Im Kaufhaus ist der Teufel los
Dreieckstüchern vom Hals bis zur Nase.
Der Kastenwagen stand auf dem
Parkplatz und ziemlich nah bei der Bank. Die beiden sockten los. Am Eingang
zeigten sie die geraubten Einlass-Karten vor. Und die Tür wurde geöffnet.
*
Bombenstimmung, dachte Tim. 60
Gäste, gut durchmischt, Cola, Krapfen, Platten mit Schnittchen. Aber am
schönsten ist es, mit Gaby zu tanzen.
Heiße Rhythmen aus der Stereo-Anlage.
Der Schwof kam in Schwung. Nur Karl und Klößchen hingen gefrustet herum, denn
Laura und Karin verspäteten sich heute enorm.
Bei einem Boogie sah Tim, wie
Klößchen zwischen zwei Cowboys stand. Nein, maskierten Viehdieben. Die tanzten
nicht, tranken nicht und starrten umher.
Klößchen griente, machte Tim
ein Zeichen und zog — geradezu blitzschnell — dem stiernackigen Westerntyp, der
rechts neben ihm stand, den Colt aus dem Halfter. Es ging ganz rasch. Klößchen
hob den Revolver, zielte aufwärts und krümmte den Finger.
Peng!, dachte Tim und — zuckte
zusammen.
Der Schuss krachte wie
Donnerhall. Klößchens Hand wurde zurückgestoßen. Die elektronische
Überwachungskamera, von der Kugel getroffen, zerbarst und fiel von der Wand.
Schreie! Tanzende Paare fuhren auseinander. Ein Tisch mit Getränken stürzte um.
Schützend stellte Tim sich vor Gaby.
Klößchen war so verdattert wie
der Cowboy und schleuderte den Revolver von sich. Er flog Richtung Treppe — der
Treppe nach unten zu den Schließfächern — krachte auf den Steinboden,
schlitterte und holperte dann — poing, poing, poing — die Stufen hinunter.
„Überfall!“
Der zweite Cowboy hatte seinen
Revolver gezogen. Auch der war zweifellos echt.
„Überfall! Keiner rührt sich!
Hände hoch! Weg vom Alarmknopf, Mann! Wo ist der Direktor?“
Alexander Kies junior,
kostümiert als Formel-1-Pilot, trat vor, nicht gerade zitternd, aber knieweich.
„Ich... bin der Chef.“
„Freu dich! Und mach für meinen
Kumpel den Tresor auf, kapiert! Wir nehmen nur große Scheine. Du füllst meinem
Kumpel die Falttasche und dann...“
„Hier ist der Tresorschlüssel“,
sagte Tim in diesem Moment und warf dem Typ etwas zu: apfelgroß und rund. Tim
stand nur drei Schritte entfernt. Der Trick gelang. Verdutzt fing der
Bankräuber den Gegenstand auf — eine reflexartige Bewegung.
„Neiiiiiin!“, brüllte der
andere, der Ferrari-Fahrer, wie sich später herausstellte — aber schon bebten
die Wände.
*
„Das Überwältigen war dann ganz
leicht“, erklärte Gaby ihrem Vater, dem Kripo-Kommissar. „Der Notarzt musste
sich allerdings um Rettls Hand kümmern. Doch das geschieht dem Kerl recht. Denn
mit Laura und Karin, die wir dann gleich befreit haben, sind die beiden auch
nicht sanft umgegangen.“
Die tödliche Falle
Acht Jahre lang — im Gefängnis
— dachte der Geldräuber nur an eins: an seine Million, die versteckte Beute.
Doch das Geld hat inzwischen sein Komplize verbraucht.
Anfang März pustete der
Frühling laue Luft über den Rathausplatz und TKKG, die sich hier um 13.12 Uhr
trafen, waren viel zu dick angezogen. Aber nicht deshalb glühten Gabys Wangen,
wie Tim sofort sah, sondern aus Empörung.
„Bruno Butzke hat einen
Geldtransporter überfallen und eine Million geraubt“, erklärte sie ohne
Einleitung. „Damals 1990. Er wurde erwischt. Und musste acht Jahre im Gefängnis
Knastbergen absitzen. Nun wird er entlassen und kann seinen Reichtum
verprassen. Eine Schande ist das!“
„Hoppla, Pfote!“, meinte Tim.
„Kein Räuber darf seine Beute behalten.“
„Butzkes Million wurde nie
gefunden, Schlauberger. Angeblich wurde er nach dem Raub selbst beraubt. Hat
ihm zwar niemand geglaubt, aber das Geld ist weg. Klar, er hat’s irgendwo
versteckt. Und ich wette: Darauf freut er sich seit acht Jahren.“
„Täte ich auch“, sagte Klößchen
und schob sich Schokolade hinter die Zähne. „Auf diese Weise wird Gefängnis zum
Vergnügen, nämlich zu einer unendlichen Vorfreude. Woher weißt du das alles,
Pfote?“
„Woher wohl?! Immerhin ist mein
Papi Kommissar bei der Kripo. Auf seinem Schreibtisch lag Butzkes Akte samt
Foto.“
„Wenn wir die Million fänden“,
grinste Tim, „hätten wir Anspruch auf zehn Prozent Finderlohn. Und diese Knete
könnten wir spenden für... hm, für wen?“
„Natürlich für die Behi-Kids“,
ergänzte Gaby und meinte die Tagesstätte für behinderte Kinder im Stadtteil
Westpark-Süd. Dort hatte man die öffentlichen Zuschüsse gestrichen und jetzt
fehlte das Geld an
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