Im Interesse der Nation
Anwesenheit von Personal des zivilen oder militärischen Sicherheitsdienstes vernommen werden.
Was den Eigentümer des Unternehmens angehe, sei er in der nächsten Zeit nicht zu sprechen. Herr Hamilton befinde sich auf einer Dienstreise im Ausland.
Nach beendetem Telefongespräch rief Kapitän zur See Samuel Ulfsson sofort den Chef der schwedischen Sicherheitspolizei an. Und wurde sofort durchgestellt. Es sei ein sehr kitzliges Problem entstanden, und es sei am besten, wenn die Sicherheitspolizei die Angelegenheit übernehme.
Zur gleichen Zeit saß Kriminalinspektor Rune Jansson an seinem Schreibtisch und starrte das Telefon an. Er war nicht ganz sicher, welche praktischen Konsequenzen seine soeben durchlittene Unterhaltung mit sich bringen würde.
Zehntausend Meter über ihm flog gerade eine DC 9 der Swissair mit einem großen weißen Kreuz auf der roten Schwanzflosse in südliche Richtung. Unter den Fluggästen befand sich ein frischgebackener Militärattaché, der jedoch Zivilkleidung trug und mit seiner rauchfarbenen Brille und seiner teuren, modischen Kleidung eher wie ein junger Geschäfts oder Werbemann aussah. Die Maschine war auf dem Weg nach Zürich. Der junge Geschäftsmann, der in Wahrheit Militärattaché oder vielmehr field operator des schwedischen Nachrichtendienstes war, befand sich auf dem Weg nach Kairo.
In der sowjetischen Botschaft in Stockholm stand Oberst Jurij Tschiwartschew mit auf dem Rücken gefalteten Händen am Fenster und starrte düster und ungeduldig auf die blaue Neonschrift auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes. Svenska Dagbladet war nicht nur ein heftig antisowjetisches Presseorgan, es war auch die Zeitung, welche die schwedische Gegenseite am häufigsten für ihre Interessen einspannte. All diese ewigen unbewiesenen Geschichten über militärische Aktivitäten der Sowjetunion an den Küsten Schwedens.
Für das GRU war es in den letzten Jahren zunehmend wichtiger geworden, die verschiedenen Propagandavorstöße der schwedischen Gegenseite im Detail zu studieren und zu analysieren, da die Schweden oft so amateurhaft vorgingen, daß sie sich gelegentlich verplapperten. In ihrem Eifer, auf dem Weg über die rechtsgerichtete Zeitung die Bevölkerung von der Notwendigkeit einer stärkeren Verteidigung zu überzeugen, ließen Offiziere der mittleren Ebene von Zeit zu Zeit Angaben durchsickern, aus denen das GRU schließen konnte, wieviel die Schweden eigentlich wußten.
Natürlich hatte die militärische Führung Schwedens mehr als nur einmal Grund gehabt, mit den Zähnen zu knirschen. Oberst Tschiwartschew lächelte. Schweden war ein seltsames Land, diszipliniert, zentral regiert, liberal und anarchistisch zugleich. Nicht einmal der Oberbefehlshaber des Landes hatte dem Unfug ein Ende machen können, obwohl er sogar versucht hatte, die Zeitung zu verklagen. Er hatte vor Gericht verloren. Im Grunde war es vollkommen wahnsinnig. Die Zeitung hatte Angaben über eine polnisch-sowjetische Operation veröffentlicht, die insofern mißlungen war, als die Operateure erwischt und vor Gericht gestellt worden waren. Das Gericht hatte sie aber - selbstverständlich - freigesprochen. Man hatte sie zuvor nicht einmal richtig verhört.
Doch in ihrem Eifer, die schwedische Bevölkerung von der Bedeutung des enthüllten Unternehmens zu überzeugen, hatten das Blatt und seine Militärexperten eine ausführliche Karte veröffentlicht, auf der man mit exakten Prozentzahlen angab, wie viele Luftwaffenoffiziere auf jeder schwedischen Flugbasis von polnischen »Bilderverkäufern« Besuch erhalten hätten.
Die Angaben stammten natürlich aus einer streng geheimen internen Ermittlung des schwedischen Generalstabs. Doch da das polnische UB natürlich genaue Angaben darüber besaß, wie viele Luftwaffenoffiziere besucht worden waren, brauchte man nur noch diese Zahlen mit den Prozentzahlen der Karte der Zeitung zu vergleichen, um ein exaktes Bild davon zu gewinnen, wie viele schwedische Piloten in jedem Geschwader ständig in Bereitschaft waren. Die Zeitung hatte alles auf einem silbernen Tablett serviert.
Oberst Tschiwartschews Vorgänger als Resident, das heißt als Chef der Stockholmer Abteilung des GRU, hatte kurz vor seiner Ablösung ein langes Gespräch mit seinem Nachfolger geführt, um diese spezifisch schwedischen Umstände zu erläutern. Doch da Tschiwartschew selbst aus einem »harten« Land gekommen war, fiel es ihm schwer zu glauben, was er zu hören bekam. Im internen Jargon des GRU
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