Im Interesse der Nation
wärst gestorben, Skip. Wie auch immer: Schön, dich zu sehen.«
»Geht mir genauso, Carl. Ich habe neulich einiges über dich gelesen. Du solltest doch erst morgen früh um acht Uhr hier sein, oder? Was zum Teufel hast du da übrigens auf der Wange gemacht?«
»Ein Gewehrkolben.«
»Wo denn?«
»Irgendwo außerhalb von Damaskus.«
»Oh, Teufel auch. Und der Kerl, der dir das verpaßt hat, wie geht’s dem heute?«
»Gut, wie ich hoffe. Wir waren auf derselben Seite, aber das ist eine lange Geschichte.«
Skip erhob sich erstaunlich behende, steckte ein Messer weg, das er in der rechten Hand verborgen hatte, und öffnete eine Bierdose, die er Carl wortlos hinhielt. Sie betrachteten einander eine Weile, ohne etwas zu sagen.
Skips Haar war etwas grauer als bei der letzten Begegnung, sonst keine Veränderung. Auf einem Stuhl hinten am Bett hing seine Uniformjacke. Er war wahrscheinlich fast fünfzig, hatte einen athletischen Körperbau und einen leicht rollenden Gang. Er war einen halben Kopf kleiner als Carl, besaß aber eine Ausstrahlung, die ihn irgendwie bedeutend größer wirken ließ, als er tatsächlich war.
Skip Harrier, Oberstleutnant der US Marines. Zehn Jahre Kampferfahrung in einem Spezialverband in Vietnam, der Rambos Einheit als Sonntagsschule erscheinen ließ: Vermutlich war Skip Harrier der Mann, der Carl mehr imponierte als jeder andere. Wenn es um jemand anderen als Skip gegangen wäre, hätte Carl ohne jeden Zweifel versucht, die Pistole auf dem Tisch an sich zu nehmen, bevor er den anderen weckte.
Skip betrachtete ihn forschend. Carl hatte das Gefühl, von dem graublauen Blick durchbohrt zu werden, und ertappte sich dabei, unbewußt Haltung angenommen zu haben. Skip machte eine neue Dose Bier auf und hob sie hoch. Sie tranken schweigend ein paar Schlucke.
»Wie ich schon sagte«, sagte Skip, »hab ich einiges über dich gelesen. Du bist jetzt Major, oder?«
»Ja, auf schwedisch Korvettenkapitän.«
»Wie schön für dich. Bei unserer letzten Begegnung warst du noch Feldwebel, nicht wahr?«
»Ja, Sir, im entsprechenden Rang der Marine.«
»Hör doch auf mit diesem Sir, setz dich.«
Carl sank mit der Bierdose in der Hand aufs Bett. Er hatte das Gefühl, als wäre er nicht mehrere Jahre weg gewesen, als wäre alles wie früher. Skip war eisern, was militärische Disziplin in der Dienstzeit betraf. Privat trank er Bier und Whisky mit seinen Schülern und Untergebenen, jedoch nie mit seinen Vorgesetzten.
»Habe gestern also einen Bericht über dich gelesen, Carl. Wir haben ein paar Medaillen bekommen, was?«
»Yep. Wir haben ein paar Medaillen.«
Carl warf einen Seitenblick auf Skips Uniformjacke. Unter den Fallschirmjägerschwingen auf der linken Brustseite befanden sich vier Reihen mit bunten Ordensspangen. Skip folgte Carls Blick und gluckste vor Lachen.
»Bis dahin hast du noch ein Stück vor dir, nicht wahr, Kleiner?«
»Ja. Schweden führt ja keine Kolonialkriege, wie du weißt.«
»Immer noch so ein halber Kommunist?«
»Yep. Wenngleich neuerdings dekorierter Halbkommunist. Allmählich haben sie auch einen Menschen aus mir gemacht. Erinnerst du dich noch, daß du dauernd davon gequatscht hast?«
»Ob ich mich erinnere? Keiner hat mir so viele graue Haare gemacht wie du, Charlie.«
»Doch, du selbst. Man kann sich also noch immer nicht von hinten an dich ranschleichen, nicht mal wenn du schläfst?«
»Nein, du weißt, wie es ist. Aus diesem Grund bin ich an einem Sonntagabend übrigens auch hier.«
»Wieso?«
»Die Alte hat mich verlassen. Sie machte sich mal über mich her, als ich schlief, drehte mir den großen Zeh um und… ja, du verstehst?«
»Wurde sie schwer verletzt?«
»Ja.«
»Tut mir leid, Skip. Aber hattest du ihr nichts erzählt?«
»Doch, aber das hat nichts gebracht. Du weißt doch, wie die Leute sind - sie glauben einem erst, wenn es ihnen selbst passiert.«
»Du fährst übers Wochenende also nicht mehr nach L. A.?«
»Doch, wenn ich saufen will. Die alte Adresse?«
»Wie ich hörte, hat man McKenna aus der Stadt gejagt. Aber es ist immer noch der Schuppen?«
»Ja, das ist der Laden, der hier in Ridgecrest dem Waldorf Astoria am nächsten kommt. Was hast du übrigens für Medaillen bekommen? Ist was dabei, was einen neidisch machen könnte?«
»Das nehme ich an. Eine schwedische Medaille für Tapferkeit im Felde und ein deutsches Halskreuz, von dem ich kaum mehr weiß, als daß es etwa dem entspricht, das diese Flieger damals bekamen.«
»Du
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