Im Jahre Ragnarök
nunmehr mit todernster Miene.
»Sie und der andere Verräter sind unschädlich zu machen.« Er zog die Pistole und wies Ecke an, zu einem der tellergroßen alten Eisenringe hinüberzugehen, die auf der anderen Seite des Raumes im Mauerwerk verankert waren.
»Sie haben uns hintergangen«, meinte Sperber ruhig, während er Eckes rechte Hand mit Handschellen an den Ring fesselte, »und müssen nun die Konsequenzen tragen. Der Reichsführer schäumte vor Wut. Seien Sie froh, dass er kein Blut sehen kann, sonst hätte er sich Ihrer bestimmt persönlich angenommen.«
Er schloss die Handschellen ab und legte den Schlüssel mit genussvoller Deutlichkeit auf den Tisch, nur wenige Meter von Ecke entfernt und doch unerreichbar weit weg. »Sie werden hier der Explosion entgegensehen, genauso wie der englische Agent in seinem Kerker. Und Pallasch darf irgendwo in grauer Vorzeit verrotten.
Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich werde erwartet.«
Er wandte sich ab und ging hinüber zur Treppe.
»Warten Sie!«, flehte Ecke. Sperber blieb stehen und drehte den Kopf herum. »Kann ich noch etwas für Sie tun, Doktor?«
»Machen Sie mich los! Ich gebe – ich gebe Ihnen die Hälfte des Geldes! Über eine Million Dollar!«
»Sagten Sie, die Hälfte?«, fragte Sperber lauernd nach.
»Alles! Ich gebe Ihnen alles!«, versprach Ecke panisch. »Zweieinhalb Millionen!
Nur befreien Sie mich!«
Sperber seufzte kopfschüttelnd. »Sie feilschen um ihr dreckiges kleines Leben wie ein Jude auf einem orientalischen Basar. Traurig, traurig.«
Dann ging er die Treppe hinauf, ohne auf das zu reagieren, was der Doktor ihm nachrief.
Ecke zerrte an der Handschelle, schrie und brüllte verzweifelt. Niemand hörte ihn.
Als der Sturmbannführer das Schatzhaus verließ, machte er sich nicht mehr die Mühe, die Stahltür wieder zu verschließen. Er befahl den Wachposten, ihm zu folgen, und machte sich zuversichtlich auf den Weg zum Tor. Der Reichsführer würde zufrieden sein.
Von unterhalb der Festung drangen Motorengeräusche herauf. Die Kolonne bereitete sich zum Aufbruch vor. Sperber beschleunigte seine Schritte.
Auf dem Hohlestein, 2. März, 4:30 Uhr
Eine Weile hatte sich die Kälte bis zu den Knochen durch Tubbers Fleisch gefressen.
Die Schmerzen waren immer grausamer geworden, bis er glaubte, sein Körper stünde in Flammen. Tränen waren ihm aus den Augen geflossen und auf der Haut zu Eis gefroren.
Nun aber war das vorüber. Er spürte die Kälte nicht mehr. Auch sonst nahm er kaum noch etwas wahr. Eine beruhigende Behaglichkeit umfing ihn, als er zum Himmel hinaufsah. Der schwarze Wolkenvorhang hatte sich geöffnet und die silbrig glitzernden Sterne freigegeben.
Tubber merkte, wie seine Gedanken, seine Erinnerungen, seine Furcht und seine Sinne in die Ferne abdrifteten und sich in einer leeren Weite verloren.
Seltsam , war das Letzte, das ihm durch den Kopf ging. Meine Leiche lag doch gar nicht neben der von Pallasch ... Dann wurde es dunkel in ihm.
18:36 Uhr
Smith wurde unsanft von einer Seite der Ladefläche auf die andere geworfen. Jede Kurve sorgte für neue blaue Flecken an seinem Körper. Er konnte es nicht verhindern; gefesselt, wie er war, schlug er wie ein schlecht verstautes Frachtstück gegen die Seitenwände und die Kanten der Ladung, ohne jede Möglichkeit, sich festzuhalten.
Viel schlimmer aber war für ihn, dass er nicht wusste, was überhaupt vorging.
Nicht zu wissen, was geschah, war ein Zustand, der ihn zutiefst verstörte. Die Auseinandersetzung, die sich vorhin außerhalb des Wagens zugetragen hatte und die mit einem Schuss endete, ergab für ihn keinen Sinn. Ebenso wenig konnte er sich erklären, wohin der Lastwagen nun unterwegs war. Nur eines stand unzweifelhaft fest: Seine Bewacher befanden sich in großer Eile. Sie fuhren ohne Rücksicht auf Verluste, als säße ihnen der Teufel persönlich im Genick.
Unerwartet hielt der Lastwagen mit einem scharfen Ruck. Smith wurde gegen eine der Kisten geschleudert und grub vor Schmerzen die Zähne tief in den Knebel.
Er konnte hören, wie die Türen des Fahrerhauses aufgestoßen wurden und die beiden Frauen sich mit dem deutschen Polizisten im Laufschritt entfernten.
Smith hob den Kopf. Die Öffnung der Plane am Heck stand einen Spalt weit offen und gab den Blick frei auf einen kleinen Ausschnitt dessen, was sich außerhalb befand.
Im Dämmerlicht sah er eine zehn Fuß hohe Hakenkreuzfahne schlaff von einem Mast hängen.
Dünnbrot riss die Tür auf und stürmte mit Greta und
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