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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Gründe dafür können ja vielfältig sein. Er hat vielleicht private Motive, vielleicht bereut er, will nicht noch mehr zum Vaterlandsverräter werden, er will Garantien. Zwischen Schweden und Amerikanern kann sich einiges abspielen. Nun, was tun wir?«
    »Wir untersuchen sämtliches Personal von Generalstab und Nachrichtendienst, sehen uns schwedische Register an und finden heraus, was die Leute für Datschen haben, und dann suchen wir die ab, eine nach der anderen. Das ist bedauerlicherweise ein zeitraubendes Vorhaben.«
    »Ja, aber gut gedacht, Michail Tscherentschewitsch, sehr gut gedacht. Wenn ich in Schweden wohnhaft wäre, hehe, könnte ich mir Ihr oder mein Sommerhäuschen als geeigneten Ort vorstellen. Ein Ort, an dem der Feind nicht suchen würde.«
    »Das Problem ist, daß es Zeit erfordert. Denken Sie doch nur daran, wie die Schären von Stockholm aussehen, Genosse Resident.«
    »Ja, ich weiß«, seufzte Jurij Tschiwartschew schwer. »Ich habe sogar schon oft daran gedacht. Sind es beispielsweise 20 000 oder 30 000 Inseln? Nun, was noch?«
    »Wir intensivieren unser Interesse für Hamilton, aber es ist gelegentlich schwer, ihm zu folgen.« - »Gelegentlich?«
    »Ja, manchmal schüttelt er eventuelle Verfolger höchst professionell ab. Manchmal zeigt er sich gleichgültig. Das Muster ist unklar. Den Besuch der Sicherheitsdienst-Leute zu Hause zum Beispiel hat er überhaupt nicht verbergen wollen.«
    »Setzen Sie mehr Personal ein, nutzen Sie Funkverbindungen, lassen Sie ihn nicht entkommen.«
    »Verstanden, Genosse Resident. Wir haben uns aber noch eine weitere Möglichkeit überlegt. Na ja, es ist vielleicht kein glänzender Einfall, aber wenn Hamilton uns nun zu Gennadij Alexandrowitsch führen könnte…«
    »Aber? Aber was denn, was haben Sie sich überlegt, Michail Tscherentschewitsch?« fragte Jurij Tschiwartschew mit einer Mischung aus wachsender Unruhe und Aggressivität.
    »Nun ja, Herr Genosse Resident«, erwiderte der Generalmajor mit der aus Nervosität hinzugefügten Höflichkeitsbezeigung »Herr«, »wir haben die Möglichkeit überlegt, gegen Hamilton die Spezialistengruppe für nasse Jobs einzusetzen. Sie sind ja inzwischen eingetroffen…«
    »Sie haben was?« unterbrach ihn Jurij Tschiwartschew und blickte seinen jetzt zunehmend nervösen Generalmajor starr an. »Und zu welchen positiven Ergebnissen würde es führen, wenn wir Hamilton liquidieren, wenn ich fragen darf?«
    »Na ja, der Aufstand, der dann folgen würde, nicht nur die Publizität, sondern die Nervosität, die unweigerlich die Folge wäre, würde wohl dazu führen, daß sie losrennen, um Gennadij Alexandrowitsch beispielsweise in aller Hast zu verlegen…«
    Die Erklärung des Generalmajors verebbte wie der Wasserstrom aus einem Wasserhahn, den man zudreht. Erst kommen noch ein paar Tropfen, und dann ist Schluß. Der Generalmajor witterte nichts Gutes, als er den Gesichtsausdruck seines allmächtigen Chefs sah.
    Dann wurde er zusammengestaucht wie seit seiner Zeit als Hauptmann am Ende des Großen Vaterländischen Krieges nicht mehr.
    Erstens, so Tschiwartschew, sei Hamilton ein außerordentlicher und respektabler Kollege, eine Zierde seines Landes. Er wäre selbst für die Sowjetunion eine Zierde, wenn er sowjetischer Staatsbürger wäre. Zweitens solle Gennadij Alexandrowitsch aufgespürt und liquidiert werden und nicht ein schwedischer Kollege. Drittens dürfe das operative Personal nicht mit der falschen Arbeit in Gefahr gebracht werden. Viertens wäre Hamilton schon längst tot, wenn nur ein gewisser Michail Tscherentschewitsch rechtzeitig ein Foto von ihm beschafft hätte. Dann hätte dieser peinliche Zwischenfall im Nahen Osten vermieden werden können, also als die arabischen, hm, Genossen statt Hamilton einen amerikanischen Touristen liquidiert hätten. Fünftens gehe es nicht darum, einen Krieg anzuzetteln und dafür zu sorgen, daß die ganze Residentur des Landes verwiesen werde.
    Dieser letzte Punkt sei am wichtigsten. Falls die Residentur des Landes verwiesen würde - und ein gegen Korvettenkapitän Hamilton gerichteter nasser Job würde völlig unabhängig von der Beweislage der schwedischen Regierung die Chance dazu geben -, gebe es keinerlei Möglichkeit mehr, die Operation gegen Gennadij Alexandrowitsch zu Ende zu bringen. Jurij Tschiwartschew fügte hinzu: »Die Schweden mögen zwar weich sein, aber dumm sind sie nicht. Merken Sie sich eins: Es gilt der Grundsatz, daß der Feind niemals dumm

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