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Im Innern des Wals

Im Innern des Wals

Titel: Im Innern des Wals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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wieder
    aufzurichten, stellt man fest, daß die Knie streiken und sich weigern, einen in die Normalstellung zu bringen. Man schämt sich zwar, aber man muß erklären, daß man sich gern ein paar Minuten ausruhen würde. Der Führer (ein Kumpel) hat
    Verständnis. Er weiß, daß ich nicht solche Muskeln habe wie er.
    »Nur noch vierhundert Yards«, sagt er ermutigend. Er hätte meinetwegen ebensogut vierhundert Meilen sagen können. Aber schließlich schafft man es auf irgendeine Weise, so weit zu kriechen, bis man die Kohle unmittelbar vor Augen hat. Der
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    Weg war anderthalb Meilen lang und hat fast eine Stunde
    gedauert; ein Kumpel würde nicht viel mehr als zwanzig
    Minuten brauchen. Einmal angelangt, muß man sich erst ein
    paar Minuten in den Kohlenstaub legen, um wieder zu Kräften zu kommen, ehe man daran denken kann, die Vorgänge um sich herum mit einigem Verständnis zu verfolgen. Der Rückweg ist noch schlimmer, nicht nur weil man todmüde ist, sondern auch, weil die Strecke zum Hauptschacht leicht ansteigt. Die niedrigen Stollen durchmißt man mit der Geschwindigkeit einer
    Schildkröte und hat keine Hemmungen mehr, »Halt« zu rufen, wenn man fühlt, daß einem die Knie weich werden. Selbst die Grubenlampe, die man trägt, wird zur Last. Vermutlich würde man sie fallen lassen, wenn man stolperte, und wenn es eine Davy-Lampe ist, würde sie ausgehen. Sich unter den
    Querbalken zu ducken, wird immer mehr zu einer Anstrengung, und manchmal vergißt man es. Man versucht, wie die Bergleute mit gesenktem Kopf zu gehen, und dann stößt man sich den
    Rücken. Auch die Kumpel stoßen sich recht häufig den Rücken.
    Daher haben die meisten Bergleute in sehr heißen Gruben, wo man sich nicht anders als halbnackt bewegen kann, auf dem
    ganzen Rücken das, was sie »Knöpfe den Rücken hinunter«
    nennen, das heißt ständige Wundstellen an jedem Rückenwirbel.
    Wenn der Stollen abwärts führt, stellen sich die Bergleute manchmal mit der Wölbung ihrer Holzschuhe seitlich auf die Schienen und rutschen hinunter. In Gruben, wo das
    Vorwärtskommen besonders schwierig ist, tragen alle Kumpel etwa zwei bis zweieinhalb Fuß lange Stöcke, mit einer
    Ausbuchtung um den Griff. Unter normalen Umständen faßt
    man den Stock am Handgriff, in niedrigen Stollen läßt man die Hand abwärts in die Ausbuchtung gleiten. Diese Stöcke
    bedeuten eine große Hilfe, und die hölzernen Sturzhelme, eine verhältnismäßig neue Erfindung, sind geradezu ein Geschenk Gottes. Sie sehen wie französische oder italienische Stahlhelme aus, sind aber aus einer Art Hartholz gefertigt, und sehr leicht
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    und so widerstandsfähig, daß man sich mit aller Gewalt den Kopf stoßen kann, ohne etwas zu spüren. Wenn man endlich
    wieder auf der Oberfläche angelangt ist, ist man vielleicht drei Stunden unter Tage gewesen und zwei Meilen marschiert, aber man ist erschöpfter als nach einem
    Fünfundzwanzigmeilenmarsch über Tage. Noch eine Woche
    danach sind die Beine so steif, daß es ein sehr schwieriges Unternehmen bedeutet, die Treppen hinunterzusteigen. Man
    muß sich in einer merkwürdigen seitlichen Stellung
    hinunterzuarbeiten versuchen, ohne die Knie zu biegen. Meine Bergwerksfreunde bemerkten, daß ich an allen Gliedern steif war, und lachten mich aus: »Na, wie war's, hier unten in der Grube zu arbeiten, he?« Aber auch ein Bergmann, der längere Zeit nicht gearbeitet hat, zum Beispiel weil er krank war, empfindet die Zeit nach seiner Rückkehr in die Grube zunächst als Qual.
    Es könnte so aussehen, als übertriebe ich, obwohl jemand, der in eine altmodische Grube (die meisten Gruben in England sind altmodisch) eingefahren und tatsächlich bis zur Kohle
    vorgedrungen ist, wahrscheinlich genau dasselbe aussagen
    würde. Was ich besonders hervorheben möchte, ist folgendes: Zunächst dieses entsetzliche Hinundherkriechen, das für jeden normalen Menschen an sich schon eine harte Tagesarbeit wäre.
    Dabei gehört es überhaupt nicht zur eigentlichen
    werkmännischen Arbeit, es ist nur eine Zugabe, wie für den Geschäftsmann die tägliche Fahrt mit der Untergrundbahn. Der Bergmann macht diesen Weg hin und her, und dazwischen
    liegen siebeneinhalb Stunden Schwerstarbeit. Ich bin nie viel länger als eine Meile zum Ort marschiert, aber sehr oft ist der Weg drei Meilen lang, das heißt, daß ich und die meisten
    Menschen, die keine Bergleute sind, überhaupt nie hinkommen würden. Das gehört zu den Punkten, die man immer

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