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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Hände, bis die Männer gegangen waren. Dann klopfte er zweimal schnell an die Kabinentür des Russen, betrat die Kabine daneben und packte seine Waffen in die getarnte Kameratasche um. Jetzt begann die gefährlichste Phase.
    Carl verließ seine Kabine in dem Moment, in dem ein weiterer Mann hereinkam, aber dieser ging direkt in eine andere Toilette. Carl klopfte wieder zweimal bei dem Russen an. Die Tür ging sofort auf. Carl rückte schnell den Krawattenknoten des Russen zurecht, bevor sie sich zum Ausgang begaben.
    Jetzt, dachte Carl, jetzt habt ihr also die letzte Chance. Er ging schräg hinter seinem Gast direkt zur Paß und Gepäckkontrolle. Er mußte sich immer so halten, daß er hinter dem Russen blieb. Er lenkte seinen Gast kaum merklich mit dem linken Arm und mahnte plötzlich zur Eile, damit sie direkt hinter eine Gruppe saudiarabischer Frauen in langen schwarzen Kleidern in die Schlange kamen. Dann stellte sich Carl so hinter den Vizeadmiral, daß er im Auge behalten konnte, was hinter und vor ihnen vorging. Glücklicherweise ist es kein Wetter für Regenschirme, dachte er nervös. Allerdings kann man Gift auch anders spritzen als mit der Spitze eines Regenschirms.
    Die Aktentasche des Russen, die überwiegend schwedische Zeitschriften enthielt, um als Handgepäck etwas Volumen zu haben, wurde problemlos durchleuchtet.
    Carls Kameratasche jedoch erregte sofort Aufsehen. Carl wurde angehalten, während er sah, wie der Russe sich im Strom der Fluggäste zögernd weiterbewegte.
    »Haben Sie die Kameras hier gekauft? Gehören Sie Ihnen? Können Sie mit Papieren belegen, daß Sie die Kameras nach Ägypten eingeführt haben?« fragte ein Zollbeamter wie aus der Pistole geschossen, während er besorgniserregend neugierig in Carls Tasche zu wühlen begann.
    »Ich bin Diplomat«, sagte Carl so ruhig er vermochte und zeigte seinen grauen schwedischen Außenamts-Paß, während er nach seinem verschwundenen Vizeadmiral Ausschau hielt.
    Als der Zöllner den Diplomatenpaß sah, winkte er Carl schnell durch und klappte sofort die Tasche zu. Carl bemühte sich, nicht in die Transithalle zu rennen, wo er sofort seinen Russen entdeckte, der mitten in der Halle stand - als ideale Zielscheibe für einen Angriff.
    »Was Besseres ist Ihnen wohl nicht eingefallen, was?« fauchte Carl, trat vorsichtig an den Russen heran und schob ihn sanft beiseite.
    »Sie sollten mich so schnell wie möglich sehen. Ein guter Einfall und ein schlechter«, flüsterte der Russe aus dem Mundwinkel zurück. Sie waren übereingekommen, so wenig wie möglich zu sprechen.
    Carl begann, auf schwedisch zu plaudern, und der Russe nickte gelegentlich, während sie sich langsam auf den Air-France-Schalter am Ausgang zur Maschine bewegten. Carl erzählte Kindheitserinnerungen, von denen sein Begleiter kein Wort verstand. Bis zum Abflug der Maschine blieb weniger als eine Viertelstunde, und noch hatte sich keine gute Möglichkeit zu dem ergeben, worauf Carl hoffte. Doch dann begann sich am Air-France-Schalter eine Diskussion zu entspinnen, die schnell Carls Interesse erregte: Da war die Chance.
    »Ich glaube, Gott ist heute mit uns«, flüsterte er auf englisch und ging auf den Schalter zu.
    Ein junger Amerikaner wollte einen Raucherplatz, war aber nur für einen Nichtraucherplatz gebucht. Leider sei die Maschine vollkommen besetzt, sagte die Bodenstewardeß. So ging es eine Weile hin und her.
    »Entschuldigen Sie, mein Freund«, schaltete sich Carl mit seinem kalifornischen Akademiker-Akzent ein. Sein vermeintlicher Landsmann stammte offensichtlich aus dem Mittleren Westen. »Ich habe zufällig mitgehört, worum es geht. Wenn Sie nichts dagegen haben, können wir gern die Plätze tauschen. Ich hasse es nämlich, in einer Maschine so weit vorn zu sitzen. Es hört sich vielleicht albern an, aber vielleicht können wir tauschen…?«
    Der Amerikaner war in seinem Alter und trug eine Brille wie Carl. Es war fast zu schön, um wahr zu sein, würde aber vermutlich klappen.
    »Aber Sie haben doch ein Erster-Klasse-Ticket?« wandte der Amerikaner verblüfft ein.
    »Ja, ich weiß«, sagte Carl mit einem Seufzer, »aber die Erste Klasse befindet sich leider im Vorderteil der Maschine, und außerdem bezahlt ohnehin meine Firma. Für Gänseleber und diesen verdammten Champagner habe ich nicht sehr viel übrig. Ich ziehe Bourbon vor.«
    Der Amerikaner ließ sich dankbar überreden. Carl warf einen schnellen Blick auf seine neue Bordkarte. Platz 23C , hervorragend, fast

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