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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zurückgezogen.
    Schließlich fand er draußen im OBS-Warenhaus in Rotebro geeignete Schlitten. Vier waren noch am Lager, ein roter, ein gelber, ein dunkelblauer und ein hellblauer. Er wählte intuitiv die beiden blauen und den roten, die vermutlich weniger Licht reflektieren würden als der gelbe. Es gelang ihm sogar, sich einen großen Karton geben zu lassen - er sprach von Geburtstagsgeschenken und einer Wette -, und schleppte darin die zwar stapelbaren, doch peinlich aufsehenerregenden Kunststoffschlitten über den großen Parkplatz des Warenhauses. Als er das große Schlittenpaket in den Kofferraum seines Volvos warf, konnte er nicht mehr an sich halten, sondern prustete los.
    Die Schlitten hatten kleine Flossen am Heck und hießen STAR WARS.
    Er zweifelte keinen Moment, daß die Jungs draußen auf der Insel genau wußten, was sie taten. Geschickte Nachrichtendienstleute besaßen die Gabe, zu improvisieren und sich einfachen und unkonventionellen Materials zu bedienen.
    Doch diese Kinderschlitten, die die tödliche Last tragen sollten, hatten Namen, die es unmöglich machten, über das, was tatsächlich eine reine Kriegshandlung werden konnte, zu lachen.
    Und wie erwartet erregten die Schlitten später am Abend bei der Lieferung ebenfalls fast hysterische Heiterkeit. Das übrige Material hatte Lallerstedt bedeutend leichter beschaffen können.
    Åke Stålhandske jaulte vor Lachen und schlug sofort vor, man solle die Fahrzeuge auf die Namen HMS Star War I bis III taufen. Besonders entzückt zeigte er sich darüber, daß er wenigstens einen roten Schlitten bekommen hatte, in der Farbe, die er vorgeschlagen hatte.
    Die anderen konnten Stålhandskes ansteckendem Enthusiasmus nicht widerstehen. So wurden die Schlitten kurz zu Wasser gelassen und mit Leichtbier getauft, bevor die Männer das Bootshaus verließen, um sich wieder dem Ernst der Lage zu widmen.
    Lallerstedt hatte auch einige neue Instruktionen mitgebracht. Sobald die letzten Vorbereitungen getroffen seien, nämlich Umbau und Vervollständigung von Star War I bis III , solle über Funk mitgeteilt werden, daß Alarmbereitschaft Rot gelte. Von dieser Mitteilung an sollten die drei in der Lage sein, vier Stunden nach Befehlserteilung die einleitende Phase der Operation zu beenden, das heißt die Zerstörung von Ziel Nummer 1. Das Sendegerät war ein RA 195 mit DART-Einheit, das Hamilton im Prinzip kannte und das sowohl Stålhandske als auch Lundwall aus ihrer Praxis als Zugführer bei den Küstenjägern vertraut war.
    Die Nachricht wurde wie bei modernen Schreibmaschinen auf einer kleinen Tastatur geschrieben. Der Text erschien auf einem kleinen Bildschirm über der Tastatur. Wenn alles korrigiert und fertig war, brauchte man nur noch auf den Sendeknopf zu drücken, worauf der Klartext von einem EDV-Modul verschlüsselt und sofort an das Empfänger-Terminal übermittelt wurde, das den Text wieder entschlüsselte. Das Gerät war ein praktisches Spielzeug, mit dem man seinen Spaß haben konnte. Bei guten Empfangsverhältnissen konnte man per Kurzwelle mit der halben Welt kommunizieren, und alle Nachrichten konnten sofort und deutlich empfangen werden. Man brauchte nur irgendwo eine Antenne zu installieren, was Lundwall an der nächsten Kiefer in fünf Minuten erledigt hatte.
    Vom kommenden Nachmittag an sollten sie zu jeder vollen Stunde empfangsbereit sein. Die drei Männer sahen Lallerstedt vermutlich zum vorletzten Mal, da alle Materialwünsche jetzt erfüllt zu sein schienen. Wahrscheinlich würden sie sich noch einmal spät in der Nacht oder gegen Morgen wiedersehen.
    Lallerstedt hatte vom Generalstab den Befehl erhalten, Carl zu einer Besprechung nach Stockholm mitzubringen, worauf dieser zurückkehren sollte, falls grünes Licht gegeben wurde.
    Åke Stålhandske und Joar Lundwall krempelten mit scherzhafter Übertreibung die Ärmel hoch, um sich unten im Bootshaus an den Umbau der Kinderschlitten zu machen. Carl bestieg mit seinem nächsthöheren Vorgesetzten das schnelle Motorboot.
    Sie fuhren mit Höchstgeschwindigkeit und gelöschten Positionslichtern. Lallerstedt fuhr nach militärischen Seekarten und ohne das geringste Zögern schnurgerade an Brandungen und Untiefen vorbei. Wenn es etwas gab, was man in der schwedischen Marine wirklich beherrschte, dann diese Art der Navigation.
    Die Fahrzeit mit Boot und Wagen nach Stockholm betrug nur etwas mehr als eine Stunde. Lallerstedt wußte nicht, worum es ging. Beide schwiegen auch im Auto noch, obwohl sie

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