Im Interesse der Nation
in Tarnfarben tauschte, die außer einer lose befestigten Dienstgradbezeichnung auf der linken Brusttasche keine weiteren Kennzeichen aufwies. Ein Captain war abkommandiert worden, ihn im Verlauf des Trainings, dem er beiwohnen sollte, mit den Testergebnissen der beiden Schweden zu versorgen. Während der ersten Morgenstunden ging es darum, verschiedene Arten von Sprengladungen unter Streßbedingungen anzubringen.
Die Gruppe umfaßte zwölf Männer. Außer den beiden Schweden waren alle Amerikaner. Ridgecrest hatte nicht sonderlich viele ausländische Studenten, und überdies wurde sorgfältig darauf geachtet, daß in jedem Kurs jeweils nur eine fremde Nation vertreten war.
Carl stand anderthalb Stunden hinter einer Glasscheibe, die im Saal, in dem die Studenten saßen und arbeiteten, wie ein Spiegel aussah. Vermutlich wußten sie, daß es ein Beobachtungsraum war, aber da sie nie sehen konnten, ob sich jemand auf der anderen Seite aufhielt, warfen sie nicht mal einen Seitenblick auf den Spiegel. Zudem waren gerade Streßübungen dieser Art auch so anstrengend genug. Sie erforderten höchste Konzentration.
An jedem Arbeitsplatz stand eine große tickende Uhr mit Sekundenzeiger. Die gleiche Art Uhr, vor der Carl auch fünf Jahre gesessen hatte. Während die Studenten mit ihren Sprengladungen arbeiteten, hallte der Saal von Geräuschen wider - von falsch klingender Musik bis hin zu Detonationen und Polizeisirenen war jede Art von Lärm vertreten.
Am Regietisch im eigentlichen Beobachtungsraum konnte man die Videokameras im Saal so steuern, daß sich jeder beliebige der gequälten Studenten aus der Nähe beobachten ließ.
Carl nahm sich mal den einen, mal den anderen seiner zwei Feldwebel vor, »John« und »Al«, wie sie hier genannt wurden. Im US Naval Weapon Center war man seit geraumer Zeit zu falschen Namen übergegangen. Während seiner fünfjährigen Ausbildung war Carl die ganze Zeit Carl Hamilton gewesen, was allerdings im Gegensatz zu Joar Lundwall und Åke Stålhandske durchaus als amerikanischer Name durchgehen konnte.
Beide lagen in der Gruppe über dem Durchschnitt, aber aus den Papieren ging hervor, daß ihre Talente etwas ungleich verteilt waren. Der Feldwebel Joar Lundwall hatte in allen Übungen, die technisch oder intellektuell ausgerichtet waren, die höchsten Punktwerte der Gruppe. Feldwebel Åke Stålhandske tendierte offenbar in die entgegengesetzte Richtung. Dort, wo sein Landsmann an der Spitze lag, lag er unter dem Durchschnitt, glich es jedoch dadurch aus, daß er bei Nahkampfübungen oder Waffentechnik an erster oder zweiter Stelle lag.
Die statistischen Unterlagen in den Personalakten der beiden Schüler wurden bestätigt durch das, was Carl bei der Streßübung sehen konnte. Während Joar Lundwall seine Probleme löste, als wäre er allein auf weiter Flur, als wären keinerlei Geräusche zu hören - sein Gesicht sah bei der Arbeit ruhig, fast friedlich aus -, machte Åke Stålhandske einen ziemlich gequälten Eindruck und hing zeitlich zudem so weit zurück, daß mehrere Übungen abgebrochen werden mußten, bevor er sie beendet hatte. Carl vermutete, daß er selbst zu der Zeit, in der er dort gegessen hatte, irgendwo zwischen den beiden gelegen hätte. Wie es ihm heute ergehen würde, konnte man nicht wissen, aber er war eher dankbar dafür, daß ihm die Probe aufs Exempel erspart blieb.
Er studierte die Gesichter der beiden und versuchte sich vorzustellen, was man von den beiden Männern denken würde, wenn man sie irgendwo in Zivilkleidung sähe. Was er sah, machte ihn nur halb zufrieden. Joar Lundwall war zwar Sportler und bis ins letzte durchtrainiert, sah jedoch eher wie ein Läufer aus, während Åke Stålhandske mit seinem weißblonden Haar und seinem verräterisch athletischen Körperbau wie ein deutscher oder russischer Spion aus einem Hollywoodfilm wirkte.
Die Studienergebnisse der beiden an der UCSD entsprachen dem sonstigen Bild. Während Joar Lundwall EDV studierte und dieses Fach offensichtlich problemlos bewältigte, widmete sich Åke Stålhandske der Staatswissenschaft und amerikanischer Literatur, ohne dabei besonders glänzende Ergebnisse zu erzielen.
Die letzte Mitteilung war für Carl eine Überraschung. Er war davon ausgegangen, daß beide sich nebenbei mit EDV beschäftigen und wie er selbst, nämlich mit einem Master of Science im Gepäck, nach Schweden zurückkehren würden. Wie der schwedische Nachrichtendienst aus amerikanischer Staatswissenschaft und
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