgt, wobei es viele Substanzen, wie z.B.
Alkohol, gibt, die die Koordination dieser Funktionen beeinträchtigen.
Um aus den weltweiten Computer-, Server- und Browser-Verbindungen auf der globalen Ebene einen Funken des Bewusstseins zu schlagen, müsste man zuerst über das Material in ausreichender Menge verfügen: eine Milliarde von Computern auf der Welt ist noch viel zu wenig! Zweitens müsste man detailliert erkennen, wie im Gehirn die Verbindungen innerhalb der “Neuronengruppen” strukturiert sind und wie lange die Strecken, also die impulsleitenden “Fasern” sind, mit denen die einzelnen “Neuronengruppen” miteinander verbunden werden. Drittens müsste es irgendwelche “auf die Welt gerichteten” Äquivalente der Sinnesorgane zum Hören, Sehen etc. geben. Und viertens wäre eine heute völlig unbekannte “Partitur” dieser “Bewusstseinssymphonie” nötig, die wir spielen möchten.
Zunächst aber müssten wir qualitativ und quantitativ die Elemente des globalen Systems mit der Rechenkraft ausstatten, die ein natürliches Gehirn besitzt. Dann müssten, und das könnte sich als teuflisch schwierig erweisen, alle diejenigen, die über Computer, Server usw. verfügen, unter dem Kommando jener Partitur stehen. Es wird kein Boot auslaufen, falls jeder Ruderer auf eigene Hand in die Richtung rudern wird, in die er gerade will. Die hier beschriebene Konzeption zeichnet sich nicht nur durch eine geringe Wahrscheinlichkeit der Realisierung aus, auch die Gewinne, die man vielleicht aus einer gelungenen globalen Integration erzielen könnte, wären sicherlich gering, die Erkenntnisgewinne aber wären riesig …
Das Beschriebene stellt natürlich eine schreckliche Vereinfachung des Projekts dar, ein System zu konstruieren, das die Funktion des Bewusstseins aufweisen würde. Zuerst müsste man die globalen Netze,
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