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Im Jahre Ragnarök

Titel: Im Jahre Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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vorgenommen hatte, drückte Ecke den gelben Knopf. Schlagartig erschien das Lichtfeld zwischen den Spulen und helles bläuliches Leuchten erfüllte den Raum. Greta fuhr erschrocken zusammen, Chantal bekreuzigte sich und bewegte die Lippen in einem stummen Stoßgebet.
Dünnbrot drückte Greta die Pistole in die Hand und trug ihr auf, dafür zu sorgen, dass Dr. Ecke keine Dummheiten versuchte. Dann stieg er die Stufen des Podestes hinauf.
Fassungslos mussten Chantal und Greta mit ansehen, wie Dünnbrot von dem Licht verschluckt wurde.

Ein klirrend kalter Windstoß empfing Dünnbrot, als er aus dem Portal trat. Vor ihm lagen zwei zusammengekrümmte Körper; das blaue Leuchten fiel, vermischt mit dem dunstig grauen Dämmerlicht eines Wintermorgens, auf die starren Gesichter von John Tubber und Otto Pallasch.
Dünnbrot ging in die Knie und ergriff Tubbers Handgelenk. Seine Finger suchten den Puls. Die Befürchtung bewahrheitete sich. Tubber war tot.
Zu seiner Überraschung überkam ihn ein Gefühl der Trauer. So wenig er den Engländer hatte ausstehen können, dieses Ende war seiner schlicht unwürdig.
Er war sich nicht sicher, ob er ein kurzes Gebet für ihn sprechen sollte. Nach kurzem Abwägen entschied er sich, es nicht zu tun. Es erschien ihm zu sehr wie Heuchelei gegenüber einer Macht, an die er nicht glaubte. Aber er wollte den Toten wenigstens mitnehmen. Und das nicht nur, weil er unmöglich hier oben auf dem Hohlestein liegen bleiben konnte. Bald würden die beiden englischen Offiziere auftauchen und durften dann nur Pallaschs Leichnam entdecken.
Schon wollte er den steif gefrorenen Körper packen, als ihm etwas durch den Kopf ging. Der Hall ferner Stimmen von tief unten aus dem Wald ließ Dünnbrot fast umgehend wieder aus seinem kurzen Gedankengang aufschrecken, die zwei geschwätzigen Offiziere kamen offenbar den Pfad zum Gipfel des Hohlestein hinauf.
Doch dieser Moment des Nachdenkens hatte ihm einen Einfall beschert.
Ohne die Leiche mitzunehmen, ging Dünnbrot wieder in das Portal.

Er kümmerte sich nicht um Chantals und Gretas ungläubiges Staunen, als er wieder aus der Lichtwand trat. Wutentbrannt stürmte er sofort vom Podest und packte Ecke rabiat am Kragen. »Tubber ist tot! Erfroren, genau wie Pallasch!«, fuhr er ihn an. »Sie haben mich Stunden zu spät dorthin gebracht!«
Ecke schüttelte verängstigt den Kopf und wimmerte: »Ein Versehen! Glauben Sie mir, ein Versehen! Ich muss mich in der Eile bei den Einstellungen vertan haben!«
»Dann machen Sie es jetzt richtig. Öffnen Sie ein weiteres Portal, und diesmal fünf Minuten nach seiner Ankunft dort!«
»A-aber d-d-das ist völlig unmöglich«, stotterte der Doktor. »Sie haben ihn tot gesehen. Das heißt, er ist tot. Ich kann ihn doch nicht durch eine solche Manipulation der Abläufe auferstehen lassen. Das könnte schlimme Folgen haben!«
Greta drückte ihm von der Seite die Mündung der Pistole gegen das Ohr. »Es wird schlimme Folgen für Sie haben, wenn Sie es nicht tun.«
Das kalte Metall ließ Eckes Widerstand augenblicklich zusammenbrechen. Geschwind tat er, was Dünnbrot verlangte. Keine Minute verging, und mit einem Lichtblitz tat sich ein neues Zeitportal auf.
Dünnbrot stieg mit einem Satz die Stufen des Podestes hinauf und wollte bereits den Lichtvorhang durchschreiten; doch Greta fasste ihn am Mantelsaum.
»Warte mal! Ich hab' so ein Gefühl, dass du einen von denen hier mitnehmen solltest!« Sie reichte ihm zwei Stücke Papier herauf.
Auf den ersten Blick erkannte Dünnbrot die Zettel mit den kryptischen Hinweisen auf Svensson und das Treffen am Kasseler Herkules wieder. Dünnbrot überlegte nur kurz. Dann gab er den einen, der sich bei Pallaschs Habseligkeiten befunden hatte und der nun deutlich zerknickter als das Duplikat war, wieder an Greta zurück und steckte den weniger abgenutzten, den Tubber dem CIG-Agenten abgenommen hatte, in die Manteltasche.
»Gut mitgedacht«, sagte er noch und verschwand dann im Leuchten des Portals.

Diesmal traf Dünnbrot auf einen lebendigen und augenscheinlich unversehrten Tubber, der ihn mit grenzenloser Verwunderung ansah, als er aus dem Zeitportal kam.
»Dünnbrot?«, fragte der Engländer überrascht. Es war klar, dass er niemanden weniger erwartet hatte. »Ich verstehe nicht recht ... was tun Sie denn hier?«
»Sie retten. Es sei denn, Sie ziehen es vor, zu erfrieren«, entgegnete der Kommissar trocken.
»Aber – ich dachte, Sie hätten sich Himmler angeschlossen?«
» Alle Kriegskunst

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