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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ja an, als sprächen sie von Finnland oder Rußland«, gluckste Åke Stålhandske nervös. »Welches Vaterland, zum Teufel?«
    Carl beugte sich impulsiv über Åke Stålhandskes Schulter, hämmerte eine weitere Anfrage in die Tastatur und drückte den Sendeknopf:
    Inhalt unklar. Bitte verdeutlichen.
    Die neue Antwort folgte nach zwanzig Sekunden. Irgend jemand in Stockholm schrieb offenbar schnell und ohne zu zögern:
    Schweden. Regierung und militärische Führung.
    Carl schrieb schnell eine letzte Antwort:
    Befehl verstanden, wird wie geplant durchgeführt. Alles verstanden. Ende.
    Dann klappte er das Gerät zu, und die drei blickten sich stumm an. Sie sahen fast gleichzeitig auf die Uhr.
    »Wir brechen sofort auf. Die restlichen Kontrollen erfolgen während der ersten Überfahrt«, sagte Carl. Es war eher eine Feststellung als ein Befehl.
    Weniger als zehn Minuten später legten sie ab, nachdem sie das Bootshaus verschlossen hatten. In mäßiger Geschwindigkeit, sieben Knoten, ging es nach Süden. Im Kielwasser schwankte träge das Schlauchboot.
    Sie fuhren an der Seeseite von Ornö entlang. Dort war das Risiko, beobachtet zu werden, am geringsten, obwohl die Transportstrecke so länger wurde, als wenn sie direkt an Dalarö vorbei in Richtung Mysingen gefahren wären.
    Sie wiederholten nach und nach ihre verschiedenen Aufgaben und die Teilmomente der Operation, verloren jedoch rasch die Konzentration, als sich herausstellte, daß jeder von ihnen alles so sicher beherrschte wie das kleine Einmaleins.
    Es waren nur wenige Segler auf dem Wasser, da das schöne Wetter nach einem langen, kalten und nassen Frühling überraschend schnell gekommen war. Von Zeit zu Zeit winkte ihnen jemand zu, und sie winkten zurück.
    »Was tun wir, wenn uns plötzlich ein Zivilist in die Quere kommt?« fragte Åke Stålhandske. Es hörte sich an, als wollte er eher das lange Schweigen beenden, als wirklich eine Antwort erhalten.
    »Wir werden den Betreffenden freundlich bitten, uns nicht auf die Pelle zu rücken. Wenn wir sicher sind, daß es tatsächlich ein Zivilist ist. Sollten da Zweifel bestehen, wenden wir Gewalt an«, erwiderte Carl. Sein Blick konzentrierte sich auf die Navigation und die blaue Linie auf der militärischen Seekarte, auf die er den Kutter gerade ausrichtete.
    Åke Stålhandske nickte, kletterte ins Boot hinunter, nahm seine Pistole, steckte sie in den Hosenbund und kam wieder herauf. Als er am Steuerhäuschen vorbeiging, ergriff ihn Carl an der Schulter und sah ihm ein paar lange forschende Sekunden lang in die Augen.
    »Okay?« fragte Carl.
    »Ja, es ist alles in Ordnung, aber trotzdem habe ich ein unwirkliches Gefühl, Du nicht auch?«
    »Doch, es kommt auch mir unwirklich vor. Ich habe da unten eben Magazine klirren hören.«
    »Richtig.«
    »Niemand eröffnet das Feuer, bevor ich den Befehl dazu gebe, verstanden?«
    »Aber es muß nicht unbedingt dazu kommen, oder?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Es wäre ja schade, wenn sie wüßten, daß wir unterwegs sind.«
    Beide kicherten über die unfreiwillig komische Untertreibung, und Stålhandske begab sich an Carl vorbei zu der offenen Plicht, in der Joar Lundwall mit einem lichtstarken Feldstecher saß und den vorübergleitenden Strand beobachtete.
    Das Sonnenlicht warf auf den nicht allzu hohen Wellenkämmen starke Reflexe; ein schwarzer Kopf, der ein paar Sekunden aus dem Wasser ragte, würde wie eine Fata Morgana wirken oder wie ein Seehund, der kurz an die Oberfläche gekommen war.
    Das letzte Stück von Ornö, das sie umrundeten, war völlig unbewohnt. Als sie in der Nähe der Stelle, an der sie anlegen sollten, die Insel passierten, sahen sie nur wenige Sommerhäuschen, die jedoch verschlossen und verriegelt wirkten.
    Sie legten ein paar hundert Meter vom Ziel entfernt im Schutz einer hohen, felsigen Landzunge an und verankerten das Schlauchboot auf der Außenseite des Kutters, den sie an einer kleinen Krüppelkiefer gleich über der Wasserlinie vertäuten. Keiner sagte etwas. Carl nickte Åke Stålhandske zu. Der verstand den Befehl, ohne daß er ausgesprochen worden wäre, ging an Land und verschwand langsam im Gestrüpp. Eine Hand hielt er wie zufällig am Gürtel auf dem Rücken.
    Während Stålhandske die Umgebung erkundete, begaben sich Carl und Joar Lundwall ins Roof hinunter, um die Ausrüstung auszupacken. Sie wuchteten den roten Kunststoffschlitten mit den kunststoffummantelten Sprengladungen in die Plicht hinauf, und Lundwall prüfte noch einmal

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