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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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bitte um Nachsicht, Euer Gräfliche Gnaden.«
    »Hör doch auf. Und dann ist da noch etwas. Diese verdammte Ausbildung ist vermutlich die beste der Welt. Es ist jedenfalls ein guter Anfang. Dann besorgt die menschliche Natur den Rest, und darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Sofern die Ausbildung der Russen nicht genauso gut ist. Hast du schon mal daran gedacht? Immerhin seid ihr Nachbarn.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben. Wer keine Autos bauen kann, kann auch keine guten Soldaten ausbilden.«
    »Und was ist mit ihren verfluchten schwarzen Baretts?«
    »Was sie Marineinfanterie oder sowas nennen, die Diversionsverbände?«
    »Ja. Die sollen mit lebenden Zielscheiben üben. Mit Strafgefangenen aus ihren verdammten Lagern, mit Mördern, die lebenslänglich bekommen haben, und solchem Abschaum.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Immer noch so ein mutterfickender Halbkommunist?«
    »Ja. Aber ich glaube es trotzdem nicht. Es scheint nicht logisch. Würdest du gern pro Woche eine Busladung Nigger holen und sie als Übungsobjekte benutzen?« - »Yep. Scheint ‘ne prima Idee zu sein.« - »Sei nicht albern. Es würde nie funktionieren. Die Nigger würden ruckzuck gewinnen, weil wir selbst zögern würden. Richtig?«
    »Richtig. Ich bin übrigens kein Rassist, und das weißt du.«
    »Es sei denn bei Gooks.«
    »Na ja, Gooks sind was besonderes. Immerhin verdammt gute Soldaten, das muß ich zugeben.«
    »Das habe ich dich noch nie sagen hören. Es lag doch nur an den Schwuchteln und Politikern und den Studenten…«
    »An Leuten wie dir, genau!«
    »An solchen wie mir, genau. Und dann an den Schwuchteln und Politikern und Journalistenschweinen, die den US Marines in den Rücken fielen, denn sonst hättet ihr jeden einzelnen gottverdammten Gook in Streifen geschnitten. Richtig?«
    »Falsch. Die waren manchmal sogar verdammt gut. Hab ich dir schon mal erzählt, wie es war, als ich nach Da Nang kam? Ich war damals ein grüner Junge, dreißig, nein, erst achtundzwanzig.«
    »Ja. Hundertmal. Die Gooks schwärmten aus. Es war am vietnamesischen Neujahr 1968, mitten in der Tet-Offensive. Überall schwärmten Gooks herum. Aber dann kamst du mit Rambo und John Wayne, und die Gooks brauchten mehrere Jahre, um sich davon zu erholen. Und so weiter. Obwohl man ja sagen muß, daß sie sich am Ende ganz gut erholt haben.«
    »Yep. Einen Toast auf General Giap.«
    »Wie?«
    »Einen Toast auf General Giap, habe ich gesagt.«
    »Na schön, skål . Aber woher dieser plötzliche Sinneswandel? Wir haben in Schweden ein Sprichwort: ›Wenn der Teufel alt wird, wird er fromm.‹«
    »Steck es dir in den Arsch. Giap dürfte der beste Stratege der Welt gewesen sein. Ich will verdammt sein, wenn er nicht auch mit Alexander dem Großen fertig geworden wäre.«
    »Ziemlich gut für einen mutterfickenden Gook.«
    »Scher dich zum Teufel, Carl. Obwohl ich glaube, daß ich dir das gar nicht erzählt habe, wie ich damals ein grüner Junge war und zur Tet-Offensive nach Da Nang kam.«
    »Wie immer Sie belieben, Sir. Ich habe die Geschichte nur hundertmal gehört, aber ich nehme an, daß ich sie nicht behalten habe. Kannst du nicht damit aufhören? Ihr habt die Sache vermasselt, das ist alles.«
    »Bei mir ist gleich zu Anfang was schiefgelaufen.«
    »Was?«
    »Es ist schiefgelaufen, sagte ich. Total. Bis dahin war ich in meinem ganzen Leben als Soldat Ausbilder gewesen. Frischgebackener Offizier.«
    »Ja. Und?«
    »Wurde stellvertretender Kompanieführer. Obwohl jeder gottverdammte Sergeant am Ort mehr wußte als ich. Komm, laß uns noch einen zur Brust nehmen. Skål.«
    »Skål. Und was lief dann schief?«
    »Mir ging zu spät auf, daß es nicht der Vietcong war, der da angriff. Das war irgend so ein verdammter Eliteverband des 23. Nordvietnamesischen Regiments. Was weißt du von denen?«
    »Absolut nichts.«
    »Dieses gottverfluchte 23. Regiment bestand zur Hälfte aus Burschen, die mit dir und mir Remis spielen, und zur Hälfte aus Jungs, die uns beiden die Eier abreißen würden. Ich hatte so etwas noch nie erlebt, sie waren ganz einfach unglaublich.«
    »Also haben sie euch die Eier abgerissen?«
    »Worauf du einen lassen kannst. Meine halbe Kompanie ging drauf. Wir hielten die Verlustzahlen zwar geheim, aber wir selbst wußten ja Bescheid.«
    »Und du wurdest zum erstenmal verwundet?«
    »Ja, das ist gerade die Ironie. Denn ein großer Teil der Verantwortung für das, was geschehen ist, lag bei mir. Kapierst du, bei mir ! Obwohl ich

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