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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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versammelt lagen wie seinerzeit die Amerikaner in Pearl Harbor. Es würde eine Angelegenheit weniger Stunden sein oder noch kürzer, wenn sie den richtigen Zeitpunkt wählten.
    Aber war es wirklich die gesetzliche Regierung des Landes, die jetzt agierte? War das nicht eher so etwas wie eine Ministerherrschaft, oder wie immer man das nennen sollte? Es verstieß jedenfalls gegen das Grundgesetz.
    Sie waren schließlich nur vier Personen. Sollten vier Personen Entscheidungen, die das Interesse der ganzen Nation betrafen, auf eigene Faust fällen dürfen? War das Demokratie?
    Wenn sie die falschen Entscheidungen trafen, was sollte dann geschehen? Waren diese vier Männer unter allen Umständen, auch unter den extremsten Gegebenheiten, die alleinigen Befehlshaber des ganzen Volkes, der ganzen Nation, Herren über die ganze Zukunft des Landes?
    Und was war ein Mitglied der Streitkräfte, das gegen diese Ordnung verstieß?
    Ein Landesverräter?
    Aber wenn die Basen trotz des ausdrücklichen Verbots der Regierung gesprengt wurden, was würde das Kabinett dann tun? Den Landesverräter vor Gericht stellen? Wie sollten sie einen solchen Prozeß in Gang setzen, ohne daß etwas herauskam, und wie sollten sie diese Entschlüsse rechtfertigen?
    Würde der Oberbefehlshaber es wagen?
    Vielleicht, aber das war keineswegs sicher. Würde Carl-Erik es wagen? Vielleicht, aber auch das war keineswegs sicher.
    Die Operateure da draußen bei Smådalarö, wußten sie überhaupt etwas davon, daß aus ihrem Vorhaben nie etwas werden würde?
    Das war keineswegs wahrscheinlich. Von solchen Voraussetzungen konnten sie kaum ausgegangen sein, da sie ja nicht daran arbeiten konnten, eine unmögliche Aktion vorzubereiten.
    Leonard Söderberg hörte seine Tochter die Treppe heraufkommen. Sie klopfte vorsichtig an. Dann trat sie ein und umarmte ihn. Sie hatte auf einem Tablett Kaffee, seine Pfeife und Tabak mitgebracht. Bevor sie hinausging, küßte sie ihn noch auf die Wange.
    »Du darfst das alles nicht so ernst nehmen, Papa. Du weißt, daß wir bei jedem Wetter zu dir halten. Eines schönen Tages wirst du schon noch ein U-Boot fangen«, zwitscherte sie ohne jede Spur von Ironie und tapste dann vorsichtig wieder die Treppe hinunter.
    Leonard Söderberg zündete die Pfeife an und genoß eine Weile den Geschmack des Tabaks. Er hatte schon längst Lust gehabt zu rauchen, hatte aber weiteren Zusammenstößen dort unten aus dem Weg gehen wollen. Er blickte auf das dunkle Wasser hinaus. In diesem Augenblick entschied er sich.
    Trotz des extrem ernsten Hintergrunds konnte sich Jurij Tschiwartschew ein leises Kichern nicht verkneifen, als er den Bericht über die gelungene Operation der vergangenen Nacht las. Es geschah nicht jeden Tag, daß das GRU in westlichen Werbeagenturen Einbrüche verübte, und die beiden speziell abkommandierten Experten des Direktorats für nasse Jobs in Moskau mußten das Unternehmen wohl etwas eigentümlich gefunden haben.
    Sicherheitshalber hatten sie noch eine Menge Nebeninformationen gestohlen, etwa über den Lebensmittelbedarf von Familien mit kleinen Kindern und Eigentümern von Sportbooten der Preisklasse unter 200 000 Kronen sowie andere Dinge ähnlich verwirrenden Charakters. Die schwedische Polizei würde nie eine vernünftige Möglichkeit erhalten, überhaupt zu begreifen, was die eigentliche Beute war, welche Datenbänder so wertvoll waren. Noch weniger würde sie herausfinden, wer die ungewöhnlich kompetenten Diebe gewesen waren. Es war jedenfalls eine leichte Operation gewesen. Und jetzt hatte man Zugang zu sämtlichen schwedischen Eigentümern von Sommer und Ferienhäusern. Es waren gewiß Hunderttausende von Namen. Doch die EDV-Experten behaupteten, es werde nicht viele Stunden dauern, die höchsten, beim Nachrichten und Sicherheitsdienst in Stockholm angestellten Offiziere des Landes in den Computer einzugeben, ferner ihre nächsten Verwandten. Dann werde man die beiden Datenbanken abgleichen. Das erwartete Resultat lag zwischen fünfzig und fünfundzwanzig Häusern in einem Dreißig-Kilometer-Radius um Stockholm. Wenn man den Radius erweiterte, werde die Zahl der Häuser schnell steigen, doch sei es vernünftig, im Zentrum zu beginnen und sich dann weiter vorzuarbeiten.
    Statt in einem Heuhaufen nach einer Nadel zu suchen, werde man noch vor Ende des Tages eine stark reduzierte und präzise Zahl von Sommerhäusern und Adressen vorliegen haben.
    Das war ein guter Gedanke. Die Theorie paßte zu der Tatsache, daß

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