Im Interesse der Nation
uns aufmerksam zu machen.«
Als sie einen Blick auf die Tasche warf, sah sie eine blauschwarze Messerschneide und eine schwarze Pistole. Bei diesem Anblick verzog Lady Guilford den Mund und legte sich zurück.
»Was sind Sie denn für ein Computerfachmann? Ich hoffe, Sie haben nichts mit diesen Lumpen zu tun«, empörte sie sich mit einem Theaterflüstern.
» Liebe Lady Guilford«, flüsterte Carl mühsam beherrscht, »nicht so laut, wenn ich bitten darf.«
Nach kurzer Zeit fuhr Carl flüsternd fort: »Nein, ich bin kein Computerfachmann, sondern Sicherheitsmann eines befreundeten Landes. Es ist mein Job, diese Figuren zu erledigen, und das werde ich auch tun, wenn Sie mich nicht zu sehr stören.«
Carl konnte nicht mehr weitersprechen, da der Entführer mit der Maschinenpistole plötzlich schnell auf sie zukam. Zu Lady Guilfords großem Erstaunen saß der angebliche Sicherheitsmann plötzlich mit gesenktem Blick vollkommen still auf seinem Platz. Beide Hände lagen sichtbar auf den Knien, als wollte er sich nicht einmal verteidigen.
Der Entführer steuerte jedoch nicht auf sie zu, sondern ging an ihnen vorbei. Zunächst stellte er sich neben die nächste Filmleinwand hinter ihnen. Er rollte sie zusammen und richtete die Waffe auf die Passagiere der zehn letzten Bankreihen. Als er die Lage unter Kontrolle zu haben meinte, nahm er etwa einen Meter weiter hinten eine neue Position ein, auf der er anscheinend bleiben wollte. Der Abstand zu Carl, der englischen Lady und deren Schwester betrug etwa fünfeinhalb Meter. Sie schienen im übrigen in diesem Teil der Maschine die einzigen zu sein, die nicht von Panik oder Furcht ergriffen wurden. Hier und da war unterdrücktes Weinen zu hören. Sonst war es in der Maschine so gut wie still.
Dann meldete sich über Lautsprecher wieder der Kapitän, der einige Anweisungen gab. Die Stewardessen dürften sich frei in der Kabine bewegen und stünden den Passagieren zur Verfügung, falls jemand medizinische oder andere Hilfe brauche. Das jedoch nur, wenn es wichtig sei, denn die Stewardessen könnten sich nicht gleichzeitig um alle kümmern, und so weiter.
Während die Stimme aus dem Lautsprecher noch zu hören war, sprach Carl leise, doch sorgfältig artikuliert. Dabei blickte er starr geradeaus, ohne Lady Guilford anzusehen.
»So, Lady Guilford. Jetzt muß ich Sie und Ihre Schwester bitten, etwas von der britischen Moral zu zeigen, die Sie vorhin erwähnt haben. Nein, unterbrechen Sie mich nicht. Ihre Schwester soll eine Brieftasche oder ein paar Geldscheine hochhalten und dem Entführer zuschreien, sie wolle ihm gern Geld geben, wenn er sie nur freilasse. Sie muß damit solange weitermachen, bis der Bursche herkommt. Und was dann geschieht, darf sie nicht in Panik versetzen. Ich fürchte, es wird scheußlich werden, aber es ist notwendig. Nicken Sie, wenn Sie alles verstanden haben.«
Lady Guilford nickte entschlossen und kraftvoll, und es sah aus, als verneigte sie sich vor der Königin von England. Dann begann sie eine kurze, geflüsterte Unterhaltung mit ihrer Schwester. Sie flüsterte jedoch ziemlich laut.
»Ihr da hinten, Maul halten, nicht reden!« schrie der maskierte Entführer hinter ihnen.
Lady Guilford ließ sich dadurch nicht im mindesten stören, sondern hob bei ihrem letzten Satz vielmehr noch die Stimme.
»Still! Das ist ein Befehl!« schrie der Flugzeugentführer.
»Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe«, sagte Lady Guilford laut in ihrem klingenden Oberschicht-Englisch. »Wir sind hier Fluggäste und nehmen von irgendwelchen Lumpen noch so islamischer Revolutionen keine Befehle entgegen!« Damit warf sie den Kopf in den Nacken.
»Verdammtes Weibsbild, hör auf zu babbeln, halt die Schnauze!« schrie der Entführer, der jetzt zunehmend erregter wurde.
»Ich muß sagen, Ihre Sprache paßt zu Ihnen, Sie Lump!« brüllte Lady Guilford zurück.
Die Passagiere ringsum schienen sich angesichts der drohenden Katastrophe zusammenzukauern. Carl hielt die Messerschneide unter dem Handgelenk und saß ebenfalls mit gesenktem Kopf da.
» Good sport, weiter so«, flüsterte er.
»Wenn Sie wenigstens ein Mann wären, würde ich Ihnen die Tasche an den Kopf klatschen, Sie Lümmel!« schrie Lady Guilford und hob ihre Handtasche drohend in Richtung Entführer.
Das war offensichtlich zuviel. Carl hörte, wie die schnellen Schritte von hinten näherkamen. Er hielt die Luft an und kauerte sich zusammen wie zum Sprung.
»Verdammtes Weibsstück, halt die
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