Im Interesse der Nation
nachgewiesen, daß die Russen solche Beweise keineswegs zu akzeptieren brauchten, es sei denn, Schweden könne ihnen hundert Gefangene unter die Nase reiben, die einstimmig eingestanden, sie seien Russen und bäten, nicht nach Hause geschickt zu werden.
Übrigens würde vielleicht nicht einmal das von der Gegenseite akzeptiert werden. Die erste und scheinbar einfachste Handlungsalternative war folglich gar nicht so einfach, und es konnte sich als knifflig erweisen, den Konflikt von diesem Niveau aus eskalieren zu lassen, ohne eine ernste Konfrontation zu riskieren.
Die nächste Möglichkeit erschien demnach noch untauglicher. Sie bestand darin, den Inhalt des diplomatischen Protests zu veröffentlichen. Das würde natürlich in der gesamten westlichen Welt zu einem Höllenlärm führen, samt der an Schweden gerichteten Forderung, diverse Beweisstücke mit oder ohne Gewalt an Land zu bringen, damit die Anklagen begründet werden könnten.
Sowohl Sorman als auch der Außenminister waren sich darin einig, daß dies vermutlich der gefährlichste, aber auch geeignetste Weg sei, die Russen zu provozieren. Ein solches Vorgehen würde zudem zu einer unendlichen Kette von Beschlüssen im Licht der Öffentlichkeit führen. Die Aufregung um das auf Grund gelaufene U 137 würde vergleichsweise als reine Bagatelle erscheinen.
Die dritte Möglichkeit war ein militärischer Einsatz mit Waffengewalt. Das Völkerrecht stand dem nicht entgegen. Ein solcher Einsatz von Waffengewalt war kaum etwas anderes als das Abwerfen von Wasserbomben auf fremde U-Boote.
Doch erstens verlangte ein solcher Einsatz absolute Geheimhaltung, und in einer offenen Gesellschaft wie der schwedischen würde sich die nicht aufrechterhalten lassen. Die erste Komplikation dabei bot der außenpolitische Ausschuß des Parlaments. Die Opposition konnte die absolut berechtigte und vernünftige Forderung stellen, daß der Ausschuß über so außerordentlich ernste Aktionen informiert werden müsse. Dabei würde man sich sicher auf eine militärische Alternative einigen können, denn die bürgerlichen Parteien waren ziemlich schießwütig. Doch schon wenige Stunden nach den geheimen Beratungen im Ausschuß hätte Expressen die ganze Geschichte, und danach würde die Hölle losbrechen.
Und ein Angriff der schwedischen Marine gegen die Sowjetunion vor Fernsehkameras und applaudierendem Publikum war nur schwer vorstellbar.
Wenn man das geplante Vorgehen nicht im Ausschuß erläuterte, würde die Opposition schrecklichen Lärm schlagen. Das konnte sich niemand wünschen, da jede Handlungsmöglichkeit auf nationaler Einigkeit beruhen sollte.
Oder auf garantierter Geheimhaltung. Bei spektakulären Maßnahmen wie etwa Gewaltanwendung erschien das jedoch als unmöglich.
Die vierte Möglichkeit war vermutlich die intelligenteste. Natürlich stammte sie von Peter Sorman. Gleichzeitig jedoch war sie in moralischer wie ethischer Hinsicht am unangenehmsten.
Man sollte den Russen anbieten, ihnen ihren Vizeadmiral zurückzugeben, wenn sie im Austausch sämtliche Anlagen - bekannte wie unbekannte - von schwedischem Territorium zurückzogen, und zwar unter Wahrung voller Diskretion.
Das war eine handfeste Alternative, die rein praktisch sicher machbar war. Die Russen würden eine solche Lösung vermutlich zu schätzen wissen. Überdies würden sie damit etwas gewinnen, nämlich daß der Vizeadmiral nicht in die USA weiterbefördert wurde.
Wenn aber ein solches Manöver in der Öffentlichkeit bekannt wurde, würden sich unerträgliche innenpolitische Konsequenzen ergeben. Im Reichstag würde es zu einer Debatte über diesen Verrat kommen, die alle anderen Debatten dieser Art in der jüngeren Vergangenheit übertreffen würde, begründete wie unbegründete.
Die Verhandlungen mit den Russen würden sich diskret führen lassen. Aus dem engeren Regierungskreis würde nichts durchsickern. Das garantierte allein schon der politische Selbsterhaltungstrieb.
Die Militärs jedoch, die in den Austausch unvermeidlich eingeweiht werden mußten, würden wahnsinnig werden. Einmal wegen ihrer allgemein konservativen und leicht naiven Ideale, zum andern, weil der Westen und damit auch Schweden die üppig sprudelnde Erkenntnisquelle verlieren würde, die der russische Vizeadmiral darstellte und aus der sich reichlich schöpfen ließ. Schlimmstenfalls würde einer von ihnen ausrasten, weil die Streitkräfte sich nicht auf den Kriegspfad begeben durften. Und damit würde die Sache
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