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Im Innern des Wals

Im Innern des Wals

Titel: Im Innern des Wals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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Eisenfiguren, mit dem gleichmäßig glatten Überzug von
    Kohlenstaub am ganzen Leib. Erst wenn man Bergleute unten in der Grube fast nackt hat arbeiten sehen, entdeckt man, was für prachtvolle Männer sie sind. Die meisten sind klein (körperliche Länge wäre von Nachteil), aber alle haben einen wunderbaren Körper, breite Schultern, schmale, biegsame Hüften und ein kleines ausgebildetes Hinterteil, kräftige Waden, die rund und fest sind. Nirgends auch nur eine Unze Fleisch zuviel. In den Gruben, die heißer sind, tragen sie nur eine kurze leichte Hose, Holzschuhe und Knieschützer, und in den heißesten Gruben
    überhaupt nichts außer Schuhen und Knieschützern. Wenn man sie sieht, kann man nur schwer sagen, ob sie jung oder alt sind.
    Jedes Alter mag bei ihnen vertreten sein, bis zu sechzig oder sogar fünfundsechzig, aber wenn sie nackt und schwarz sind, sehen sie alle gleich aus. Niemand könnte ihre Arbeit tun, der nicht den Körper eines jungen Mannes besitzt und dazu noch die Figur eines Gardisten. Nur ein paar Pfund überflüssiges Fleisch mehr auf den Hüften, und das fortgesetzte Vor- und
    Zurückbeugen würde zur Unmöglichkeit. Niemand, der es je
    gesehen hat, wird das Bild vergessen - die Reihe der knienden, gebückten Gestalten, am ganzen Leibe rußig, die mit
    staunens werter Kraft und Schnelligkeit ihre großen Schaufeln in die Kohlenberge stoßen. Ihre Arbeitszeit beträgt siebeneinhalb
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    Stunden, theoretisch ohne Unterbrechung, denn dafür wäre
    keine Zeit übrig. In der Praxis stehlen sie sich natürlich zwischendurch immer eine kleine
    Viertelstunde, um zu essen, was sie sich mitgebracht haben, gewöhnlich ein großes Stück Brot mit Schmalz und dazu eine Flasche kalten Tee. Als ich den Schauflern zum erstenmal
    zusah, geriet meine Hand zufällig an etwas ekelhaft
    Schleimiges, mitten in der Kohle. Es war ein Stück
    ausgespuckten Kautabaks, denn fast alle Grubenarbeiter kauen Tabak, von dem es heißt, daß er den Durst löscht.
    Wahrscheinlich muß man ein Kohlenbergwerk mehrere Male
    besuchen, um einen wirklichen Einblick in die zahllosen
    Arbeitsvorgänge zu bekommen, die sich um einen herum
    abspielen. Der Hauptgrund liegt darin, daß allein die
    Anstrengung, von einem Ort zum ändern zu gelangen, so groß ist, daß man kaum etwas in sich aufnimmt. In gewissem Sinne ist das Ganze enttäuschend oder bestimmt anders, als man
    erwartet hat. Man steigt in den Aufzug, einen stählernen Kasten von der Größe einer Telefonzelle, nur zwei- oder dreimal länger.
    Er faßt zehn Mann, ist aber immer vollgepackt wie eine
    Sardinenbüchse, und ein langer Mensch kann nicht aufrecht
    darin stehen. Die Stahltür schließt sich hinter einem, und jemand, der oben mit dem Aufzugskabel die Winde bedient, läßt einen ins Leere fallen. Man bekommt augenblicklich das
    bekannte flaue Gefühl in der Magengegend und heftiges
    Ohrensausen, doch von der Bewegung der Kabine in voller
    Fahrt spürt man kaum etwas. Erst wenn sie sich der
    Schachtsohle nähert und ihre Fahrt verlangsamt, könnte man schwören, es ginge wieder nach oben. Der Aufzug erreicht eine Geschwindigkeit von vermutlich sechzig Meilen pro Stunde, in tieferen Gruben noch mehr. Wenn man auf der Sohle
    hinauskriecht, befindet man sich ungefähr vierhundert Yards unter der Erdoberfläche, das heißt, daß man über sich ein
    mittelgroßes Gebirge hat, einige hundert Yards reinen Fels,
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    Knochen
    ausgestorbener Tierrassen, Kieselablagerungen,
    Wurzeln von wachsender Flora, grünes Gras und weidende
    Kühe darauf - das alles hängt über deinem Kopf und wird nur durch hölzerne Pfosten aufgehalten, die nicht dicker als deine Waden sind. Aber infolge der Schnelligkeit, mit der der Aufzug einen hinunterbefördert, und der Dunkelheit, die einen auf der Fahrt umgibt, glaubt man nicht tiefer zu sein als auf dem
    Untergrundbahnhof von Piccadilly.
    Überraschend sind andererseits die großen Entfernungen, die man untertage zurücklegen muß. Bevor ich eine Kohlengrube
    kennengelernt hatte, glaubte ich immer, der Bergmann brauchte nur den Aufzug zu verlassen, um sich gleich an die ein paar Yards entfernte Arbeit am Flöz zu machen. Ich hatte keine
    Ahnung, daß ein Bergmann, noch ehe er mit der Arbeit
    anfangen kann, durch Stollen kriechen muß, die so lang sind wie die Strecke von London Bridge nach Oxford Circus. Im Anfang war ein Schacht natürlich in der Nähe eines Vorkommens
    eingebracht. Aber wie das Vorkommen abgebaut und ne ue Flöze

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