Im Interesse der Nation
ist!«
Trotzdem, so fuhr er fort, wolle er nochmals auf den ethischen Aspekt zurückkommen. Hamilton sei ein guter Gegner und ein guter Offizier. Die Sowjetunion verübe keine unbegründeten Terrorakte gegen gute Offiziere!
Generalmajor Michail Tscherentschewitsch Cholin spürte, daß seine Tage im Auslandsdienst gezählt waren.
Am späten Abend wurde Carl zu Samuel Ulfsson gerufen, der die Skizze zu einem operativen Einsatz gegen die Station Apraksin sorgfältig studiert hatte. Der vorläufige Plan umfaßte natürlich nur die bereits bekannte Station.
»Das hier geht nicht«, grüßte Samuel Ulfsson kurz und ohne Umschweife. Als Carl den Raum betrat, zeigte er gegen seine Gewohnheit mit der ganzen Hand auf den Bericht auf dem Schreibtisch. »Setz dich!«
Der Einwand betraf den Sicherheitsaspekt. Daß die Operation nur mit Tauchern durchzuführen sei, daß die Anlagen mit den erwähnten Methoden zu sprengen seien, damit nichts an die Oberfläche komme, und so weiter - insoweit sei die Sache ziemlich klar.
Ein Dutzend einberufener Reservisten jedoch zusammen mit den wenigen Profis, über die man verfüge, das würde dazu führen, daß allzu viele um die Sache wüßten, und damit würde sie herauskommen. Bei der gesamten Planung sei es von unabdingbarem Interesse, daß genau dies nicht geschehe. Geheimhaltung sei das, was man den Politikern vor allem garantieren müsse. Die würden sich sonst nie auf die Sache einlassen, denn einen Megatonnen-Konflikt mit der Sowjetunion könnten sie nicht handhaben.
»Also«, sagte Samuel Ulfsson, »um die Frage direkt zu stellen: Kannst du es allein machen?«
»Nein«, erwiderte Carl ruhig und mit absoluter Überzeugung, »das ist unmöglich. Und mit unmöglich meine ich unmöglich. Das platzt schon bei den logistischen Problemen.«
»Aber wenn wir die lösen?«
»Dann habt ihr so viel Personal hineingezogen, das rätselhafte Sprengstoffe mit sich herumschleppt und mich kreuz und quer durch die Gegend schippert, daß es zu dem gleichen Ergebnis führt wie das eben skizzierte Verfahren. Nein. Es ist unmöglich.«
»Wie viele Mann brauchst du denn als absolutes Minimum?« Carl brauchte nicht lange nachzudenken.
»Zwei«, sagte er, »und ich weiß auch, welche.«
»Die Jungs in San Diego?«
»Genau die.«
»Und es müssen diese beiden sein?«
»Ja, es müssen diese beiden sein.«
»Warum?«
»Sie haben die gleiche Ausbildung wie ich. Sie sind seit ein paar Monaten von SEAL zurück, haben dort sämtliche Phasen durchlaufen, haben inzwischen also ihre Schwingen. Einer von ihnen übt in seiner Freizeit sogar Unterwasser-Orientierung. Sie beherrschen die Technik, die wir anwenden müssen, auch in großen Tiefen. Sie sind motiviert, sie sind ein Teil des Nachrichtendienstes, ob sie es nun wissen oder nicht. Wir drei können es möglicherweise schaffen, niemand sonst. Trotzdem brauchen wir noch einige logistische Assistenten, vorsichtig ausgedrückt. Ja, und eine weitere Voraussetzung ist natürlich, daß die beiden anderen Basen nicht vor Göteborg oder Luleå liegen, dann könnten wir die Aktion nicht synchronisieren.«
Carl hatte schnell und ohne Zögern gesprochen. Er fühlte sich in seiner Einschätzung absolut sicher.
Samuel Ulfsson drückte seine Zigarette aus und faltete vor Carl langsam eine Seekarte auseinander.
»Hier!« sagte er und legte den Daumen auf einen Punkt ganz in der Nähe der Marinebasis Berga. »Hier liegt die Station Bodisko!«
Carl betrachtete eine Zeitlang die Seekarte.
»Hubschrauber, zwanzig Minuten mit dem Hubschrauber zwischen Bodisko und Apraksin, nicht mehr. Wir dürfen also davon ausgehen, daß die Station Tschitschagow auch irgendwo in der Nähe liegt. Anderthalb Stunden. Anderthalb Stunden zwischen Bodisko und Tschitschagow, falls das ausreicht. Ihr habt also damit begonnen, die Absprachen mit Genosse Gennadij Alexandrowitsch zu erfüllen?«
»Ja«, sagte Samuel Ulfsson, »die Regierung hat uns grünes Licht gegeben. Fliegst du rüber, um unsere beiden Leute zu holen?«
»Ja, und ihr erledigt die Formalitäten und besorgt diese amerikanische Ausrüstung auf meiner Einkaufsliste?«
»Wann könnt ihr loslegen?«
»Von jetzt an gerechnet frühestens in einer Woche.«
»Wann kannst du fliegen?«
»Jetzt gleich.«
5
Der Ministerpräsident des Landes, wie er sich sogar selbst meist nannte, saß vollkommen reglos in seinem kleinen privaten Arbeitszimmer in seiner Dienstwohnung. Er war seit etwa einer halben Stunde allein und hatte
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