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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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übrigens das gleiche Ergebnis bringen würde. Von jetzt an unterliegst du der gleichen Schweigepflicht wie alle anderen im Raum. Hast du verstanden?«
    »Aber ja doch«, seufzte Carl. »Ich habe verstanden. Wenn mich künftig jemand fragt, leugne ich eisern. Die Sache mit dem Geld regle ich selbst.«
    »Genau«, lächelte der Alte fröhlich. »Denk dir irgendeinen guten Zweck aus und stifte ein paar Tausender oder was immer ein normales Gericht festgesetzt hätte. Und jetzt schnell wieder zurück zum Ernst des Lebens.«
    »Auch das ist angekommen«, erwiderte Carl, der mit einemmal sein inneres Gleichgewicht und die Selbstkontrolle zurückgewann.
    Dort draußen bei Smådalarö saßen Åke Stålhandske und Joar Lundwall und schnippelten an ihren Schlitten HMS Star War I bis III herum. Sie mußten sich inzwischen fragen, was Carl trieb. Er mußte auf dem schnellsten Weg zurück.
    Er verabschiedete sich mit einem festen Händedruck von den beiden Spionagechefs, wonach keiner von ihnen mehr etwas sagte. Carl eilte auf die Straße hinunter, wo Lallerstedt in seinem Wagen wartete.
    Sicherheitshalber wechselten sie noch zweimal die Autos, bevor sie zum Bootshafen in der Nähe von Smådalarö fuhren.
    Es war zwei Uhr nachts, als Carl auf den Anleger neben dem Bootshaus sprang. Oben in dem großen Haus auf der Insel brannte immer noch Licht.
    Lallerstedt fuhr sofort zurück und verschwand mit Höchstgeschwindigkeit in der Dunkelheit.
    Es kommt nicht alle Tage vor, daß der Botschafter der Sowjetunion darum bittet, eilig bei Seiner Exzellenz dem Außenminister vorgelassen zu werden. Doch wenn es geschieht, bedeutet eilig tatsächlich eilig.
    Die Anfrage war zwar wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen, doch nach kurzer telefonischer Beratung mit dem Regierungschef und einem noch kürzeren Gespräch mit seinem Staatssekretär war der Außenminister bereit, den Botschafter zu empfangen. Peter Sorman sollte gleichfalls anwesend sein. Jetzt galt es, sich gerade zu halten. Es war anzunehmen, daß die Russen irgendeinen Plan verfolgten, der darauf hinauslief, daß sie die Initiative ergriffen und den Schweden zuvorkommen wollten.
    Der Botschafter war recht kleinwüchsig und wirkte fast viereckig. Er war weißhaarig, hatte aber schwarze Augenbrauen, die fast an die Breschnjews erinnerten. Seine kleinen grauen Augen strahlten all die Kraft und das Selbstbewußtsein aus, die man von dem Vertreter einer Supermacht erwarten konnte.
    Der Botschafter betrat den Raum mit festen Schritten und grüßte mit einem herzlichen Händedruck. Dann setzte er sich und kam sofort zur Sache.
    »Exzellenz, wie Ihnen sicher klar ist, suche ich Sie in einer Angelegenheit von großem Gewicht auf. Dabei geht es sowohl um die Sicherheit Ihres Landes wie um die der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken«, begann er und wartete die Übersetzung des Dolmetschers ab. Dieser sprach einen fast perfekten Stockholmer Dialekt, genauso wie der Außenminister.
    »Wir befinden uns in einer Lage, die uns großes Kopfzerbrechen bereitet. Wenn ich aufrichtig sein soll, ist sie uns auch höchst peinlich. Ein Verbrecher hat seinen Posten bei der sowjetischen Marine verlassen und ist nach Schweden geflüchtet. Wir haben Anlaß zu glauben, daß er unseren beiden Ländern großen Schaden zufügen kann, vor allem jedoch Ihnen. Wir möchten mit aller Kraft versuchen, eine Krisensituation zu vermeiden.«
    Nachdem der Dolmetscher übersetzt hatte, unterbrach Peter Sorman in der Absicht, das einleitende Geplänkel abzukürzen.
    »Welche Forderungen stellen Sie, und wie begründen Sie sie?« fragte er höflich, jedoch mit betonter Kälte.
    »Wir haben eine ganz bestimmte Forderung und möchten eine sehr ernste Warnung aussprechen«, fuhr der Botschafter fort, nachdem der Dolmetscher die Frage des Staatssekretärs übersetzt hatte. Er gab durch eine ungeduldige Handbewegung zu erkennen, daß er künftig nicht mehr unterbrochen werden wollte.
    »Unsere Forderung betrifft den früheren Marineoffizier Gennadij Alexandrowitsch Koskow. Wir verlangen seine Auslieferung, und zwar aus dem Grund, daß er im Einklang mit unseren Gesetzen vor ein sowjetisches Gericht gestellt werden muß. Er ist wegen Korruption angeklagt, wegen Diebstahls staatlicher Geldmittel, wegen Begünstigung von Straftaten und zahlreicher anderer Dinge, auf die ich hier nicht einzugehen brauche. Am ernstesten ist jedoch, daß er unsere gemeinsame Sicherheit in Gefahr bringt.«
    Die beiden Schweden beschlossen,

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