Im Kaufhaus ist der Teufel los
allen Ecken und Enden.
„Super-Idee!“, nickte Tim.
Computer-Karl rückte an seiner
Nickelbrille. „Pfote, du hast doch sicherlich noch mehr Infos. Kennst du
Butzkes neue Adresse?“
*
Die Kleinmünz-Straße war eng
und grau, die Wohnung im Erdgeschoss von Nr. 13 ebenso, außerdem möbliert.
Butzke war vor zehn Minuten
eingezogen — mit nur einem Koffer und Klamotten von 1990, die inzwischen
viermal unmodern und dreimal modern gewesen waren.
Der Knacki, ein grober Typ mit
rotgeädertem Gesicht, genoss das mega-coole Gefühl der wiedergeschenkten
Freiheit. Jetzt griff er zum Telefon.
„Lothar-Amadeus Voigt“, meldete
sich eine Schleimbeutel-Stimme.
„Hallo, Sülze!“, sagte Butzke.
„Ich bin’s, der Bruno.“
„Der... Wer? Etwa Bruno
Butzke?“
„Genau der. Bin wieder draußen.
Da freust du dich auch, was? Wie geht’s?“
„D... da... danke! Gut! Freue mich
riesig.“
„Und wie geht’s meiner Million?
Die hast du doch aufgehoben — wie damals abgemacht. 100 000 kriegst du dafür.
Nur fürs Aufheben. Mann, Sülze, du verdienst dein Geld im Schlaf.“
Voigt betrieb einen Laden für
Computer-Freaks und wurde in Ganovenkreisen Sülze genannt, weil er ein bisschen
so aussah. Von seiner Freundschaft mit Butzke wusste niemand, deshalb war die
Beute bei Sülze in besten Händen. Jedenfalls glaubte Butzke das.
„Nachher hole ich mein Geld“,
sagte er, „die ganzen 900 000.“
„Nein! „Jaulte Voigt. „Du
darfst auf keinen Fall herkommen. Bestimmt wirst du beschattet. Eine
Katastrophe, wenn jemand erfährt, dass wir uns kennen und gemeinsame Sache
machen.“
„Heh, Sülze! Ich will mein
Geld!“
„Klar doch, Bruno! Wir machen
das so: Ich stell’ die Tasche mit dem Zaster in ein Schließfach am
Hauptbahnhof. Morgen Mittag, 14 Uhr, treffen wir uns im Stadtpark bei der
Hundewiese. Ich sitze auf ‘ner Bank. Sobald ich dich sehe, düse ich ab. Den
Schlüssel zum Schließfach klebe ich mit Kaugummi unter die Bank. Klaro?“
„Ich werde nachzählen“, sagte
Butzke drohend. „Und wehe, es sind weniger als 900 000!“
Er wäre beunruhigt gewesen,
hätte er Voigts Grinsen gesehen. Denn der vermeintliche Freund hatte
vorgesorgt.
Von der Million waren nur noch
222 000 übriggeblieben — alles andere hatte Voigt in Spielhöllen verzockt.
Jetzt musste er seine Haut retten vor dem gewalttätigen Knasti.
Eine tödliche Bombe war
gebastelt, eine Höllenmaschine. Die und nichts anderes würde Butzke im
Schließfach vorfinden. Der Zünder war mit einer Spiralfeder kombiniert, die von
innen gegen die Schließfachtür drückte. Tür auf — Explosion — Butzke alle! So
hatte Voigt das geplant.
*
Ein Samstag. Schulfrei. Seit
frühem Morgen beobachteten TKKG Butzkes Adresse. Endloses, langweiliges Rumhängen.
Aber sie wurden belohnt. Mittags kam Butzke endlich aus seiner Höhle und Gaby
erkannte ihn sofort. TKKG folgten ihm unbemerkt. Doch dann die Enttäuschung,
als er nicht die Beute holte, sondern sich im Stadtpark zum Sonnenbaden
niederließ — auf einer Bank, die ein wabbeliger Typ gerade erst geräumt hatte.
Tim, der durchs Fernglas
Einzelheiten erspähte, zischte durch die Zähne.
„Er fummelt unter der Bank rum.
Macht was ab. Ist metallisch. Ein Schlüssel! Klebt ihm am Daumen. Kaugummi —
pfui, Sabber!“
„Den hat wohl der Wabbeltyp
hinterlassen, ey?“, überlegte Karl. „Ist vielleicht der Schlüssel zum
Beuteversteck.“
„Ganz meine Meinung.“ Tim ließ
den Feldstecher sinken. „Er sockt los. Ihm nach, Amigos!“
Erneute Verfolgung. Vor dem
Hauptbahnhof spielten Autos und Fußgänger Weltuntergang. Rollerblader, Skater
und Biker mischten mit in dem Chaos.
Butzke stand abseits. Auf
seinem Grobgesicht verschob plötzliches Misstrauen die Züge.
Misstrauen gegen wen?,
überlegte Tim und pirschte dichter heran, denn in diesem Moment wandte sich
Butzke an einen Jungen. Der mochte 15 sein, lungerte herum und rauchte einen
selbstgedrehten Sargnagel.
„Heh!“, meinte Butzke. „Willst
du dir ‘nen Zwanziger verdienen?“
„Für Kohle mache ich alles“,
erwiderte der Raucher. „Was soll’s sein?“
„Ich brauche meine Tasche. Sie
ist im Schließfach 211. Aber irgendwo dort lauert auch meine Freundin auf mich.
Der möchte ich nicht begegnen. Kapiert?“
Der Raucher grinste wissend wie
ein Eheberater, nahm den Schlüssel und sockte los.
Hinterher!, dachte Tim. Das
faule Ei stinkt zum Himmel. Er winkte seinen Freunden. Sie trabten heran. Aber
erst in
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