Im Innern des Wals
on the halfmown hill, By now the blood is
dried; And Maurice amongst the hay lies still
And my knife is in his side.
[Die Sonne brennt auf den halb gemähten Hügel, jetzt ist das Blut getrocknet; und Maurice liegt still zwischen dem Heu, mit meinem Messer in der Seite.] Und weiter:
They hang us now in Shrewsbury jail:
The whistles blow forlorn, And trains all night groan on the rail
To men that die at morn.
[Sie hängen uns jetzt im Shrewsbury-Gefängnis: das Pfeifen klingt verloren, und Züge dröhnen die ganze Nacht vorbei an Männern, die am Morgen sterben.]
Das ist alles mehr oder weniger auf den gleichen Ton
gestimmt. Alles geht schief. »Dick liegt lang im Kirchhof, und Ned liegt lang im Kerker.« Man bemerke auch das exquisite Selbstmitleid, das »Niemandliebtmich«-Gefühl :
The diamond tears adorning
Thy low mound on the lea, Those are the tears of morning,
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That weeps, but not for thee.
[Die diamantenen Tränen schmücken deinen kleinen Hügel
im Land, es sind Tränen des Morgens, der weint, aber nicht um dich.]
Kalter Kaffee, alter Junge! Die Art von Gedichten hätte für Halbwüchsige geschrieben sein können. Und der ständige
sexuelle Pessimismus (das Mädchen stirbt immer oder heiratet einen ändern) erschien den Jungen, die in Internaten
zusammengepfercht gelebt hatten und mehr oder weniger
glaubten, Frauen seien für sie unerreichbar, wie eine höhere Weisheit. Ich zweifle, ob Housman jemals dieselbe Anziehung auf Mädchen ausgeübt hat. In seinen Gedichten bleibt der
weibliche Standpunkt außer Betracht, die Frau ist lediglich die Nymphe, die Sirene, das verräterische, halbmenschliche
Geschöpf, das einen ein Stück des Weges begleitet, um einen dann sitzenzulassen.
Housman hätte keinen so starken Einfluß auf die Generation gehabt, die 1920 jung war, wenn bei ihm nicht noch etwas
anderes mitgewirkt hätte, und das war sein blasphemischer, antinomischer »Zynismus«. Der ewige Konflikt zweier
Generationen war bei Ende des Ersten Weltkrieges
ungewöhnlich bitter, was teils auf den Krieg selbst zurückging und teils eine indirekte Folge der Russischen Revolution war.
Auf alle Fälle war eine geistige Auseinandersetzung um diese Zeit fällig. Durch das bequeme, sichere Leben in England, das nicht einmal durch den Krieg ernstlich gestört worden war, hatten vielleicht viele ihre Anschauungen, die sich in den achtziger Jahren oder noch früher herausgebildet hatten, völlig unverändert bis in die zwanziger Jahre bewahrt. Doch der
jüngeren Generation waren unterdessen die offiziellen
Grundsätze weggeschwemmt wie Sandburgen. Der Verfall des
religiösen Glaubens zum Beispiel war geradezu sensationell, Jahre hindurch artete der Gegensatz zwischen Alt und Jung in
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wahren Haß aus. Was von der Kriegsgeneration übriggeblieben war, schleppte sich aus den Schützengräben nach Hause, wo
man feststellte, daß die Älteren noch immer die Schlagworte von 1914 herunterleierten und die etwas jüngere Generation unter der Fuchtel von unverheirateten Lehrern mit schmutziger Phantasie stöhnte. Diese Generation war es, die Housman mit seiner unausgesprochenen sexuellen Revolte und seinem
persönlichen Groll gegen Gott ansprach. Sicherlich war er
patriotisch, aber in harmloser, altmodischer Weise, mehr zu Rotröckchen und den Klängen von »God save the Queen«, als zu Stahlhelmen und »Hängt den Kaiser«. Außerdem war er
genügend antichristlich - er vertrat eine Art von bitterem, herausforderndem Heidentum, die Überzeugung, daß das Leben kurz ist und die Götter gegen die Menschen sind, was genau zu der unter den Jungen vorherrschenden Gesinnung paßte. Und
das alles in einer bezaubernden, zerbrechlichen Versform mit fast ausschließlich einsilbigen Wörtern.
Wie man noch sehen wird, habe ich Housman behandelt, als
sei er ausschließlich ein Propagandist und Verfasser von
Maximen und Zitaten. Fraglos war er mehr. Man sollte ihn jetzt nicht unterbewerten, nur weil er vor nicht allzu langer Zeit überbewertet worden ist. Auch wenn man mit dieser
Behauptung heute auf Widerspruch stoßen wird, zahlreiche
seiner Gedichte von ihm werden kaum lange vernachlässigt
bleiben. Aber im Grunde ist es doch immer die Tendenz eines Schriftstellers, seine »Absicht«, seine »Aussage«, weswegen er beliebt oder unbeliebt ist. Ein Beweis dafür ist die
außerordentliche Schwierigkeit, ein Buch für literarisch wertvoll zu halten, das unsere tiefsten Überzeugungen
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