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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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in seine Lungen. Jackie schnüffelte derweil schwanzwedelnd den Weg ab und trabte von rechts nach links und von links nach rechts. Ein herrliches Tier! Es ging doch nichts über einen perfekt dressierten, deutschen Schäferhund!
    „Jackie, bei Fuß!“ , befahl Martin, einfach so, um seine Macht zu spüren. Sofort war der Hund neben ihm. Schön, wenigstens einer hörte auf sein Kommando.
    Eine Stunde später fuhr er durch immer noch sonnenbeschienene Wiesen und Felder zurück in die Stadt, zu seinem Haus, in seinen Hof. Das elektrische Tor schloss sich von selbst hinter seinem W agen. Martin stieg aus, ging nach hinten, ließ Jackie herausspringen und knallte die Heckklappe zu. Der Spaziergang hatte ihm richtig gut getan. Er fühlte sich fast entspannt. Aber nur so lange, wie er nicht an seine Firma dachte: der Umsatzeinbruch vom Anfang des Jahres lag ihm im Magen wie Pflastersteine. Immer, Tag und Nacht.
    Er machte Jackie an der Kette fest und schritt aufs Haus zu. Der Gedanke an das, was ihn dort erwartete, machte ihn auch nicht fröhlicher - eine unzufriedene Ehefrau und eine aufmüpfige Tochter! Die beiden waren so weltfremd, dass es schon wehtat! Die hatten doch keine Ahnung, was es hieß, eine Firma durch die Krise zu führen!
    Martin schloss die Haustür auf und hängte seine Jacke an einen Haken. Wenigstens roch es nach Abendessen, nach Steak und Spargel. Schön. Die Sache mit dem asiatischen Kram hatte er seiner Kurumi ganz schnell abgewöhnt!
    Kurumi stand, eine bunte Schürze vor ihr teures Kleid gebunden, in der Küche und schenkte ihm ein verhaltenes Lächeln.
    „Essen is gleich fertig“ , nuschelte sie mit ihrem komischen Akzent, den er schon lange nicht mehr sexy fand.
    Martin ging ins Esszimmer, dessen Tisch für drei Personen gedeckt war: natürlich keine L iliana. Wieder zurück in den Flur, wo er nach oben brüllte: „Lilly, komm runter!“
    „Is nich da, kommt aber gleich“ , rief Kurumi aus der Küche.
    Martin sah auf seine Armbanduhr. Das Früchtchen hatte wohl wieder Lust auf Hausarrest!
    Fünf Minuten später saß Martin mit Kurumi am Tisch und säbelte an seinem Steak herum. „Die hast du wieder zu lange gebraten!“, beschwerte er sich. „Und die Spargelsoße schmeckt auch irgendwie komisch!“
    Kurumi aß schweigend weiter und schaute unbeirrt auf ihren Teller. Im gleichen Moment hörte Martin jemanden die Haustür aufschließen.
    „Lilly? Komm sofort hierher!“, befahl er.
    Kurz darauf tauchte sie in der Tür zum Esszimmer auf: lang und dünn, in unmöglichen Kl amotten, die langen, schwarzen Haare hingen halb vor ihrem Gesicht, das geschminkt war wie das einer drogensüchtigen Nutte.
    „Na Fräulein Dornsiefer, warst du wieder anschaffen?“ , stichelte er. Ihre schwarzen Augen wurden feucht, aber sie sagte nichts. „Es ist zehn nach sieben, du weißt, dass du um sieben zu Hause zu sein hast! Wo hast du dich rumgetrieben?!“
    „Ich hab mit Lisa Hausaufgaben gemacht, und dann ist ein Bus ausgefallen“ , erwiderte sie patzig.
    „Du kannst mir viel erzählen! Geh in dein Zimmer! Abendessen ist gestrichen! Und sei froh, das schmeckt nämlich furchtbar!“
    Ein kurzer Blick von Liliana zur Mutter, aber die hielt sich heraus. War auch besser für sie. Lilly verschwand, und schon hörte man sie wütend die Treppe hinaufstampfen und oben ihre Zimmertür zuknallen.
    Martin ärgerte sich. Diese Halbwüchsigen hatten keinen Respekt! Weder vor Älteren noch vor dem Eigentum anderer! Hatte dieses verwöhnte Gör irgendeine Ahnung, wie lange er für so eine Zimmertür arbeiten musste?! Für ihre Klamotten?! Für ihren Fernseher, ihren Laptop, den ganzen anderen Scheiß?!
    „Was glotzt du so?!“, fuhr er seine Frau an, die ihn nicht eben liebevoll musterte.
    „Warum du immer so wütend?“ , hauchte sie und hielt mit leidender Miene den Kopf schräg.
    „Warum kannst du immer noch nicht richtig Deutsch?“ , giftete er zurück und warf Messer und Gabel auf den Teller. „Ich brauch jetzt was zur Entspannung!“ Martin schob geräuschvoll den Stuhl zurück und stand auf. „Und vergiss ja nicht, den Hund zu füttern, sonst werde ich echt sauer!“
    Martin warf sich ins Auto und machte sich auf den Weg zu seiner Stammkneipe in der Inne nstadt. Nach einer halben Ewigkeit fand er einen Parkplatz.
    In der Kneipe traf er auf seine alten Freunde Werner und Peter, die nur auf ihn gewartet zu haben schienen. Schön, dass sich auch mal jemand über sein Erscheinen freute! Martin b estellte sich

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