Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Vernehmungsprotokoll über die braune Tischplatte zurückschob.
    »Was wollen die denn sonst tun? Die Richtigkeit der Angaben können sie doch wohl kaum bezweifeln«, lächelte Samuel Ulfsson.
    Unter I. hieß es in dem Protokoll, die unten genannten vernommenen Personen seien militärisches Personal, deren Identität mit Rücksicht auf die Sicherheit des Reichs geheim bleiben müsse. Dann wurden gesetzliche Vorbehalte gegen eine Verwendung des Protokolls in einem Strafverfahren vorgebracht. Der Text selbst war von lakonischer Kürze und lautete wie folgt:
    Betr.: Eventuelle Verbindung mit Maria Szepelinska-Adamsson: Korvettenkapitän NN-1 gibt an, die fragliche Person nicht zu kennen, und erklärt, sich zu dem kritischen Zeitpunkt nicht in Norrköping aufgehalten zu haben. Major NN-2 ebenfalls. Hauptmann NN-3 ebenfalls. Hauptmann NN-4 ebenfalls. Fähnrich NN-5 ebenfalls.
    Das war alles, unterzeichnet vom Sektionschef bei der Sicherheitsabteilung der Reichspolizeiführung, Henrik P. Näslund.
    »Ich hoffe, wir sind damit nicht irgendwie befaßt gewesen?« fragte der Generalstabschef.
    »Mit dieser Szepelinska? Nein, damit haben wir nichts zu tun gehabt, das fehlte noch. Das Problem besteht aber darin, daß eine Person von Hamilton Data System AB noch nicht hat vernommen werden können.«
    »Hamilton?«
    »Genau der. Bislang haben wir erklärt, Hamilton befinde sich auf Dienstreise, und das haben sie akzeptiert. Und all das nur wegen einer Telefonnummer.«
    »Sie kann sich ja verschrieben haben, oder es liegt irgendein anderer Fehler vor.«
    »Ja ja, aber nach dem Gesetz, demzufolge alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann, müssen wir auch mal solchen Dingen ausgesetzt werden. Wir werden Korvettenkapitän NN-6 wohl nach seiner Rückkehr ins Protokoll aufnehmen müssen.«
    »Wann können wir mit einem Bescheid rechnen?«
    »Jetzt oder in einer Stunde oder morgen oder übermorgen. Wir haben hier ununterbrochen Dienst, und außerdem sind wir beide übers Wochenende jederzeit mit dem Pieper erreichbar. Falls sich was ergibt, konferieren wir telefonisch. Du hast nichts Besonderes vor?«
    »Nein, ich bin zu Hause. Diese Jahreszeit hat ja nicht so viel zu bieten. Doch, morgen gehen wir möglicherweise ins Theater.«
    »Dann ertönt das Piep-Piep-Piep in der Brusttasche sicher genau in dem Moment, in dem es am meisten stört.«
    »Vermutlich. Doch zu etwas anderem: Hältst du es für sehr klug, ausgerechnet Hamilton für diesen Job ausgewählt zu haben?«
    »Du meinst die Gefahr, daß er sich exponiert?«
    »Nicht unbedingt. Ich habe mehr an Alter und Erfahrung gedacht.«
    Samuel Ulfsson wußte nicht, ob diese Bemerkung ironisch gemeint war, doch dann ging ihm auf, daß der Generalstabschef sich nicht ausführlich mit Hamiltons Hintergrund beschäftigt hatte. Ulfsson unterdrückte einen Impuls, sich in Form eines drastischen Scherzes auszulassen und von denkbaren beiderseitigen Verlusten zu sprechen, verkniff es sich aber, da er nicht genau wußte, ob der Generalstabschef in der tatsächlich ernsten Situation Sinn für Humor zeigen würde.
    »Ich glaube nicht, daß wir uns in diesem Punkt Sorgen machen müssen. Ich hätte für diese Aufgabe jedenfalls keinen kompetenteren Mann finden können«, erwiderte Samuel Ulfsson schließlich und wich dabei dem Blick seines Vorgesetzten aus. »Und die Politiker«, wechselte er das Thema, »scheinen immer noch nicht aufgewacht zu sein?«
    »Nein, die doch nicht«, versicherte der Generalstabschef. »Die scheinen nur mitbekommen zu haben, daß noch ein Exote um politisches Asyl nachsucht. Vielleicht hat man sie nicht ausführlich genug unterrichtet, was weiß ich.«
    Bei der letzten Bemerkung lächelte der Vizeadmiral so ironisch, daß der Sinn seiner Worte nicht mißverstanden werden konnte.
    Es ist doch nicht meine Sache, sie zu informieren, Hauptsache, wir kriegen den Kerl hierher, damit die Arbeit beginnen kann, dann können die Politiker nicht mehr viel dagegen unternehmen, dachte Samuel Ulfsson. Laut sagte er: »Sie werden vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt noch Anlaß haben, sich mehr für diese Operation zu interessieren.«
    »Ja, das gilt wohl auch für mich. Ich wünsche einen schönen Abend. Empfehlung an deine Familie«, sagte der Generalstabschef, stand auf und ging erleichtert dem entgegen, was er für ein einigermaßen freies Wochenende hielt.
    Samuel Ulfsson blieb in seinem Zimmer sitzen. Er zündete sich eine letzte Zigarette an. Möglicherweise würde es am

Weitere Kostenlose Bücher