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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Mannes bringt die Operation in Gefahr, und deshalb muß er kampfunfähig gemacht werden, bevor wir das Ziel angreifen.«
    »Recht so, mein junger Leutnant. Und dann noch etwas, falls das Schlimmste eintrifft und man Sie schnappt. Wir werden Sie als einen von uns anerkennen und Sie nach einem Jahr oder so austauschen können, vermutlich sogar früher. Ja, ich sehe Ihnen an, daß Sie das für ungewöhnlich und außerhalb der Routine halten, doch wir werden Sie anerkennen, da Sie im Dienst der Sowjetunion handeln und als Offizier einen ehrenhaften Auftrag in unserem nationalen Interesse durchführen. So liegen die Dinge. Nein, ich sage das nicht, um einen möglichen Mißerfolg anzudeuten, das dürfen Sie nicht denken, aber es ist trotzdem gut, wenn Sie Bescheid wissen. Die praktischen Details werden Sie später unten in der Abteilung erfahren. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Nein, Genosse Oberst.«
    »Dann darf ich Ihnen für diesen schwierigen Auftrag im Dienst des Vaterlandes aufrichtig Glück wünschen«, schloß Jurij Tschiwartschew, während er seinem jungen Kollegen die drei Fotos überreichte.
    Sie hatten den ganzen Morgen und den Vormittag mit Unterwasser-Manövern ihrer beladenen Kinderschlitten zugebracht. Vor allem kam es darauf an herauszufinden, um wieviel die Geschwindigkeit beim Transport reduziert wurde und welche Distanz unter Wasser maximal zurückgelegt werden konnte. Sie hatten herausgefunden, daß es unmöglich war, sich sicher zu orientieren, ohne auf jeder Etappe mindestens einmal über Wasser die Position zu bestimmen. Sie hatten sich darauf geeinigt, wo und wann dies bei welchen Landmarken geschehen mußte.
    Anschließend hatte Carl Joar Lundwall fast feierlich gebeten, den Code zu senden, mit dem mitgeteilt wurde, jetzt herrsche Alarmbereitschaft Rot. Die Mitteilung war empfangen und mit der Nachricht erwidert worden, man habe verstanden, und Carl solle auf angegebene Weise zu jeder vollen Stunde auf Instruktionen warten.
    Den Rest des Tages hatten die drei damit zugebracht, aufzuräumen, ohne Spuren zu hinterlassen. Ferner hatten sie alle Dokumente zerstört, die sie bei den Vorbereitungen verwendet hatten, mit Ausnahme der beiden Seekarten mit den Zielangaben. Dann hatten sie den Kutter mit Proviant und ihrer persönlichen Ausrüstung sowie einen der drei Schlitten mit einem verschlossenen Transportsack beladen, der die tödliche Last barg.
    Am Heck des Kutters war ein Schlauchboot mit Außenbordmotor vertäut, und unter der geschlossenen Persenning befanden sich die beiden anderen Schlitten, HMS Star War II und III.
    Es war ein recht schöner Abend mit aufbrechender Wolkendecke, und die Wetteraussichten waren der letzten Fünf-Tage-Prognose zufolge aus ihrer Perspektive günstig: mäßiger Wind, mäßige Strömungsverhältnisse und kein sonderlich hoher Seegang.
    Vor dem Abendessen hatten sie das Grundstück abgekämmt, um ein letztes Mal zu kontrollieren, daß sie nichts vergessen oder verloren hatten. Und jetzt waren sie, mit einem überraschenden Gefühl kalter, innerer Leere, bereit.
    Jetzt blieb nur noch, zu warten und möglichst viel zu ruhen. Sie gingen früh zu Bett und wachten abwechselnd. Sie schliefen schwer und - vielleicht sogar zu ihrem eigenen Erstaunen - traumlos.
    Um 13 Uhr am nächsten Tag kam der Befehl.
    Joar Lundwall, der am Funkgerät Wache hatte, rief die beiden anderen zu sich und wies stumm auf den Bildschirm. Auf dem kleinen Viereck sahen sie einige wenige, doch vollkommen klare Worte:
    Führen Sie Operation Big Red befehlsgemäß aus. Zeitpunkt der Zerstörung von Ziel 1 16 Uhr. Haben Sie den Befehl verstanden?
    Die drei Männer starrten ungläubig auf den kurzen Text auf dem grüngrauen Schirm. Dann blickten die zwei Carl an.
    »Sende folgendes«, sagte er mit unsicherer Stimme: »Befehl verstanden. Einsatz gegen Ziel 1 wird um 16 Uhr erfolgen. Ist weitere Kontaktaufnahme nötig?«
    Åke Stålhandske schlug unbeholfen ein paar Tasten an, möglicherweise aus Nervosität, vielleicht aber auch, weil Computer nicht gerade sein bestes Fach war. Er mußte mehrmals korrigieren, bevor er den Sendeknopf drückte. Dann warteten sie dreißig Sekunden in atemloser Stille, bis ein neuer Text auf dem Bildschirm auftauchte:
    Antwort nein. Viel Glück.
    Carl zögerte. Dann befahl er einen neuen Text:
    Von wem kommt der Befehl?
    Es dauerte weniger als fünfzehn Sekunden, bis die Antwort da war:
    Vom Vaterland.
    Sie starrten verblüfft auf die zwei Worte.
    »Verdammt, das hört sich

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