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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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logistische Reserve. Führen Sie die Operation mit unseren beiden Spezialisten aus Moskau in der vordersten Linie durch und setzen Sie das restliche Personal für Transport und Verbindung ein. Niemand anders als Gennadij Alexandrowitsch darf zum Ziel eines bewaffneten Einsatzes werden, sofern es nicht aus Gründen der Selbstverteidigung unvermeidlich ist. Unter gar keinen Umständen Brandstiftung oder anderes Aufsehen. Keine Untersuchung des Hauses. Es ist nämlich wichtiger, daß unser Personal entkommt, als die Verhörprotokolle der letzten Tage oder derlei in die Hand zu bekommen. Die Schweden sind nicht so dumm, Tonbänder und Protokolle in dem gleichen Korb aufzubewahren wie das goldene Ei. Es ist von größter Bedeutung, daß die Operation innerhalb von vierundzwanzig Stunden durchgeführt wird. Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Irgendwelche Fragen?«
    Es wurden keine Fragen gestellt. Als sie gegangen waren, rief Jurij Tschiwartschew einen der Operateure aus Moskau zu sich, einen jungen Leutnant, den er vor einigen Tagen nur flüchtig begrüßt hatte.
    Als der Leutnant eintrat, entschuldigte er sich überflüssigerweise sofort wegen seiner langen Haare, die er sich aus taktischen Überlegungen hatte wachsen lassen.
    Jurij Tschiwartschew lächelte. Der Spetsnaz-Offizier wirkte wie ein Westeuropäer, was natürlich auch beabsichtigt war.
    »Setzen Sie sich, Wladimir Iljitsch. Ihr Nachname läßt fast darauf schließen, daß Sie Eishockeyspieler sind«, sagte Jurij Tschiwartschew freundlich, während er auf seinem Schreibtisch einige Dokumente und Fotos sortierte.
    »Nein, Genosse Oberst. Ich bin mit Anatolij Firsow nicht verwandt. Mein Sport ist Biathlon«, erwiderte der Leutnant kurz und militärisch.
    »Nun, für Ihren Sport darf ich Ihnen später Glück wünschen, Wladimir Iljitsch. Jetzt geht es um die bevorstehende Operation. Ihnen ist klar, wer das Ziel ist und weshalb?«
    »Ja, Genosse Oberst.«
    »Sehr gut. Ich habe verfügt, daß dies eine rein militärische Operation zu sein hat, und unser einziges Objekt ist Gennadij Alexandrowitsch persönlich. Es geht darum, ein Urteil des Politbüros zu vollstrecken. Dessen sind Sie sich ebenfalls bewußt, mein junger Leutnant?«
    »Ja, Genosse Oberst.«
    »Ich will damit klarstellen, daß es sich hier nicht um irgendeine dubiose Aktion handelt. Das dürfen Sie nicht glauben. Und gerade deshalb ist es von allergrößter Bedeutung, daß die schwedischen Militärs keinerlei Verluste erleiden. Die Männer, die sich bei Gennadij Alexandrowitsch befinden, sind mit größter Wahrscheinlichkeit nur Vernehmungspersonal und Techniker. Soweit wir festgestellt haben, gibt es kein Wachpersonal.«
    »Verzeihen Sie eine Frage, Genosse Oberst.«
    »Bitte sehr, mein junger Leutnant. Es darf keine Unklarheiten geben, wenn wir mit dieser Operation beginnen.«
    »Ist es wirklich möglich, daß sie kein Wachpersonal haben? Ich meine… das kommt mir reichlich abenteuerlich vor.«
    »Vollkommen richtig, junger Leutnant, das mag so scheinen. In Wahrheit ist es jedoch gar nicht dumm, müssen Sie wissen. Ich rechne nie damit, daß sich der Gegner dumm verhält. Folglich sollen Sie und Ihr Kollege eine möglichst saubere Operation durchführen. Das Ziel ist ausschließlich Gennadij Alexandrowitsch.«
    »Verstanden, Genosse Oberst.«
    »Es gibt jedoch eine wichtige mögliche Ausnahme«, fuhr Jurij Tschiwartschew fort, während er drei Fotos nebeneinander auf den Schreibtisch legte. »Abgesehen davon, daß Sie zum Zweck der Selbstverteidigung feuern dürfen, ist eine besondere Situation denkbar, falls Sie bei Ihren Erkundungen auf diese Person stoßen. Falls dieser Mann sich dort befindet, muß er leider Ziel Nummer eins werden, das läßt sich nicht vermeiden.«
    »Verstanden, Genosse Oberst. Darf ich fragen, wer der Mann ist und welche Qualifikationen er hat?«
    Jurij Tschiwartschew lächelte vergnügt über seinen tiefernsten jungen Kollegen. An dem Ehrgeiz des jungen Leutnants war nicht zu zweifeln. Es war sein erster nasser Job im Ausland.
    »Selbstverständlich, mein junger Leutnant. Ich werde Ihnen sagen, wer der Mann ist. Er ist ihr bester Operateur. Er ist kein gewöhnlicher Wachposten, sondern Experte, und ich möchte Sie aufrichtig vor seiner Qualifikation warnen. Bei allem Respekt vor unseren eigenen Leuten muß ich davon ausgehen, daß er mindestens genausogut ist. Falls Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ich verstehe voll und ganz, Genosse Oberst. Die Anwesenheit dieses

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