Im Innern des Wals
erschlossen werden, rücken die Arbeitsplätze weiter und weiter vom Hauptschacht fort. Wenn der Ort eine Meile vom
Hauptschacht abliegt, dürfte das eine durchschnittliche
Entfernung sein; aber auch drei Meilen sind noch normal. Es soll jedoch auch Gruben geben, wo die Entfernung fünf Meilen beträgt. All diese Maße lassen sich mit denen über Tage nicht vergleichen. Denn ob es sich nun um eine Meile oder drei
handelt, außerhalb des Hauptstollens - und auch da nur selten -
gibt es kaum Stellen, an denen ein Mann aufrecht stehen kann.
Was das bedeutet, merkt man erst, wenn man ein paar hundert Yards gegangen ist. Man marschiert leicht rutschend in dem nur schwach erhellten Stollen, der acht oder zehn Fuß breit und etwa fünf hoch ist und dessen Wände aus übereinander geschichteten Felsbrocken bestehen, wie die Steinmauern in Derbyshire. Alle ein oder zwei Yards stehen beidseits hölzerne Pfosten, die einen durch schräge Versteifungen abgestützten Querbalken tragen.
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Einige der Schrägen sind so phantastisch gekrümmt, daß man nur gebückt hindurch kommt. Gewöhnlich geht es sich schlecht auf dem Boden mit seiner dicken Staubschicht und den
scharfkantigen Gesteinssplittern. In einigen Gruben, die voller Wasser sind, ist es so schlammig wie auf einem Bauernhof.
Durch den Stollen laufen auch die Schienen für die eisernen Kohlentonnen, ein Schienenstrang wie für eine Miniatur-Eisenbahn, mit ein oder zwei Fuß aufeinanderfolgenden
Schwellen, auf denen zu gehen sehr ermüdend ist. Alles ist von grauem Steinstaub überzogen, der überall der gleiche zu sein scheint. Man sieht geheimnisvolle Maschinen, deren Zweck man nie begreifen wird, mit einem Draht verschnürte Bündel von Arbeitsgeräten und ab und zu Mäuse, die vom Schein der
Grubenlampe erschreckt auseinanderhuschen. Sie sind sehr
häufig, besonders in Gruben, wo es Pferde gibt oder gab. Es wäre interessant zu erfahren, wie sie überhaupt dahin gelangt sind. Möglicherweise sind sie einfach den Hauptschacht
hinuntergefallen - es heißt ja, daß eine Maus jeden Fall aus beliebiger Höhe unverletzt übersteht, und zwar dank der im Verhältnis zu ihrem Gewicht großen Körperfläche. Man drückt sich an die Wand, um Platz für die langsam auf den
Hauptschacht zurollenden Tonnen zu machen, die von einem
endlosen Kabel gezogen werden, das vo n der Oberfläche aus gesteuert wird. Man kriecht durch schwere Sackleinen-Vorhänge und Holztüren, durch die, wenn man sie öffnet, starke Zugluft weht. Diese Türen sind ein wichtiger Teil der
Grubenventilation. Durch einen Nebenschacht wird die
verbrauchte Luft mit Hilfe von Ventilatoren abgesaugt, und frische dringt durch einen anderen von selbst ein. Überläßt man die Luft sich selbst, wird sie den kürzesten Weg nehmen und die tiefer gelegenen Orte umgehen. Man muß daher alle direkten Luftwege abdichten.
Wenn man sich duckend auf den Weg macht, kommt es einem
zunächst wie ein Spaß vor, doch das ändert sich sehr schnell. Ich
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bin infolge meiner außergewöhnlichen Länge im Nachteil, aber wenn die Decke sich bis auf vier Fuß oder noch weniger senkt, wird das Vorwärtskommen für jeden beschwerlich,
ausgenommen Zwerge oder Kinder. Man muß sich dauernd tief
bücken, gleichzeitig aber den Kopf hochhalten, um auf die
Pfosten und Schrägstützen zu achten und nicht dagegen zu
stoßen. Dadurch bekommt man einen fortgesetzten Krampf im Genick, aber das ist nichts im Vergleich zu den Schmerzen in den Knien und den
Waden. Nach einer halben Meile wird es (ich übertreibe
nicht) zu einer unerträglichen Qual. Man beginnt sich zu fragen, ob man bis zum Ende durchhalten wird, und vor allem, wie in aller Welt man je wieder den Weg zurück schaffen soll. Der Schritt wird langsam und langsamer. Man kommt zu einer
Strecke von mehreren hundert Yards, wo alles außergewöhnlich eng ist und man sich nur noch schleichend weiterbewegt. Dann plötzlich weicht die Decke bis zu einer geheimnisvollen Höhe zurück wahrscheinlich Schauplatz eines früheren Bergrutsches -, und man kann sich ganze zwanzig Yards aufrichten. Man spürt eine geradezu überwältigende Erleichterung. Aber gleich darauf folgt eine neue, hundert Yards lange niedrige Strecke und dann eine dichte Folge von Deckenbalken, unter denen man
hindurchkriechen muß. Man läßt sich auf alle viere nieder, und schon das ist eine Erleichterung nach der Schleicherei. Hat man die Balkendecke überwunden und versucht, sich
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