Im Keller
hintere Holztür in den Garten. Zwei uniformierte Kollegen s icherten den Ort des Geschehens, damit niemand Spuren vernichtete, für den Fall, dass es sich doch nicht um Selbstmord handelte.
Und genau das dachte Arthur auf den ersten Blick, aber er ließ erst noch einen zweiten, au sführlichen über Garten und Hausrückseite wandern: gelbblühend die Büsche, weißblühend die Bäume, am Ende des Gartens ein ausladender Walnussbaum, der vom Blühen noch gar nichts hielt. An einem der unteren Äste baumelte Hovenbitzer einen guten halben Meter über dem Boden, in schwarzer Freizeithose, die ihm unter den gewaltigen Bauch gerutscht war, im weißen Unterhemd und mit nackten, dunkelroten Füßen. An einem Fuß hing halb eine Plastikpantolette, die andere lag am Boden. Genau wie ein Stuhl aus hellem Holz, der auf die Seite gekippt dalag. Hovenbitzers Gesicht war blass, die Augen halb geschlossen.
Arthur drehte sich langsam nach rechts, nach links: auf beiden Seiten wuchsen Hecken an den Grenzen zu den Nachbarn. Er sah hinter sich: am Haus keinerlei Terrasse, nur ein gepflaste rter, ein Meter breiter Weg rundum. Ein Fenster im erhöhten Erdgeschoss stand offen. Das warf Fragen auf: warum stand es offen, und wie lange schon?
Arthur wandte sich an den Kollegen. „Wart ihr schon im Haus?“
„Nee, noch nicht.“
„War das Fenster bereits auf, als ihr hier angekommen seid?“
„Ja, ist mir auch sofort aufgefallen.“
„Wer hat den Mann gefunden?“
Kollege Jens zeigte auf das Nachbarhaus links. „Das Ehepaar Müller wohnt da. Oben ist das Schlafzimmer, und als Frau Müller heute Morgen den Rollladen hochzog, guckte sie direkt auf die Leiche.“
„Wo ist die Frau jetzt?“
„Im Haus. Vorhin war der Arzt bei ihr.“
„Gut, dann werde ich -“
Gerade stürmten Benno und Brigitte um die Hausecke, in weißen Overalls, mit ihren randl osen Brillen.
„Du lieber Himmel, wo bleibt ihr denn?! Seid ihr wieder über München gefahren?!“ , begrüßte sie Arthur und deutete hinter sich. „Da hängt der Mann.“
Bruno lächelte mild. „Wir haben uns ein bisschen Zeit gelassen, damit du inzwischen den Fall lösen kannst. Bist du schon fertig?“
„Ich stehe kurz vor dem Durchbruch. Ich muss nur noch mit den Nachbarn reden.“
„Tu das. Brunhilde und ich werden inzwischen die wirklich wichtige Arbeit erledigen.“
Arthur begab sich zurück auf die Straße, wo er den Arzt fand und nach der behandlungsbedürftigen Nachbarin befragte. Der Arzt redete von leichtem Schockzustand, und verwies Arthur ins Haus, wo Frau Müller mit ihrem besorgten Ehemann am Küchentisch saß.
Der Mann, Mitte 50, hatte es geschafft, Hemd und Hose überzuziehen, die Frau, etwas jünger, trug einen pastellfarben gestreiften Frotteebademantel. Das Gesicht kalkweiß, das Haar koh lrabenschwarz, ein interessanter Kontrast.
Auf dem Tisch standen eine Flasche Schnaps und zwei vo lle Gläschen. „Aber Frau Müller“, tadelte Arthur, „Sie können doch keinen Alkohol zu dem Beruhigungsmittel -“
„Nee, die Tabletten wollt e ich nicht“, klärte sie ihn auf. „Ich dachte mir, ein, zwei Schnäpse sind gesünder.“
Wenn sie da mal nicht Recht hatte. Arthur setzte sich zu den beiden an den Tisch mit der g eblümten Plastikdecke, lehnte jedes Gläschen ab und begann mit der Vernehmung von Frau Müller, die immer lockerer und gesprächiger wurde.
„Seit ihm die Marion vor zwei Jahren abgehauen ist, hatten wir kaum noch Kontakt zu Be rtie“, sprudelte es aus ihr heraus. „Er wohnte ja dann ganz allein im Haus und wurde immer mürrischer und immer fetter. Den hat man den ganzen Tag nicht gesehen ... außer vielleicht mal beim Einkaufen, oder wenn er den Rasen gemäht hat. Und dann natürlich, wenn unser Rex sich unter seinem Zaun durchgebuddelt hat - dann konnte man den Berti aber brüllen hören. Ich glaub ja, der hatte Angst vor Hunden.“
„Was für einen Hund haben Sie denn?“
„Einen Fox-Terrier.“
„Das sind ja auch Bestien.“ Arthur lächelte, aber Frau Müller guckte nur verständnislos und goss sich ein Schnäpschen nach.
„Wirkte Herr Hovenbitzer in letzter Zeit so, als wolle er sich umbringen?“
Herr Müller, dessen graues Haupthaar massive Geheimratsecken aufwies, guckte unwillig. „Das kann man den Leuten doch nicht ansehen! Fragen Sie seine Frau, vielleicht weiß die was!“
„Danke für den Rat, Herr Müller.“ Arthur tat gelassen. „Noch was: Ist Ihnen gestern Abend irgendwas aufgefallen? Haben Sie was
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