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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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langsam zwei Magazine. Dann schob er das eine in den Pistolenkolben und das zweite in die Brusttasche, nahm sich eine wattierte Jacke des Alten und ging in die Frühlingsdämmerung hinaus.
    Unter den langen Apfelbaumreihen, die zu der grauen, eisfreien Ostsee hinunterführten, versank er vollkommen in der Jagd. Nach einer Dreiviertelstunde, als das Licht zum Schießen zu schlecht geworden war, ging er langsam zur Villa hinauf und legte in der Küche vier Kaninchen auf die Spüle. Er überlegte, ob er sie ausnehmen und häuten sollte, ließ sie aber bis auf weiteres liegen, als er hörte, daß der Alte sein Telefonat gerade beendet hatte.
    »Sollen sie in den Gefrierschrank? Soll ich sie ausnehmen?« fragte Carl, als er wieder ins Wohnzimmer kam. Der Alte war energisch damit beschäftigt, das Kaminfeuer wieder in Fahrt zu bringen.
    »Ich habe mich zwar nie sonderlich gut darauf verstanden, diese Viecher zu braten, aber erlegtes Wildbret sollte man nicht umkommen lassen«, erwiderte der Alte, ohne sich umzudrehen. Als das Kaminfeuer brannte, setzte er sich in seinen Lehnstuhl und zog einen weiteren verbotenen Zigarillo aus der Tasche.
    »Ich habe mich mit einem unserer Richter über das Problem unterhalten«, begann er, nachdem er seinen Glimmstengel in Glut gepafft hatte.
    »Du kannst wählen: kein fair trial, was an und für sich gegen unsere Rechtsgrundsätze ist, dann wirst du wegen Totschlags verurteilt. Wenn du andererseits ein faires Verfahren haben willst, wirst du wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und bekommst eine Geldstrafe. Das ist die Lage.«
    »Entscheidend ist nicht die Dauer der Strafe, es ist eine moralische Frage«, entgegnete Carl leise.
    »Genau, und dann wird es etwa so aussehen: Stell dir einen Anwalt vor, der dich verteidigen soll. Jeder Angeklagte muß einen Verteidiger haben, damit bist du doch einverstanden? Nun, wenn der Anwalt in Übereinstimmung mit den Verordnungen der Menschen sein Bestes tun soll, braucht er deine ganze Geschichte. Er wird vor Freude einen Steptanz aufführen, wird von dir verlangen, daß du in Uniform auftrittst, mit der Tapferkeitsmedaille auf der Brust und diesem Hakenkreuz am Hals. Er wird dich zwingen, die ganze Geschichte über unsere field operators, über die Ausbildung in den USA, über reflexhafte Abwehrbewegungen und alles andere auszuspucken. Wenn er eine große Show will, wird er sogar irgendeinen Pappkameraden in Polizeiuniform in den Gerichtssaal schleppen und dich vor den gaffenden Zuschauern kleine Zirkusnummern vorführen lassen. Unter Jubel und Tschingderassassa wirst du dann zum Nationalhelden erklärt und erhältst wegen fahrlässiger Tötung eine Geldstrafe. Ach nein, eins habe ich noch vergessen, die mit dem Prozeß verbundene Publizität wird dich natürlich auch mit der Operation während des Fluges AF 129 in Verbindung bringen, und damit ist die Geschichte in der Weltpresse. Summa summarum: Du fügst der Nation nicht wiedergutzumachenden Schaden zu, wir verlieren unseren besten Mann, verlieren die Kooperationsmöglichkeiten mit den Yankees, die anderen beiden in San Diego werden schnell wie der Blitz nach Hause geschickt, und einiges andere dazu. Und das alles wegen eines Unfalls. Wo befindet sich die Mordwaffe, nein, ich meine das Messer? Welche technischen Beweise gegen dich gibt es noch?«
    »Es gibt keinen Beweis«, erwiderte Carl leise. »Die Mordwaffe war ein japanisches Küchenmesser, das ich ihr einmal geschenkt hatte. Sie hatte so schlechtes Küchengerät. Ich nahm es mit, zerbrach es und versenkte die Teile an verschiedenen Stellen im Strömmen in Stockholm. Die Kleidung, die ich trug, habe ich zu Hause im Kachelofen verbrannt, einschließlich der Schuhe und der Unterwäsche. Die Asche habe ich in der Toilette weggespült, eventuelle Überreste danach mit dem Staubsauger entfernt. Niemand hat mich gesehen, keine Reifenspuren, nichts. Aber das gehört nicht hierher. Ich handelte in dem Moment ganz mechanisch. Inzwischen habe ich nachgedacht.«
    »Als dein Vorgesetzter gebe ich dir Befehl, nicht mit der Polizei zu sprechen. Ist das verstanden?«
    »Kann ich das schriftlich haben?«
    »Sei nicht kindisch, Carl.«
    »Aber hiermit habe ich über den Vorfall Bericht erstattet?«
    »Ja, hiermit. Aber kein Wort zu anderen, wenn ich bitten darf. Ich werde mir alles noch mal durch den Kopf gehen lassen und später vielleicht mit Samuel besprechen. Aber einen Prozeß können wir uns jetzt ganz einfach nicht leisten. Er könnte der Sicherheit

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