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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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würdest. Wenn ich zurückkomme, werde ich dir alles berichten. Dies ist der letzte Auftrag dieser Art für mich.«
    »Ein letztes shoot-out, bevor der Mann sein weißes Pferd besteigt und im Sonnenuntergang vom Tombstone wegreitet, etwa so wie jetzt.«
    »Tessie, bitte… du bist Amerikanerin. Du bist Staatsbürgerin einer Supermacht, in der Millionen Menschen die Verantwortung für Dinge übernehmen können, mit denen du nie was zu tun haben wirst. Ihr seid die stärkste oder zweitstärkste Militärmacht der Welt, euch überfällt niemand einfach so. Mein Land ist etwa wie Mexiko. Wir müssen kämpfen, wenn wir uns als Nachbar einer Supermacht einigermaßen behaupten wollen… Ach, was soll’s. Du bringst mich dazu, mich zum Idioten zu machen.«
    »Stell dir vor, es ist idiotisch. Stell dir vor, du hättest dich so sehr verändert, daß das, was du sagst, ganz natürlich klingt. Kein Mensch hat mir je so nahe gestanden wie du, Carl. Ich fühle mich aber so unsicher, denn du hast dich verändert, und außerdem war ich irgendwie sicher, daß du nein sagen würdest. Das habe ich irgendwie geahnt.«
    »Und was hättest du getan, wenn ich ja gesagt hätte?«
    »Eine Ohnmacht vorgetäuscht und mich dann auf Gedächtnisverlust berufen und juristisch nichtverpflichtende Zusagen, würde ich sagen. Außerdem bin ich verheiratet und habe ein Kind, hast du das vergessen?«
    »Würdest du in Europa leben können? Was meinst du?«
    »Als Ehefrau eines Offiziers und Gentleman, willst du vermutlich sagen. Du bist natürlich Offizier?«
    »Ja.«
    »Welcher Rang?«
    »Lieutenant commander.«
    »Na ja, das geht ja gerade noch, ist aber nichts Besonderes. Du müßtest mindestens Admiral sein und Medaillen tragen.«
    »Medaillen würden dir nicht sonderlich imponieren, und außerdem gedenke ich Zivilist zu werden.«
    »Ehefrau eines Direktors in Europa also.«
    »Du bist schon in den USA die Frau eines Direktors.«
    »Yep. Eins zu null für dich.«
    »Willst du nicht wieder als Anwältin arbeiten?«
    »Ja, aber nicht in Stockholm.«
    »Soweit es mich betrifft, kannst du den Ort wählen.«
    »Hier und jetzt, habe ich doch gesagt - mit gekreuzten Fingern.«
    »Obwohl ein Mann tun muß, was er tun muß, und so weiter.«
    »Du hast doch immer von der Freiheit des Menschen und seinem Willen gesprochen. Gewissen, die Welt verändern, in jedem Moment eigene Verantwortung, Jean-Paul Sartre - und all das andere Zeug, mit dem wir uns genauso lange beschäftigt haben wie mit dem amerikanischen Imperialismus. Bist du immer noch gegen den US-Imperialismus? Weißt du noch, wer Jean-Paul Sartre war?«
    »Aber ja doch. Ich bin gegen den US-Imperialismus. Allerdings ist das Bild etwas komplizierter und nuancierter geworden, doch darauf will ich jetzt nicht eingehen. Ich habe mich auch geändert, in dieser Hinsicht aber nicht. Dagegen glaube ich, daß Sartre sich geirrt hat.«
    »Inwiefern?«
    »Wenn es nur um meinen freien Willen ginge, ginge es um eine Entscheidung hier und jetzt. Dann würde ich dich wegen eines gebrochenen Eheversprechens verklagen und mir weit teurere Anwälte leisten als du, um den Prozeß zu gewinnen. Und dann würde ich bei Gott nicht oben in Santa Barbara wohnen, sondern hier. Die Gegend hier ist nämlich sehr schön. Aber wir haben nun mal keinen freien Willen. Manchmal landet man in einem riesigen Räderwerk, in dem die großen Zahnräder entscheiden. Sie bewegen sich so langsam, daß man es als gehetztes kleines Rädchen gar nicht sieht. Und wie sehr man selbst auch zu glauben meint, sich zu bewegen, wird man unerbittlich von anderen bewegt. Was bleibt, ist die persönliche Moral eines Menschen. Also muß ich tun, was ein Mann tun muß, obwohl ich lieber hierbleiben würde, wenn es nach meinem bedingt freien Willen ginge. Es gibt also nur eine praktische Lösung: die Dinge in der richtigen Reihenfolge zu nehmen. Der freie Wille ist ein Traum. Das gilt ebenso für ein Privatleben und deine persönliche Moral wie für die Entscheidung, ob man Rechtsanwalt, Hausfrau, Spion oder Rentner sein will. Himmel, ich verheddere mich nur.«
    »Wir saßen am Strand und sprachen stundenlang so miteinander.«
    »Ich weiß. Imperial Beach, ein Name als Ausgangspunkt für diese oder jene politische Überlegung. Send the marines und all das.«
    »Damals hast du dich auch schon ganz schön verheddert, wie ich fand.«
    »Damals dachtest du nur an deine Arbeit als Anwältin.«
    »Nein, Carl, so geht es nicht. Wir reden dummes Zeug oder drehen

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